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Bitcoin Cash: Wird die November-Fork zum November-Blues? Die Hoffnung liegt auf Bitcoin Unlimited

Bitcoin Cash diskutiert und streitet über die geplante Hardfork im November. Während die Entwickler von ABC ungerührt von Widerspruch auf ihrem Kurs bleiben, kündigt Craig Wrights nChain einen eigenen Bitcoin-Client an. Einzig Bitcoin Unlimited scheint sich zu bemühen, Bitcoin Cash zusammen zu halten – und verabschiedet sich von dem Konzept, regelmäßig Hardforks zu machen.

Manche Dinge sind es nicht wert, sollte man meinen. Weder das, was BitcoinABC noch nChain plant, ist es wert, eine Spaltung von Bitcoin Cash zu riskieren. Aber weder die eine noch die andere Partei scheint bereit zu sein, auch nur eine Haaresbreite Kompromissbereitschaft zu demonstrieren.

Von vorne: Es gehört zur Gründungsidee von Bitcoin Cash, in regelmäßigen Intervallen solange Hardforks zu veranstalten, bis das Bitcoin Protokoll bereit ist, endgültig zu versteinern. Bisher fanden diese Hardforks alle sechs Monate statt und waren auch weitgehend unproblematisch. Nun aber droht die nach regulärem Turnus im November stattfindende Hardfork die Bitcoin-Cash-Community zu spalten.

ABC gegen nChain

Es beginnt damit, dass BitcoinABC, das sich selbst als Leitclient versteht, das Programm für die November-Hardfork vorgestellt hat. Darunter ist unter anderem die Einführung einer verpflichtenden kanonischen Ordnung der Transaktionen sowie die Aktivierung eines neuen op-Codes, mit dem man die Signatur beliebiger Nachrichten prüfen kann. Über beide Ideen wird seit einiger Zeit diskutiert und gestritten, ohne dass so etwas wie ein Konsens bestehen würde. Die einen sagen, die Features sind gut, die anderen, sie sind schädlich.

Craig Wright, der als Pseudo-Satoshi ein patentesammelndes Maskottchen von Bitcoin Cash geworden ist, lehnt beide Vorschläge ab. Als „Chefwissenschaftler“ der Firma nChain, die in mehrere Bitcoin-Cash-Startups investiert hat, und Berater des Mining-Pools CoinGeek hat Wright einen Einfluss, der weit über seine Rolle als unterhaltsamer Hochstapler hinausgeht. Wright und CoinGeek haben einen Gegenvorschlag zum Programm von ABC gemacht, der mit diesem keinerlei Schnittstelle hat. Vor allem soll die maximale Blocksize auf 128 Megabyte erhöht und die letzten originalen op-Codes reaktiviert werden. Nun hat nChain angekündigt, einen eigenen Client zu veröffentlichen, Bitcoin SV, wobei SV für „Satoshi’s Vision“ steht.

Die Vorschläge von ABC und nChain haben eines gemeinsam: Sie sind weitgehend unnötig. Mit einer Blocksize von im Durchschnitt etwa 50 Kilobyte und keinem Anzeichen von Wachstum, ist es im besten Fall kreuzunnötig und im schlimmsten Fall schädlich, das Limit auf 128 Megabyte zu erhöhen. Dasselbe gilt auch für eine kanonische Transaktionsordnung. Diese ist, so die Entwickler von ABC, ein wichtiger Baustein für ein massives Skalieren hin zu einer Blocksize von 100 Megabyte oder mehr – also etwas, das man derzeit in keinster Weise braucht, und vermutlich auch nicht im Laufe der nächsten zehn Jahre.

Nicht viel besser sieht es mit den op-Codes aus. Mir ist weder eine interessante Anwendung des von BitcoinABC gewünschten checkdataverify noch der von nChain gewünschten reaktivierten Codes bekannt, wie auch die in der letzten Hardfork reaktivierten op-Codes eher ein Rohrkrepierer waren. Im besten Fall ist es egal, im schlechtesten eröffnet es neue Angriffsvektoren.

Ebenfalls gemeinsam haben ABC und nChain, dass sie vollkommen unnachgiebig sind. Weder die eine noch die andere Partei scheint willig zu sein, einen Kompromiss vorzuschlagen oder anzunehmen. ABC verlässt sich darauf, die Stellung als Leitimplementierung zu genießen. Da die ABC-Entwickler auch die Webseite bitcoincash.org besitzen (oder beeinflussen), können sie dort so tun, als wäre das Upgrade bereits beschlossene Sache und User müssten nur noch warten, bis die anderen Clients auch bereit sind. nChain bzw. CoinGeek dagegen pochen darauf, dass Entwickler nichts, und Miner alles zu entscheiden haben.

Damit droht die Hardfork, in einer Spaltung zu enden. Diese Aussicht allein dürfte für User und Unternehmen sehr viel mehr Schaden anrichten, als die Features der Hardfork selbst im idealen Fall nutzen können.

Bitcoin Unlimited: Der Client für die Kompromisbereiten

In der Mitte der beiden Parteien steht Bitcoin Unlimited. Der Ideengeber Peter Rizun hat bereits auf Twitter einen Kompromiss vorgeschlagen:

Nun versucht Bitcoin Unlimited, die Kompromissbereitschaft in den Code zu bringen. Der Chefentwickler Andrew Stone hat ein BUIP (Bitcoin-Unlimited-Improvement-Proposal) geschrieben, in dem er eine gewisse Frustration mit ABC und nChain zum Ausdruck bringt:

„Repräsentanten von Bitcoin Unlimited haben mögliche Kompromisse mit Repräsentanten der beiden Gruppen erkundet, ohne jedoch bisher Erfolg zu haben. Selbst die kleinsten Änderungen (wie das Ändern einer Konstante, damit es besser passt) wurden zurückgewiesen. Da die Strategie ‚keine Änderung, egal wie vernünftig sie ist, außer der meinigen‘ von beiden Organisationen verfolgt wird, kann ich nur mit Bedauern feststellen, dass es erneut um Macht und Egos geht und nicht um die technischen Vorteile und die User.“

Andrew Stone erklärt, dass er gehofft habe, dass die Hardfork alle sechs Monate dabei hilft, neue User und neue Anwendungen zu gewinnen, so dass es das Risiko, das mit einer Hardfork einhergeht, wert ist. „Diese Strategie ist gescheitert. Die regelmäßigen Hardforks wurden nicht genutzt, um irgendein neues Feature zu aktivieren, das signifikante Anwendungen für Konsumenten ermöglicht“. Stone schlägt daher eine neue Strategie für Bitcoin Unlimited vor: „Der Bitcoin Unlimited Client wird Features von beiden Organisationen implementieren und es erlauben, diese Feature entweder durch die Wahl von Minern mit Version Bits, die explizite Konfiguration oder einen Emergent Consensus zu aktivieren.“

Indem Bitcoin Unlimited es erlaubt, Features selbständig in den Konfigurationen an- oder abzuschalten, aber im Zweifel der Mehrheit der Hashrate zu folgen, könnte Bitcoin Unlimited zu dem Client werden, der Bitcoin-Cash-Usern und Unternehmen, die einen Bitcoin-Cash-Node betreiben, Stabilität auch dann verspricht, wenn sich die anderen Teams in einem Streit verkeilen, der nur durch den Konsens der Hashrate gelöst werden kann. Es könnte das sein, was Bitcoin Cash derzeit mehr als alles andere braucht.

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