Website-Icon BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Nach Trump-Wahl: Überall herrscht Panik, und Bitcoin started durch als Krisenwährung. Oder?

Gut für Bitcoin? Atombombentest Romeo (Sprengkraft 11 Mt). Bild vom National Nuclear Security Administration der USA. Lizenz: Gemeinfrei

Vermutlich haben Sie es gehört: Donald Trump wurde Präsident der Vereinigten Staaten. Laut einer Menge Medien started Bitcoin nun als Safe Haven durch – als die Währung, mit der man durch den Weltuntergang kommt. Klingt gut, ist aber irgendwie…

Nachdem Donald Trump zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, geben sich die meisten deutschen Medien verschnupft. Wie können diese Amerikaner ernsthaft diesen … Trump wählen? Europa ist empört darüber, dass als tatsächlich ein Kerl der Präsident des mächtigsten Landes der Erde geworden ist, der im besten Fall einamerikanischer Berlusconi wird, und im schlimmsten Fall den dritten Weltkrieg beginnt.

Die Bitcoin-Welt ist nicht unbedingt neutraler. Aber das auf eine andere Art. Viele Bitcoiner stehen der Präsidentschaft Trumps offener gegenüber. Einige, weil sie kein Problem mit narzistischen Milliardären im allgemeinen und mit Trumps Politik im speziellen haben. Bei den meisten war es jedoch eher ein etwas bizarres Verhältnis zur Apokalypse, das sie innerlich zumindest ein klein wenig jubeln ließ, als das Ergebnis der Wahl feststand. Viele Bitcoiner gefallen sich eben darin, auf den Trümmern des Weltuntergangs zu tanzen, während der Kurs zum Mond aufsteigt.

Und just in dem Moment, in dem Trumps Wahl bekannt wurde, sprang der Bitcoin-Preis auf 730 Dollar.

Alle drehen durch

Der Coinspondent hat eine Reihe von Zitaten aus der Bitcoin-Community gesammelt. Überwiegend auf twitter. Die Zitate zeigen, dass „der Bitcoin Kurs nicht steigt, weil die Wahl von Donald Trump eine gute ist. Es geht vielmehr um die Trennung von Geld und Staat. Einem Staat, der bald von Donald Trump geführt wird.“

Sagen wir es so: Donald Trump ist der lebende Beweis, dass Demokratie doof ist, und Bitcoin ist ein Geld, das nicht unter der Kontrolle der Demokratie liegt. Also auch nicht unter der Kontrolle des US-Präsidenten. Je schlechter der Präsident, desto besser der Bitcoin. Und weil der Trump eben der Trump ist, ist Bitcoin nun erst recht geil. Kyle Torpey, Bitcoin-Journalist, twitterte daher, dass dies der Grund ist, warum Bitcoin überhaupt erst erfunden wurde.

Einen anderen, etwas apokalyptischeren Grund, hat Coindesk schon kurz vor der Wahl gebracht. In dem Artikel „Bitcoin Trader glaubt, dass ein Sieg von Trump einen Anstieg des Preises triggern kann“ erzählt ein Hedge-Fond Manager: „Ich glaube, eine Präsidentschaft von Trump wäre großartig für Bitcoin, so ähnlich, wie ein Nuklearkrieg großartig für Bitcoin wäre. Es wäre eine epochale Katastrophe in vielerlei Beziehung – Wirtschaft, Geopolitik, Demokratie – und in der Furcht und dem Chaos wäre Bitcoin ein defensives Asset, dem sich viele Leute zuwenden würden.“

Dann geschah es.

Die Börsen wurden eröffnet. Bitcoin sprang, der DAX und der Dow Jones fielen. Und noch bevor die Märkte nach dem Schock richtig durchatmen konnten, hatte die Presse beschlossen, was passierte: „Donald Trump Wahlsieg führt zur Flucht in Bitcoin“, „Bitcoin is surging thanks to Trump’s victory“ (thenextweb), „Donald Trump Wahl lässt Bitcoin Preis steigen“, „Trump gewinnt die US-Wahl und Bitcoin reagiert“. Sogar der Focus erkärt seinen Lesern, „Warum Investoren nach Trump-Sieg auf die Internetwährung setzen“, und CNBC titelt, ohne rot zu werden: „Bitcoin boosted by safe-haven demand after Trump victory“.

CNBC zitiert einen CEO einer Crypto-Firma, der erklärt, dass der Preis wegen der Unsicherheit anstieg, die mit Trumps Wahlsieg einhergehe. „Bitcoin gibt sich mal wieder als eine Form von digitalem Gold und korreliert deutlich mit dem Edelmetall – wenn es zu Unsicherheiten kommt, sind ‚Save Haven Assets‘ im Auftrieb.“

Klingt gut, kommt aber anders

Nach all den Berichten möchte man meinen, dass Bitcoin explodiert, während die Aktien rund um die Welt in die Keller rauschen. Die Wahrheit allerdings sieht anders aus. Nämlich beinah gegenteilig.

Bitcoin steht nach einem kurzen Höhenrausch auf 740 Dollar wieder bei knapp 720 Dollar. Es hat sich nicht viel verändert. Eine Handvoll Dollar höher als vor der Wahl, aber immer noch deutlich tiefer als Anfang November, bevor ein China-Gerücht den Markt auf Talfahrt geschickt hat. Die Trump-Wahl war weitgehend irrelevant. Vermutlich haben ein paar Trader gekauft, weil sie darauf spekuliert haben, dass sich andere Leute Bitcoins als „Krisenwährung“ zulegen. Offensichtlich geschah das nicht, einige Trader haben Gewinne abgeschöpft, andere Verlust gemacht.

Spannender ist ehrlich gesagt der DAX. Kurz nach der Wahl fällt der Kurs tatsächlich, auf 10.300 Punkte. Ich vermute mal, einige Trader haben spekuliert, dass nun der große Ausverkauf beginnt. Nachdem der ausblieb, rappelte sich der Kurs im Laufe des Tages glänzend auf, steht nun bei knapp 10.700 Punkte, was schon nahe an das Jahreshoch rankommt. Einige Trader haben am Boden gekauft, andere auf der Spitze.

Aber in den USA, da crash es jetzt wenigstens, oder? Ganz und gar nicht. Der Dow Jones, der Leitindex des US-Aktienmarktes, setzte nach kurzen Absturz unter die 18.000 Punkte zu einer kleinen Rally an – und machte mit mehr als 18.600 Punkten ein Allzeithoch.

Panik sieht anders aus, ein Safe Haven scheint nicht gefragt zu sein. Oder war das erst der Anfang, und der kleine Rücksetzer ist nur eine Bärenfalle? Stimmt ab! An unserer Umfrage teilnehmen

Die mobile Version verlassen