Die Story ist nicht neu, aber derzeit Gegenstand einer Schwemme von Spam-Mails: Die Macher eines Trading-Systems seien in der Höhle der Löwen gewesen und hätten Carsten Maschmayer und Co derart begeistert, dass sie aus dem Stand mehrere Millionen investiert haben. Das System hat ständig wechselnde Namen, Bitcoin Revolution, Bitcoin Profit, Bitcoin Billionaire, Bitcoin Superstart und andere. Es wirkt in allen Fällen aber alles andere als vertrauenserweckend.
In den letzten Wochen und Monaten haben mich Bekannte vermehrt danach gefragt, was es mit Bitcoin in der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ auf sich hat. Sie hätten da eine Mail bekommen, oder etwas sei in einer Whatsapp-Gruppe weitergeleitet worden.
Ich weiß, ich bin spät dran. Die Story ist perfide und gekonnt aufgezogen. Sie geht üblicherweise so: Zwei Studienfreunde hätten einen Trading-Bot entwickelt, der dem Durchschnittsmenschen die Chance geben soll, vom Bitcoin-Boom zu profitieren. Die Plattform heißt mal Bitcoin Revolution, Bitcoin Billionaire, Bitcoin Profit, Bitcoin Code oder Bitcoin Superstar. Es gibt noch einige weitere Bezeichnungen dafür. Diese ständig wechselnden Namen gehören mit zur Strategie des Systems.
Bitcoin Code ist eine weitere Inkarnation desselben Systems wie Bitcoin Revolution und andere.
Also: In der Höhle der Löwen hätten die beiden Studienfreunde ihren Trading-Bot vorgestellt. Frank Thelen habe dann 250 Euro eingezahlt, um es auszuprobieren. Innerhalb von nur wenigen Minuten hat er sein Guthaben auf mehr als 300 Euro erhöht, ein wenig später sogar auf 400. Nach dieser Demonstration wollten Thelen und die anderen Löwen natürlich sofort in das Startup investieren. Die Studienfreunde hatten eigentlich nur ein paar hunderttausend Euro gewollt, wurden nun aber mit Millionen beworfen.
Sie werden zu dem Thema zuhauf Berichte finden. Es gibt eine ganze Legion mehr oder weniger identisch aufgebauter Artikel, die per Google-Werbung an die Spitze Ihrer Suchergebnisse stürmen. Deren Autoren versichern, dass sie den hohen Gewinnerwartungen zunächst kritisch gegenüber gestanden hatten, aber das System ausprobiert haben. Die Profite übertrafen dann alle Erwartungen.
Die Artikel sind gut geschrieben, in der sprachlichen Qualität teilweise sogar höher als „echte Artikel“. Sie wirken wie ein Bericht auf einer Finanzplattform, und kommen sehr viel seriöser daher als Werbetexte für vergleichbare „Angebote“.
Google gibt dem bitcoinmag.de mit seinem irreführenden Artikel sogar so viel Authorität, dass er es in die FAQ der Suchergebnisse schafft.
Erkundigt man sich anschließend bei Google nach den einzelnen Systemen, etwa Bitcoin Revolution oder Bitcoin Superstars, wird man eine Menge seriös wirkender Artikel und Videos finden, die in aller Ausführlichkeit erklären, wie die Systeme funktionieren und weshalb sie kein Betrug sind.
Einige deutschsprachige Krypto-Magazine bekleckern sich hier mit Schande. Das sind etwa kryptoszene.de, bitcoinmag.de und coincierge.de. Sie machen Werbung für die Systeme, anstatt ihre Leser aufzuklären. Dabei scheuen sich nicht mal davor zurück, auch Artikel zu bringen, die die Worte „Scam“, „Betrug“ und „Abzocke“ in Hülle und Fülle enthalten. Damit ziehen sie kritische Suchanfragen auf sich, um zu erklären, dass eine gründliche Recherche gezeigt habe, dass es sich um seriöse Angebote handele.
Das Ziel der Webseiten ist es natürlich, den Leser dazu zu bringen, ihren Links zu folgen. Wenn ein Leser investiert, erhalten die Seiten vermutlich eine Provision. Wer die Links anklickt, landet auf einer gut gemachten Seite: Bitcoin Revolution, Bitcoin Superstar, Bitcoin Billionaire, Bitcoin Profit und so weiter. Oben läuft ein Timer, der einen darüber informiert, dass Registrierungen in wenigen Stunden gestoppt werden, da die Nachfrage so groß sei. Man sollte die Gelegenheit also schnell am Schopf packen.
Weiter unten auf der Seite findet man mehrere Kundenstimmen, die von den großartigen Gewinnen berichten. Bei der Anmeldung hat man sogar die Option, sich ein Passwort vorschlagen zu lassen. So liebevoll ist die Seite aufgezogen. Ein Impressum fehlt allerdings.
Das macht fassungslos
Frank Thelen hat bereits 2018 dementiert, dass ein solches Bitoin-Projekt in der Höhle der Löwen war:
Betrugsanzeigen: Ich trade keine Bitcoins. Es gibt keine schnellen, seriösen Gewinne. Nur harte, ehrliche Arbeit. Und NEIN ich vertreibe auch keine Abnehmpillen. Hier ist die Lösung Fit Taste + Sport 🙂 #dhdl #fake #betrug #GehirnEinschalten pic.twitter.com/toxo4EXvrF
— Frank Thelen (@frank_thelen) May 16, 2018
Auf Youtube hat das Krypto-Magazin bereits mitte 2019 davor gewarnt, dass Bitcoin Revolution ein Betrug sei. Die Seite locke mit hohen Gewinnversprechungen, und tatsächlich könne man in seinem Account zuschauen, wie das Vermögen wächst. Allerdings beklagten sich immer mehr Leute darüber, dass sie das Geld nicht auszahlen können.
Auch Blockchainwelt stellt eindeutig fest: Die Bitcoin-Trading-Plattformen, die Werbung damit machen, dass sie bei der Höhle der Löwen waren, sind eine Abzocke. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sah sich sogar genötig, durch einen öffentlichen Hinweis bekanntzugeben, dass Bitcoin Revolution kein zugelassenes Finanzinstitut sei. Auch wenn sie nicht explizit warnt, ist das üblicherweise eine klare Ansage. Auch der Verbraucherschutz warnt vor diesem System.
Es ist schon lange und mit großer Deutlichkeit klar, dass es sich hierbei vermutlich um eine Abzocke handelt, die mit unverschämten Methoden User wirbt. Egal ob unter dem Namen Bitcoin Revolution, Bitcoin Superstar, Bitcoin Billionaire oder Bitcoin Profit. Was fassungslos macht, ist dass diese Masche nicht nur weiter existiert, sondern derzeit offenbar dabei ist, über Spam-Mails und Whatsapp-Nachrichten einen Höhepunkt zu erreichen.
Wer Werbung bei Google schaltet, ist seriös, oder? Nö. Die Suchmaschine verdient ganz gut an der Abzocke …
Noch fassungsloser macht mich, wie gut es den Protagonisten gelingt, Google für ihre Masche auszunutzen. Das beginnt mit der Google Werbung, die für das jeweilige System Anzeigen bringt, ob nun Bitcoin Revolution, Bitcoin Superstar, Bitcoin Billionaire oder Bitcoin Profit, und es endet damit, dass Google Seiten wie bitcoinmag.de, coincierge.de und kryptoszene.de hoch rankt, wenn man beispielsweise nach „Bitcoin Revolution“ sucht.

