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SegWit2x abgeblasen. Und jetzt?

Das Salomonische Urteil, Italien 18. Jahrhundert. Lizenz: Public Domain

Gestern Abend hat Mike Belshe die SegWit2x Initiative für beendet erklärt. Kein Konsens, keine Fork. Ob das jetzt ein Grund zum Jubeln ist, oder das Gegenteil, muss sich noch zeigen. Der Preis reagiert eher gar nicht.

SegWit2x hatte, schreibt Mike Belse in einer E-Mail an die SegWit2x-Mailing-Liste, einen „einfachen Zweck: Die Blocksize zu erhöhen und die Skalierbarkeit von Bitcoin zu verbessern.“ Im Mai, als SegWit2x beschlossen wurde, war „die Bitcoin-Community in einer Krise, nachdem sie drei Jahre lang heftig gestritten hatte, und ein Konsens für SegWit mit 30 Prozent Mining-Unterstützung in weiter Ferne zu liegen schien.“

Die SegWit2x-Initiative hatte Erfolg darin, diese Blockade zu brechen und SegWit zu aktivieren. Das zweite Ziel – die 2MB Hardfork – wurde jedoch gestern Abend ad Akta gelegt. „Wir glauben zwar weiterhin, dass eine größere Blocksize unbedingt notwendig ist, aber es gibt etwas, was wir für noch wichtiger halten: die Community zusammen zu halten. Und leider ist es klar, dass es uns nicht gelungen ist, einen ausreichenden Konsens für ein sauberes Blocksize-Upgrade zu schaffen.“

Dementsprechend, so Mike Belshe, werde man die Pläne für das kommende 2MB Upgrade aussetzen. Unterschrieben ist die Mail von Mike Belshe (Bitgo), Wence Casares (Xapo), Jihan Wu (Bitmnain), Jeff Garzik (Bloq), Peter Smith (Blockchain.info) und Erik Vorhees (ShapeShift). Nachdem mehrere der Unterzeichner die Echtheit dieser Mail bestätigt haben, und auch BitPay in einem Post dazu aufgefordert hat, SegWit2x abzublasen, dürfte klar sein: Das umstrittene 2x-Upgrade wird nicht stattfinden.

Die meisten Bitcoin-Unternehmen dürften diese Entscheidung mit Erleichtung aufgenommen haben: keine Hardfork, kein Chain-Split, keine Unruhe, keine Gefahr, Kundenguthaben durch Verwechslungen zu verlieren. Die Märkte haben dementsprechend spontan auf die Nachricht reagiert; der Bitcoin-Preis sprang aufwärts und erreichte ein neues Allzeithoch bei etwa 7.900 Dollar.

Gestern gab es mal wieder ein neues Allzeithoch auf Bitcoinity.org zu bestaune. War allerdings nur von kurzer Dauer.

Allerdings ging es danach wieder abwärts. Der Kurs fiel kurzzeitig auf unter 7.000 Dollar und steht nun bei knapp 7.100 Dollar. Dies entspricht etwa 6.150 Euro, womit Bitcoin im Vergleich zum Vortag etwa 2-3 Prozent verloren hat. Ob dies daher rührt, dass die Märkte Bitcoin1x doch nicht so toll finden, ist schwer zu sagen. Der „Hedge“ gegen ein Scheitern von SegWit2x, Bitcoin Cash, schneidet nur unwesentlich besser ab als Bitcoin und liegt im 24-Stunden-Durchschnitt auch im Minus.

Alle im grünen Bereich, nur Bitcoin und Bitcoin Cash nicht. Quele: Coinmarketcap.com

Die Gewinner des Tumults von gestern Abend sind dagegen klar die Altcoins. Ethereum, Ripple und Dash sind mit rund 5 Prozent im Plus; Neo, Nem, IOTA, Cardano und Monero sogar mit 15-30%. Der Anteil von Bitcoin an der gesamten Marktkapitalisierung der Kryptomärkte, der vor einigen Tagen wieder mehr als 62 Prozent erreicht hatte, sank zurück auf weniger als 59 Prozent. Dies bestätigt klar die Theorie, dass die Kryptotrader in Bitcoin gegangen sind, um von der Hardfork und dem Chain-Split zu profitieren. Nun, da diese abgesagt ist, fließt das Geld wieder zurück in die spekulativeren Altcoin-Märkte.

In der Bitcoin-Szene wird das Ende von SegWit2x überwiegend positiv aufgenommen. Wenn auch aus vollkommen anderen Gründen: Die einen feiern das Scheitern der Hardfork-Initiative als Erfolg von Bitcoin gegen einen Putsch von Unternehmen und als Sieg des Konsens. Die anderen halten das Scheitern von SegWit2x zwar für den Erfolg von Troll-Kampagnen und Zensur, sind aber optimistisch, dass nun der Aufstieg von Bitcoin Cash beginnt.

Was genau das Ende von SegWit2x nun für Bitcoin bedeutet, ist derzeit noch nicht zu sagen. Dies wird auch davon abhängen, ob SegWit noch zur echten Skalierbarkeitslösung wird – derzeit ist es das offenbar nicht, da weiterhin mehr als 60MB Transaktionen Schlange stehen müssen – und davon, ob es sich große Firmen wie BitPay und ShapeShift weiterhin leisten können, die hohen Transaktionsgebühren zu bezahlen. Für Bitcoin, soviel steht fest, fiel gestern eine Richtungsentscheidung.

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