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Beta für OpenBazaar 2.0 ist online: Bessere Suchfunktionen, Tor-Support und Offline-Stores

Der dezentrale Marktplatz OpenBazaar liefert mit der Version 2.0 einige lange gewünschte Features: Indem die Shops im Interplanetary File System (IPFS) gespeichert werden, können sie auch online sein, wenn der Besitzer offline ist. Die Integration von Tor schafft mehr Privacy, und die Einbindung von externen Suchmaschinen macht den Marktplatz endlich übersichtlicher. Reicht das, um OpenBazaar zum Durchbruch zu verhelfen?

OpenBazaar ist ein dezentraler Marktplatz. Im Grunde ist es nur eine Software, die sich jeder herunterladen kann. Mit ihr kann man einen Online-Shop eröffnen und andere Shops browsen. Das Netzwerk baut sich ohne Zentrum auf, jeder, der die Software benutzt, ist gleichzeitig Client und Server, eine Anmeldung oder Registrierung ist nicht notwendig. Dank der Bezahlung mit Bitcoin und Multisig-Verfahren funktioniert auch das Bezahlen reibungslos ohne einen zentralen Mittelsmann.

Da es keinen zentralen Mittelsmann gibt, gibt es bei OpenBazaar keine Gebühren für Händler und keine Instanz, die es jemandem verbieten kann, auf dem Marktzplatz Waren anzubieten oder zu verkaufen. Wenn Bitcoin PayPal durch eine dezentrale Lösung ersetzt, macht OpenBazaar dasselbe mit Ebay. Was an sich eine echt große Sache ist, und es gibt an sich keinen Grund für einen Shopbetreiber, OpenBazaar nicht zu benutzen.

Allerdings ist OpenBazaar, trotz des großen Enthusiasmus am Anfang, nicht abgehoben. Es gab und gibt nur eine sehr begrenzte Anzahl an Händlern, die das Netzwerk nutzen, und ein doch sehr überschaubares Spektrum an Waren, die für den Standort Deutschland verfügbar sind. Selbst wer aus Idealismus bereit ist, auf den Komfort und die Auswahl von Amazon zu verzichten, hat es schwer, auf OpenBazaar fündig zu werden.

Mit ein Grund dafür dürften mehrere Schwächen von OpenBazaar 1.0 sein:

Die Version 2.0 von OpenBazaar, die vor kurzem als Beta-Version erschienen ist, versucht, diese Mängel zu beheben.

Interplanetary File System

Die Frage, wie man in einem dezentralen Netzwerk einen Online-Shop online hält, wenn man selbst offline geht, ist alles andere als trivial. Schließlich macht es ein dezentrales Netzwerk aus, dass jeder Knoten nicht nur Client, sondern auch Server ist. Wie ist es also möglich, einen OpenBazaar Shop mit allen Funktionen im Netzwerk zu halten, wenn man selbst seinen Computer, auf dem die Software läuft, ausschaltet?

Die Antwort liegt im „Interplanetary File System“ (IPFS). Das IPFS ist ein Protokoll für ein verteiltes Netzwerk zum Speichern von Daten, das seit 2014 entwickelt wird. Das Netzwerk ist inspiriert von der hinter Bitcoin stehenden Blockchain-Technologie. Die Nodes in diesem Netzwerk behalten nur die Dateien, an denen sie interessiert sind, sowie entsprechende Indexierungen. Dank Hashes und kryptographischen Fingerabdrücken wird eine Versionsgeschichte der Dateien erstellt. Wenn Knoten nun bei anderen Knoten nach einer Datei suchen, fragen sie nach den Inhalten, die zu einer bestimmten Hash passen. Die Wikipedia schreibt, „man kann das IPFS als einen einzigen BitTorrent-Schwarm sehen, der Objekte in einem Git-Repositorium austauscht.“ Langfristig soll es das HTTP-Internet ersetzen, da es schneller, sicherer und zuverlässiger ist.

Zunächst aber verteilt das IPFS die Shopdaten von OpenBazaar auf alle Knoten. „Es ist ähnlich wie bei BitTorrent. Wenn du den Shop eines anderen Users besuchst, lädt dein Node die Daten herunter und beginnt, sie an andere User zu verteilen. Das bedeutet, je mehr Leute deinen Store besuchen, desto häufiger werden die Daten im Netzwerk repliziert,“ erklärt die OpenBazaar Roadmap.

TOR

Eigentlich war OpenBazaar eine Fork des DarkMarket-Konzepts von Amir Taaki. Dem ursprünglichen Plan zufolge sollte der dezentrale Marktplatz ein anonymer Marktplatz sein, auf dem alles angeboten ist, was Menschen begehren.

Da die OpenBazaar-Entwickler jedoch nicht anonym sind und mit ihrer Firma OB1 ein Funding von mehreren Millionen Dollar bekommen haben, dürfte ihnen die Aussicht, eine dezentrale Silk Road zu schaffen, eher unangenehm sein. Ohnehin scheint es nicht im Sinne der Gründer zu sein, eine Plattform für Kriminelle zu bilden. Brian Hoffman erklärte beim Start von OpenBazaar vor gut einem Jahr, dass die Entwickler mit voller Absicht zunächst auf die Integration des IP-Anonymisierungs-Werkzeugs TOR verzichtet haben: Man wolle einen dezentralen, privaten Marktplatz für alle erschaffen – ohne dass gesamte Darknet einzuladen, das das Netzwerk mit illegalen Waren flutet.

Nun haben die Entwickler schließlich das von vielen Usern gewünschte Tor-Feature eingerichtet. Damit wird es möglich sein, OpenBazaar zu benutzen, ohne die IP-Adresse zu verraten. Dennoch legen die Entwickler Wert darauf, dass OpenBazaar damit nicht zu einem großen, dezentralen Darknet-Market wird. „Leute können nun OpenBazaar mit Tor benutzen. Allerdings ist Tor nicht der Standard und auch nicht notwendig, um das Netzwerk zu betreten; es ist eine Option für User, die Wert auf Privatsphäre legen.“ Allerdings räumt Brian Hoffman auch ein, dass die Möglichkeit der Anonymisierung womöglich zu einem gesteigerten Aufkommen illegaler Waren führen wird.

Um zu verhindern, dass Drogen und andere illegale Waren den dezentralen Marktplatz dominieren und ehrliche User verschrecken, zeigt der OpenBazaar-Browser in der Standard-Ansicht keine „Waren für Erwachsene“ an. Zudem listen die OpenBazaar-Suchmaschinen BazaarBay und Duosear.ch keine illegalen Produkte.

Bessere Suchfunktionen

Ein weiteres Problem von OpenBazaar 1.0 war es, dass es relativ schwierig war, Waren zu finden. Man konnte nur innerhalb eines Netzwerks von Shops, denen man folgt, suchen, und musste, wie es in einem dezentralen Netzwerk eben so ist, neue Shops über Seeds finden. Dies ist auch weiterhin so, wenn man auch hoffen darf, dass die Fäden, die den eigenen Client mit den anderen Knoten verbindet, dank des IPFS stabiler sein werden.

Für mehr Komfort beim Suchen sorgt jetzt die Integration der Suchmaschinen BazaarBay, Mubiz und Duosear.ch in den OpenBazaar-Browser. Damit dürfte es leichter möglich sein, vor allem für den Anfang, geeignete Produkte und Shops zu finden.

Weitere Neuheiten

Neben diesen eventuell bahnbrechenden Features haben die OpenBazaar-Entwickler seit dem ersten Launch zahlreiche neue Funktionen implementiert. Erwähnenswert dürfte die OpenBazaar-Wallet sein, das extra dafür entwickelt wurde, um die Smart Contracts einfach bedienbar zu machen, auf welchen die treuhänderischen Funktionen von OpenBazaar beruhen. Seit kurzem unterstützt diese Wallet nicht nur SegWit, sondern ermöglicht sogar das Empfangen von Bitcoins mit nativen SegWit-Adressen. Damit spielt OpenBazaar hier eine Pionierrolle.

Erwähnenswert dürfte auch ein integrierter Chat sein, der ebenfalls das IPFS-Netzwerk nutzt, um Nachrichten zuzustellen. Die neuen Vendor-Tools helfen Händlern dabei, ihre OpenBazaar-Shops besser zu organisieren.

Nun fehlt nur noch … der Traffic

An sich ist OpenBazaar mit der Version 2.0 recht gut aufgestellt, um einen globalen, dezentralen, zensurresistenten und erlaubnisfreien Marktplatz zu bilden. Was jedoch derzeit noch fehlt, sind die Händler und die Kunden. Laut den Statistiken von BazaarBay stagniert die Anzahl der gelisteten Waren, der neu dazukommenen Knoten und Händlern sowie der neuen Produktratings weiterhin auf eher tiefem Niveau.

Die Anzahl der angebotenen Produkte ist im Jahresverlauf sogar rückläufig.

Eine von uns durchgeführte Suche hat gezeigt, dass OpenBazaar für den Standort Deutschland noch relativ weit davon entfernt ist, ein Ersatz für Amazon sein zu können. Man kann noch nicht mal Kaffee bestellen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch kommen. Die Version 2.0 ist ja erst erschienen.

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