Website-Icon BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

15 Prognosen zum Kryptomarkt im Jahr 2020

Geschäftsmann befragt leuchtende Glaskugel nach der Zukunft. Bild von InfoWire.dk via flickr.com. Lizenz: Öffenliche Domäne

Das Jahr nährt sich dem Ende, und bevor ich mich in den Weihnachts- und Neujahrsurlaub verabschiede, möchte ich noch einige Vorhersagen für 2020 wagen. Dabei versuche ich, keine Wischi-Waschi-Prognosen abzugeben, die wahr werden müssen, weil sie nicht falsch sein können. Stattdessen werde ich möglichst konkret werden, auf die Gefahr hin, prächtig daneben zu liegen.

Mehr Börsen integrieren Lightning – die Liquidität im Netzwerk erreicht mehr als 10.000 Bitcoin

Bitfinex hat es vorgemacht, die anderen werden folgen: Börsen werden Lightning integrieren, um Echtzeit-Einzahlungen zu erlauben. Im Jahr 2020 werden Bitstamp, Poloniex, Bitmex und BTSE, vielleicht auch Kraken und Bittrex, auf den Lightning-Zug aufspringen. Sobald einige Börsen im Spiel sind, wird der Druck auf die anderen, auch mitzumachen, spürbar ansteigen. Dies wird zu einer Explosion der Liquidität im Lightning-Netzwerk führen, die sich von derzeit etwa 800 Bitcoin auf mehr als 10.000 Bitcoin aufbläst. Dadurch wird es immer besser möglich werden, auch große Summen über das Lightning-Netzwerk zu überweisen.

… aber der Durchbruch als Zahlungsmittel bleibt weiterhin aus

Dennoch wird sich Lightning nicht als alltägliches Zahlungsmittel durchsetzen. Für die meisten User wird das offchain-Netzwerk weiterhin viel zu kompliziert bleiben. Es ist schon schwer genug, sich auf Bitcoin einzulassen. Wenn dann noch Payment-Channels und Liquiditätsmanagement dazukommem und man online sein muss, um Geld zu empfangen, wird der Normaluser längst wo anders sein. Andere Coins – etwa Dash, Bitcoin Cash oder Bitcoin SV – könnten das zwar besser, haben aber bei weitem nicht genügend Netzwerkeffekte, um wirklich etwas zu reissen. Daher werden Kryptowährungen als Zahlungsmittel auch Ende 2020 eine Nischendasein fristen.

„Saving Technology“ bleibt der dominierende Narrativ – ist aber schwächer als je zuvor

Wie schon 2019 wird die Bitcoin-Szene die Geschichte predigen, dass Bitcoin eine „Savings-Technologie“ sei und dies durch hübsche Grafiken des Stock-to-Flow-Indexes (S2F) untermalen. Neben den üblichen Verdächtigen werden wir auch Vermögensverwalter und weitere Banken sehen, die diesen Narrativ verbreiten. So wird Bitcoin mehr denn je als Technologie für den Sparer beworben, und das genau in der Zeit, in der Bitcoin als solche weitgehend versagt. Noch niemals gab es in der Geschichte von Bitcoin einen so ausdauernden Bärenmarkt, und noch niemals gab es so wenig Hoffnung auf ein neues Allzeithoch. Sollte dies das ganze Jahr über so bleiben, wird sich der S2F-getriebene Narrativ der Savings-Technologie selbst dekonstruieren.

Der Preis wird kein neues Allzeithoch sehen

Nachdem mittlerweile jeder und sein Bankberater irgendwo gehört haben, dass Bitcoin 2020 ein neues Allzeithoch erklimmt, dürfte klar sein, dass genau dies nicht passieren wird. Der Preis wird zunächst den derzeitigen Abwärtstrend fortsetzen – ich wäre nicht überrascht, Preise von etwa 3.000 Euro zu sehen – um sich dann auf recht tiefem Niveau einzupendeln. Kurz vor dem Halfing Mitte Mai wird es eine kurze Rally geben, aber diese wird kurz nach dem Halfing wieder in sich zusammenfallen. Von hier aus wird es heikel: Auf der einen Seite könnten die tiefen Preise für viele ein guter Einstiegspreis werden, was den Kursverfall aufhalten könnte. Auf der anderen Seite könnten viele Vermögensverwalter und Portfoliomanager von der Performance von Bitcoin so enttäuscht sein, dass sie nun erst recht verkaufen. Dies könnte auch zu einer schmerzhaften Kapitulation langjähriger Holder führen, generell die Idee von Bitcoin als Investmentprodukt demolieren und durch den Bankrott vieler Miner auch die Sicherheit des Netzwerks beeinträchtigen. Ich vermute aber, dass wir im frühen Herbst eine Stabilisierung der Kurse sehen und von dort aus einen langsamen, aber stetigen Aufwärtstrend.

HodlHodl, Binance und BlueWallet werden die EU verlassen oder dicht machen

Die EU setzt im kommenden Jahr die 5ML-Geldwäscheregeln um. Dies wird für viele Bitcoin-Firmen in der EU harte Folgen haben, da KYC (Know-Your-Customer) nun definitiv und unzweideutig zur Pflicht wird. Startups wie Bottlepay – eine Lightning-Tipping-Plattform – haben das bereits eingesehen und deswegen die Schoten dicht gemacht. Für viele andere dürfte 2020 das Jahr werden, in dem sie erkennen, dass die EU nicht länger die Heimat ihres Geschäftes sein kann. Ich denke etwa an die P2P-Börse HodlHodl, die Lightning-Bank-Wallet BlueWallet oder die Multicoin-Börse Binance, die ein eher laxes KYC-Management pflegt. Sie und noch weitere werden entweder das Geschäft schließen oder die EU verlassen. Es könnte sein, dass es in manchen Regulierungsoasen Mitte 2020 eng werden wird, weil sich so viele Krypto-Startups dort niederlassen.

Zcash und Monero werden von einigen Börsen verschwinden

Die globale Regulierung von Kryptowährungen – nicht nur durch die EU und die SEC, sondern auch durch die FATF – wird noch weitere Folgen zeitigen. Gerade für Privacy-Coins wie Monero und Zcash wird die Luft eng werden. Zwar erfüllen die Coins formal die Travel-Rule der FATF (laut der eine Börse wissen muss, wohin eine Zahlung geht), aber sie machen es schwierig, die Effizienz dieser Regeln zu überwachen und, genereller, die Herkunft von Coins über mehrere Sprünge nachzuverfolgen. Während solche Coins also formal erlaubt bleiben, wird die Regulierung es für Börsen sehr schwer – und auch teuer – machen, diese anzubieten. Daher werden wir 2020 einige Börsen sehen, die Monero und Zcash vom Handel nehmen. Gleichzeitig werden sich Börsen aufgrund der Regulierung genauer überlegen, welche Coins sie listen, da die Compliance-Kosten, die jeder Coin verursacht, steigen werden. Es wäre also denkbar, dass die schärfere Regulierung zu einer Auslese im Krypto-Handel führen wird.

Es wird Tote wegen Ransomware geben

Ransomware hatte 2019 einen interessanten Trend: Während die Angriffe früher eher nach dem Gießkannenprinzip abliefen, richteten sie sich 2019 auf konkrete Ziele, um dort den größtmöglichen Schaden anzurichten und das höchstmögliche Lösegeld für die Entschlüsselung der Daten einzufordern. Es gab viele große Firmen, Stadt- und Kommunalverwaltungen und auch Pflegeheime, deren IT-Systeme durch Ransomware vorübergehend ausgeknockt wurde. Dieser Trend wird 2020 noch zunehmen – und er wird einen Todesfall verursachen. Wie genau dies vonstatten geht, ist noch etwas unklar. Eventuell wird ein Sicherheitssystem, etwa zur Überwachung eines Kraftwerks oder einer Chemiefabrik, im genau falschen Moment ausfallen, oder eine lebensnotwendige Operation muss ausgesetzt werden, weil eine wichtige Info aus dem Computersystem eines Krankenhauses fehlt. Mit diesem Todesopfer wird für einige Staaten eine rote Linie überschritten sein, und Ransomware könnte die Einstufung als Cyberterrorismus erfahren. Einige Politiker werden beginnen, von einem permanenten Krieg im Cyberspace zu reden.

Ein DAX-Konzern wird Aktien auf der Ethereum-Blockchain tokenisieren

Ethereum ist, trotz der mageren Kurse, bestens aufgestellt für 2020: Es gibt weiterhin eine sehr lebendige Entwicklerszene, mehr Projekte, als man zählen kann, und ein starkes Interesse vieler großer Unternehmen aus den verschiedensten Branchen. Wir werden viele interessante Neuigkeiten von Ethereum sehen. Eine davon wird sein, dass ein DAX-Unternehmen – welches, weiß ich noch nicht genau – Aktien als ERC-Token herausgeben wird. Damit wird Deutschland erneut in der Disziplin der Security-Token eine Pionierrolle spielen.

Ethereum 2.0 wird auch 2020 nicht live gehen

Trotz der starken Stellung wird es Ethereum nicht gelingen, mit „Ethereum 2.0“ live zu gehen. Der Umstieg auf ein Proof-of-Stake-System ist einfach zu komplex und zu gefährlich, als dass die Entwickler dazu den für den finalen Schritt notwendigen Mut aufbringen werden. Ethereum 2.0 wird erneut vertagt werden.

IOTA wird auch 2020 den Koordinator nicht abschalten

Nicht viel besser wird es IOTA ergehen. Der Plan, den „Koo“ abzuschalten, wird auf 2021 verschoben. Auch hier haben wir ein enorm komplexes neues System, sowie das große Risiko, das alte, funktionierende System zu unterbrechen. Anders als Ethereum hat IOTA aber keine so starke Basis, um dies ohne Schaden hinzunehmen. Der Kurs entwickelt sich miserabel, die IOTA-Foundation zeigt Zerfallserscheinungen, und aus den vielen Industrie-Partnerschaften wird auch 2020 kein ernstzunehmendes Projekt entstehen. Für IOTA könnte das kommende Jahr sehr schlecht werden.

Bitcoin Cash wird sich mit Token versuchen, aber scheitern

Bitcoin Cash hat sich im Jahr 2019 von der Hardfork Ende 2018 erholt und stabilisiert. Es gibt eine kreative Entwickler-Szene, eine auf Graswurzel-Marketing konzentrierte Community und weiterhin das Potential, als das „nutzerfreundlichere Lightning“ Punkte im Kommerz zu gewinnen. Allerdings bleibt die Bitcoin-Cash-Szene vergleichsweise klein und von Zankereien zwischen Bitcoin ABC bzw. Amaury Sechet und allen anderen zerrüttet, wodurch die Fortentwicklung von Bitcoin Cash immer in einem leicht fragilen und nervösen Zustand bleibt. Gleichzeitig verzettelt sich die Szene ein wenig, wenn sie versucht, Bitcoin Cash in den Einzelhandel zu bringen, in neue digitale soziale Medien, auf die digitalen Schwarzmärkte – und zugleich versucht, mit Smart Contracts, Memo und Token weniger klassisch-monetäre Blockchain-Anwendungen hervorzubringen. In letzter Zeit gibt es immer mehr Token auf Basis des SLP-Protokolls – auch einen Stablecoin – und Bitcoin Cash wird 2020 versuchen, sich als günstigere Alternative zu Ethereum zu positionieren. Dies wird allerdings scheitern, weil es neben Bitcoin Cash eben auch andere Alternativen gibt, wie Tron, EOS, Waves, Liquid und mehr.

Bitcoin SV wird einen Block von mehr als 600 Megabyte sehen

Bitcoin SV hat kein schlechtes Jahr hinter sich. Die Fork von Bitcoin Cash hat eine Schar von Entwicklern an sich gezogen, indem sie, vor allem durch Unwriter inspiriert, die Blockchain mehr als jede andere Kryptowährung benutzt, um Daten abzuspeichern. Dies hat zu einer vollkommen eigenen Herangehensweise an die Technologie geführt, die von gut ausgeführten Innovationen im Bezahlen, etwa PayMail, flankiert und durch kapitalstarke Investoren unterstützt wird. All dies hat gereicht, um die Entwicklung rund um Bitcoin SV lebendig zu halten und neue Anwendungen hervorzubringen. Dies wird auch 2020 fortgeführt werden. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob Bitcoin SV damit auch User gewinnt. Bislang sind diese nämlich noch extrem rar, vermutlich kommen hier auf einen User zwei Entwickler. Dennoch wird es Bitcoin SV nach dem Genesis-Update gelingen, neue Rekorde in der Blocksize zu erringen. Es wird, prognostiziere ich, in diesem Jahr einen Block mit einer Größe von 600 Megabyte geben. Im ersten Anlauf wird ein solcher Block natürlich verwaisen, doch nach einigen Versuchen wird es entweder BMG oder MemPool gelingen, diesen Megablock an die Blockchain anzuhängen.

Tether werden auch am Ende des Jahres einen Dollar wert sein

Tether, die Dramaqueen unter den Stablecoins, wird auch 2020 für Aufreger sorgen. Es gibt gleich zwei schwelende Prozesse, die Tether wegen Marktmanipulation und falschen Versprechungen zur Deckung anklagen. Beide Prozesse werden 2020 beginnen, aber entweder noch zu keinem Ergebnis oder zum Freispruch von Tether führen. Währenddessen wird sich die Dominanz der Tether-Dollar zugunsten anderer Stablecoins abmildern, ohne dass Tether die Spitzenstellung aufgeben muss. Eventuell werden wir sehen, wie die Tether-Dollar-Token auf das Lightning-Netzwerk oder die Liquid-Sidechain gebracht werden. Am Ende des Jahres wird Tether trotz allen Skandalen und Prozessen dort stehen, wo er das Jahr begonnen hat – bei ziemlich genau einem Dollar.

Weder staatliche Stablecoins noch Libra werden 2020 live gehen

2019 wurde so viel über Stablecoins der Regierungen von China und der EU geredet, so viel über den Stablecoin von Facebook – Libra – geschrieben, dass man für 2020 nicht wirklich viel erwarten kann. Libra steckt bei einem nur halbentwickelten Produkt weiterhin im Sumpf der Regulierung, und die Staaten werden weiterhin darüber nachdenken, wie man einen Stablecoin so zu gestalten hat, dass er die Vorteile der Blockchain nutzt, aber gleichzeitig konform mit dem staatlichen Verlangen nach Kontrolle geht. Die Pläne werden im Lauf der Zeit immer frankensteinischer aussehen und immer weniger mit einer Blockchain zu tun haben, weshalb die staatlich herausgegebenen Blockchain-Stablecoins Ende 2020 eher weiter entfernt sein werden als am Anfang des Jahres. Eventuell werden einige Staaten Ende 2020 einen blockchainlosen Stablecoin ankündigen.

Litecoin wird das Opfer eines 51-Prozent-Angriffs

Irgendwie wird Litecoin im Jahr 2020 unnötig. Es gibt andere Kryptowährungen fürs Bezahlen – Dash oder Bitcoin Cash – die mehr Dampf haben; während der Gebührendruck bei Bitcoin deutlich nachgelassen hat und mit Lightning eine Alternative dämmert, die zwar auch auf Litecoin funktioniert, aber doch nur zeigt, dass niemand Litecoin braucht. Litecoin wird zwar versuchen, durch das Versprechen auf Confidential Transactions oder MimbleWimble – beides Privacy-Lösungen – Relevanz zu gewinnen, aber dies mangels Entwickler niemals umsetzen können. Daher wird Litecoin mit weiterhin fallenden Preisen vor sich herdümpeln und, so ironisch das sein mag, nur durch Ethereum gestützt werden: Denn solange Ethereum die Grafikkarten-Miner an sich bindet, bleibt Litecoin sicher; allerdings wird 2020 den Tag bringen, an dem eine große Menge von Grafikkartenpower oder Scrypt-Asics keine Beschäftigung mehr hat, und deswegen einen 51-Prozent-Angriff auf Litecoin starten wird. Sollte Lightning auf Litecoin bis dahin auch nur eine kleine Reichweite haben, wird dies den 51-Prozent-Angriff nur noch schlimmer machen.

Die mobile Version verlassen