Website-Icon BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Das mysteriöse Startup „21“ will wohl tatsächlich den Rasierer zum Bitcoin-Miner machen

"Shaver" von William Warby via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

„21“ ist das bisher am besten finanzierte Bitcoin-Startup – hüllt sich über sein Geschäftskonzept aber in Schweigen. Dem Alphaville-Blog der Financial Times zufolge ist das Rätsel jetzt gelüftet: „21“ will alles, was Strom frisst, zum Miner machen.

Viel höher können die Erwartungen nicht sein: 21 hat im März bekanntgegeben, dass es 116 Millionen Dollar Investitionskapital eingesammelt hat, um den Bitcoin zum Mainstream zu bringen. Weitere Infos zu dem, was das Startup machen will, gab es nicht. Unter den Investoren waren zahlreiche prominente Wiederholungsinvestoren der US-Tech-Szene und auch der Chiphersteller Qualcomm. Dies und die danach veröffentlichten Stellenanzeigen ließen vermuten, dass 21 etwas mit Hardware machen will – und dass das Konzept gigantisch ein muss. Ansonsten hätte der Gründer Balaji Srinivasan kaum so erfahrene Investoren überzeugen können, so tief ihre Taschen zu öffnen, oder?

Wenn man glaubt, was die Financial Times (FT) in einem Blog unter dem Leitfaden „This is nuts“ (das ist Wahnsinn) schreibt, hat das Rätselraten nun ein Ende – und die Idee von 21 dürfte für manchen etwas enttäuschend sein. Der Plan sei, ASIC-Bitcoin-Chips in allerlei Alltagsgeräte wie Router, Drucker, Spielkonsolen, Rasiergeräte und mehr einzubauen und damit jedes Gerät, das Strom fressen kann, zu einem Bitcoin-Miner zu machen. Dazu arbeite 21 bereits mit Qualcomm und auch Intel zusammen. Um Kunden zu gewinnen, möchte das Startup Geräte kostenlos hergeben und den Preis dadurch refinanzieren, indem es von den Mining-Erlösen 75 Prozent behält und 25 Prozent an die Kunden ausschüttet.

Für die Investoren, meint die FT, klingt das natürlich nach einer klasse Gewinnspanne. Wenn 21 so schnell wächst wie google oder Facebook, dann werden Hunderttausende oder Millionen von Leuten ihren Strom dazu investieren, für 21 Bitcoins zu minen. Unsinnig findet die FT das Konzept aber dennoch. „21 behauptet, Bitcoin zu demokratisieren und zu einem Massenprodukt zu machen, aber es scheint das Mining zu einem Geschäft machen zu wollen, indem es verspricht, jeden in einen schlecht bezahlten Angestellten zu verwandeln.“ Schließlich ist Bitcoin-Mining schon jetzt ein Grenz-Rendite-Geschäft, bei dem es selbst die modernsten Miner in einer günstigen Umgebung schwer haben, mit den geschürften Bitcoins die Stromrechnung zu bezahlen. Man kann nicht ernsthaft erwarten, dass ein Mining, von dessen Ertrag man nur 25 Prozent bekommt, jemals rentabel sein wird.

Mal ganz abgesehen davon, ist es sehr fraglich, wie die Idee bei Geräten funktionieren soll, die noch nicht mit dem Internet verbunden sind. Das Konzept klingt so unglaubwürdig und löchrig, dass ich mich frage, ob es sich nicht um eine Falschmeldung handelt bzw. ob der Blog der FT das wirklich ernst meint.

Auf der anderen Seite ist die Idee, trotz der erwähnten Schwächen, spannend: 21 überträgt das eherne Internet-Gesetz, dass der User nicht der Kunde, sondern das Produkt ist, auch auf Hardware. Und wie wir wissen, ist der User lieber Produkt als Kunde. Ansonsten würden sich Bezahldienste im Internet einer viel höheren Beliebtheit erfreuen. Wenn wir nun annehmen, dass auch elektronische Konsumgüter so kostenlos sein könnten wie ein E-Mail-Account und rückwirkend durch Strom bzw. Mining abbezahlt werden, dann haben wir eine völlig neue Form des Leasing. Dies würde es den Konsumenten ermöglichen, sich noch viel mehr Elektronik ins Haus zu schaffen. Unabhängig davon, ob dies nötig oder wünschenswert ist. Auch für das von 21 ebenfalls anvisierte Internet-of-Things könnte es praktisch sein, autarke Geräte beispielsweise in Zeiten des Stromüberflusses einfach Bitcoins minen zu lassen. Für das Bitcoin-Netzwerk schließlich wäre ein massenhaftes Aufkommen von Minern in allen Arten von Geräten ohne Zweifel hilfreich.

Aber all das hört sich für den Moment aber noch zu futuristisch an, um es ernstzunehmen.

 

 

Die mobile Version verlassen