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Fundamentale Analyse des Bitcoin

Sascha Huber ist Finanzjournalist und schreibt für das Traders Mag‘, ein junges Magazin für Anleger und Börsenhändler. In der Januar-Ausgabe des Magazins hat er einen ausführlichen und gut informierten Artikel über den Bitcoin veröffentlicht: „Die sagenhafte Bitcoin-Rallye„. Mit seiner Erlaubnis veröffentlichen wir einen Auszug aus dem Artikel, der sich den Fundamentaldaten widmet. Herzlichen Dank hierfür!

Eine Anmerkung von mir voran: Die in diesem Artikel präsentierten Hochrechnungen haben mich erfreulich überrascht, da sie relativ hoch ausfallen. Möglich ist alles. Aber es gibt keine Gewähr dafür. Bitte betrachten Sie diese Zahlen als Spekulation. Verlassen Sie sich auf keinen Fall darauf, dass sie sich bewahrheiten. Und setzen Sie bitte nicht Ihr Haus darauf. Nun aber viel Spaß – c.b.

Fundamentale Analyse

Auf der einen Seite gibt es absolute Bitcoin-Fans, die in ihm die neue Weltwährung sehen. Diese ziehen das Weltbruttosozialprodukt heran, das zuletzt bei zirka 63 Billionen US-Dollar gelegen haben dürfte, und rechnen dann um, was ein Bitcoin wert sein müsste, wenn der Bitcoin die neue Weltwährung würde. Die Rechnung ist hierbei ganz einfach: Man muss einfach jene 63 Billionen US-Dollar durch die maximal mögliche Anzahl an Bitcoins von 21 Millionen teilen und erhält so einen potenziellen Wert von drei Millionen US-Dollar. Doch ganz ehrlich, das halten wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt für völligen Quatsch.

Denn dass in absehbarer Zeit der ganze Welthandel nur noch über Bitcoin abgewickelt wird, ist aus unserer Sicht absolut illusorisch, bei allen Vorteilen, die der Bitcoin bieten mag. Eines allerdings gefällt uns an dieser Rechnung dann doch, immerhin bezieht sie sich „nur“ auf das reale Weltbruttosozialprodukt und lässt derivative Finanzwetten, die so ja nur durch die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken möglich wurden, außen vor. Dieses „Best-Case-Szenario“ sollten Sie jedoch vergessen, denn eine solche Rechnung halten wir für unseriös.

Seriös, aber sehr optimistisch: Bitcoin stellt 3% des Bargelds und 1% der Goldvorräte

Die Januar-Ausgabe des Traders Mag‘ ist im Handel erhältlich

Etwas seriöser ist es unseres Erachtens nach, wenn man sich einmal anschaut, wie viel Bargeld weltweit in Umlauf ist und wie hoch die weltweiten Goldbestände sind. Denn Bitcoin ist ja einerseits, Sie erinnern sich, eine Form elektronischen Bargelds, die jedoch – aufgrund ihrer Limitierung auf maximal 21 Millionen Stück – andererseits über eine  ähnliche Werterhaltungsfunktion wie zum Beispiel Gold verfügt. Insofern ist es durchaus richtig anzunehmen, dass der Bitcoin sowohl einen Teil des weltweiten Bargelds als auch einen Teil des weltweiten Goldvorrats ersetzen könnte. Der weltweite Bargeldumlauf liegt – aktuellen Schätzungen zufolge – bei zirka 15 Billionen US-Dollar und die weltweiten Goldvorräte belaufen sich auf aktuell etwa zwölf Billionen US-Dollar. Geht man nun davon aus, dass der Bitcoin auf mittlere bis lange Sicht zirka drei Prozent des weltweit umlaufenden Bargelds sowie ein Prozent der weltweiten Goldvorräte substituieren kann, so wäre dazu eine Marktkapitalisierung des Bitcoin in Höhe von 15 Billionen US-Dollar x 0,03 + 12 Billionen US-Dollar x 0,01 = 0,45 Billionen US-Dollar + 0,12 Billionen US-Dollar = 0,57 Billionen US-Dollar = 570 Milliarden US-Dollar nötig. Dementsprechend läge der fundamental faire Wert eines Bitcoin dann bei 570 Milliarden US-Dollar geteilt durch 21 Millionen Bitcoin und somit bei knapp 27 150 US-Dollar. Diese Rechnung halten wir schon für weitaus seriöser, wenngleich immer noch für sehr, sehr optimistisch.

Ebenfalls seriös, aber weniger optimistisch: Bitcoin übernimmt Funktionen von Kreditkarten und Online-Zahlungsanbietern

Interessant ist es dagegen sich anzuschauen, wie hoch heute das Volumen ist, das über Online-Zahlungsanbieter wie Paypal oder Western Union, aber auch über Kreditkartenanbieter wie American Express, Mastercard oder VISA abgewickelt wird. Die Kreditkartenanbieter wickelten dabei zuletzt Transaktionen im Gesamtvolumen von etwa sieben Billionen US-Dollar ab und die Online-Zahlungsanbieter in Höhe von zirka 50 Milliarden US-Dollar. Während man den großen Kreditkartenanbietern wohl kaum mehr als 2,5 Prozent ihres Marktes abnehmen können wird, sieht es in Bezug auf die Online-Zahlungsanbieter wohl besser aus. Denn da Bitcoin als „Internetwährung“ bekannt wurde, dürfte man gerade diesen Online-Zahlungsanbietern durchaus bis zu 20 Prozent ihres Marktes abnehmen können.

Demnach läge der fundamental faire Wert wohl bei 7 Billionen US-Dollar x 0,025 + 50 Milliarden US-Dollar x 0,2 = 0,175 Billionen US-Dollar + 10 Milliarden US-Dollar = 175 Milliarden US-Dollar + 10 Milliarden US-Dollar = 185 Milliarden US-Dollar. Dementsprechend läge der fundamental faire Wert eines Bitcoin dann bei 185 Milliarden US-Dollar geteilt durch 21 Millionen Bitcoin und somit bei zirka 8810 US-Dollar.

Egal wie man es aus fundamentaler Sicht auch rechnet, die aktuellen Bitcoin-Kurse von mehr als 1000 US-Dollar erscheinen noch nicht überzogen. Denn selbst wenn Bitcoin den Kreditkartenanbietern nur ein Prozent ihres Marktes und den Online-Zahlungsanbietern nur fünf Prozent ihres Marktes abnehmen könnte, läge der fundamental faire Wert eines Bitcoin immer noch bei gut 3450 US-Dollar. Fundamental betrachtet sind Bitcoins also durchaus immer noch sehr interessant, wenngleich sich der Kurs in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren nicht noch einmal um den Faktor eine Million vervielfachen kann.

Vorsicht: Das knappste Angebot nützt nichts, wenn die Nachfrage gegen Null tendiert“

Allerdings sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass a) sich der Kurs des Bitcoin in den letzten drei bis vier Jahren schon mehr als nur gut entwickelt hat und b) der Kurs des Bitcoin über keinerlei „inneren“ Wert verfügt und somit ausschließlich von Angebot und Nachfrage abhängig ist. Wenngleich daher das Angebot an Bitcoins auf maximal 21 Millionen Stück sehr eng begrenzt erscheint, kann es hier jederzeit zu heftigen Kursbewegungen – und zwar nicht nur nach oben, sondern eben auch nach unten – kommen. Denn das knappste Angebot nützt nichts, wenn die Nachfrage gegen Null tendiert. Insofern war, ist und bleibt der Bitcoin ein sehr spekulatives „Investment“, auf das man keineswegs seine Alterssicherung aufbauen sollte.

Ein bis vor wenigen Monaten immer wieder heftig diskutiertes mögliches Verbot des Bitcoin durch die US-Regierung oder andere Regierungen scheint heute hingegen keine große Gefahr mehr zu sein. Denn einerseits äußerten sich Vertreter der US-Regierung bei einer Anhörung im Senat zuletzt durchaus positiv zu Bitcoin, andererseits hätte ein Verbot aber – aufgrund des dezentral angelegten Bitcoin-Netzwerks – ohnehin keine Aussicht auf Erfolg. Insofern würde ein Verbot den Bitcoin zwar in den Schwarzmarkt drängen, er würde jedoch im Untergrund weiter existieren.

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