Der erste wirklich freie Marktplatz: OpenBazaar geht live
Freihandel, aber in Echt: Mit OpenBazaar eröffnet der erste vollständig dezentrale Marktplatz, auf dem ausschließlich mit Bitcoins bezahlt wird. Eine freie Software gewährt jedem, der einen Anschluss ans Internet hat, Zugang zu dem Online-Marktplatz, der niemandem und darum der ganzen Welt gehört. Es ist schwer, jetzt nicht euphorisch zu werden.
Manche Ereignisse können Geschichte machen. Der Launch von OpenBazaar, dem ersten dezentralen Marktplatz, könnte ein solches Ereignis sein. “Ab heute kann jeder in der Welt, der eine Internetconnection hat, durch Bitcoin und OpenBazaar Güter und Dienstleistungen frei austauschen. Wir können es nicht erwarten, zu sehen, wie Leute dieses Werkzeug nutzen,” so die Entwickler auf ihrem Blog.
OpenBazaar ist ein komplett dezentraler, staatenloser Marktplatz, auf dem man ausschließlich mit Bitcoins bezahlen kann. Eine Software, die einen mit Shops aus aller Welt verbindet und bei denen man direkt, ohne einen einzigen Mittelsmann, bestellen kann. Die Software gehört niemandem, sie läuft, solange Leute sie benutzen, es gibt niemanden, der sie ausknippsen kann. Das Produkt ist hübsch gemacht, man kann sich schon jetzt wie auf einem Bazaar durch die Angebote wühlen. OpenBazaar ist so entzückend und vielversprechend.

Der Shop von Surf Burro.
Das Verrückte und Entscheidende ist: es gibt keine Firma. Kein Amazon oder Ebay, keine Bank, kein Zahlungsdienstleister, kein zentraler Sever. Niemand kassiert Gebühren, keiner kann bestimmen, wer was kaufen oder verkaufen darf, und keiner kann andere Angebote vom Netz nehmen. Läuft nicht. OpenBazaar ist da, und kein Mensch der Welt kann dich hindern, dort etwas zu kaufen oder zu verkaufen. Mit OpenBazaar wird ein Marktplatz zur Grundinfrastruktur des Netzes.
Fast wie ein marktreifes Produkt
Es gibt keinen zentralen Server. Nur peers, die sowohl Server als auch Client, sowohl Verkäufer als auch Käufer sind. Die Installation verläuft recht reibungslos mit den ausführbaren Installationsdateien für jedes System. Wer Probleme bekommt, kann den Anweisungen zur manuellen Installation folgen, die etwas komplizierter, aber für diese Tiefe recht gut verständlich sind. Überhaupt sieht OpenBazaar nicht aus wie ein Alphaversion oder ein Experiment oder nicht wie die typische Open-Source-Software aus, sondern fast wie ein markreifes Produkt, in dem es um den User geht.
Der Bazaar sieht hübsch aus, ist einfach zu bedienen, und es macht Spaß, durch die Shops zu streunen. Schon jetzt, keine 24 Stunden nach dem Launch, gibt es einiges zu entdecken.

Für Raspberry-Freunde: Der Stand von PiSavvy
Beim ersten Start wählt man Name, Passwort, Sprache und Theme aus. Interessanterweise muss man noch eine “Ausschlussklausel” bestätigen, in der der Hinweis steht, dass man OpenBazaar im Rahmen der für einen gültigen Gesetze benutzen soll. In dieser Klausel wird auch angemerkt, dass OpenBazaar nicht anonym ist, da IP-Adressen nachverfolgbar sind. Anschließend verbindet der Client zu den anderen Knoten im Netzwerk. Und los geht’s.
Jeder Client bekommt eine OpenBazaar-Adresse. Auf dieser Adresse befindet sich sein Profil sowie sein Shop (ob mit Waren bestück oder nicht). Indem man anderen Usern – Shops – folgt, speichert man die Adressen. Über die Follower anderer User kann man sich, ähnlich wie bei Twitter, zu weiteren Shops vortasten. Anders als bei Blockchains, bei denen jeder Knoten alle Infos speichert, sind die Shopinfos bei OpenBazaar ausschließlich auf dem eigenen Rechner. Wenn man den herunterfährt, macht der Laden demnach auch Feierabend.
Käufer, Verkäufer und Moderator
Jeder, der die Software herunterlädt, kann drei Rollen im Netzwerk ausführen: Käufer, Verkäufer und Moderator. Bezahlt wird ausschließlich mit Bitcoins. Entweder direkt, also in Vorkasse, was aber nur zu empfehlen ist bei kleinen Beträgen sowie Verkäufern, denen man vertraut. Sicherer ist die “moderierte Bezahlung”. Dabei sendet man die Bitcoins an eine Multi-Sig-Adresse, die von Käufer, Verkäufer sowie einem Moderator kontrolliert wird. Es gibt drei Schlüssel, und mit jeweils zwei davon kann man die so in Treuhand verwahrten Bitcoins aktivieren. Läuft alles glatt, bekommt der Käufer die Ware also im versprochenen Zustand, gibt er die Bitcoin frei. Läuft etwas schief, reklamiert er. Gibt einen Zwist, wird ein Moderator eingeschaltet, der ein (hoffentlich) unabhängiges Urteil fällt.

Natürlich gibt es auch einen Modeshop
OpenBazaar wurde und wird von vor allem sechs Entwicklern geschrieben. Es ist die Realisierung eines Proof-of-Concepts, das Amir Taakir vor einigen Jahren auf einem Hackathon vorgelegt hatte. Takir nannte es “Darkmarket”. Die Entwickler der Software mit dem weniger verfänglichen Namen OpenBazaar legen hingegen Wert darauf, dass OpenBazaar nicht für Schwarzmärkte, sondern für die ganze Welt gemacht ist: ein freier, unzensierbarer Marktplatz, der keinem gehört, aber der die ganze Welt zusammenbringen kann. Jeder, der Zugang zum Internet hat, kann mit OpenBazaar zum Händler werden. Er muss sich nirgendwo anmelden und keine Gebühren bezahlen, aber er kann mit jedem auf der Welt handeln. Dass das über Schwarzmärkte hinausgeht, sollte offensichtlich sein.

Hier bietet sich ein Moderator an
Die Entwickler von OpenBazaar haben mit ihrer Firma OB1 von einigen Investoren eine Million Dollar Kapital bekommen. Geld verdienen wollen sie mit dieser Firma, indem sie weitere Dienstleistungen rund um OpenBazaar bauen und verkaufen.
Gleichzeitig wollen sie die Software weiterentwickeln. Denn die sieht zwar gut aus, funktioniert, hat aber noch Luft nach oben. Die Suchfunktion ist unübersichtlichlich; es wäre nett, wenn man wüßte, ob ein shop online ist oder nicht, bevor man ihn abruft; und so weiter. Allerdings sollen auch zentrale Plattformen wie bazaarbay.org hier aushelfen, analog zu Blockexplorern. Wünschenswert wären laut einem Post der Entwickler auch bessere Optionen zur Privatsphäre, wie die Möglichkeit, OpenBazaar über I2P laufen zu lassen. Bislang sind nur VPN möglich. Außerdem wollen sie das Reputationssystem ausbauen und die Angebote im Shop auch erhalten, wenn ein Computer offline ist – was das Angebot explodieren ließe.
All das klingt toll, und wer sich in OpenBazaar hineinarbeitet, kann das Gefühl bekommen, den Beginn von etwas Großem zu erleben.
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Nochmal, für Eilige: Hier geht’s zum Download von OpenBazaar!
Christoph, Du solltest lernen, eine Meinung als solche zu kennzeichnen. Seriöse Berichterstattung liegt hier jedenfalls nicht vor.
Und dass das Ganze vermutlich zu Silkroad2 ausartet, liegt auf der Hand, wenn die Shops nicht zentral heruntergenommen werden können. Welcher seriöse Händler/Anbieter wird da mitmachen?
Ich hätte erwartet, die Meinungsäußerung im Vorspann wäre ausreichend “Meinungs”-Etikett.
OpanBazaar funktioniert nicht mit TOR oder sonst einer dezentralen Online-Spuren-Verwischungstechnik. Für Silk Road 3 oder 4 oder 5 ist das herkömmliche Darkweb viel besser geeignet.
Ich schätze eher, dass OB im internationalen Handel groß werden kann.
Es stimmt, OB ist etwas komplett Neues und potentiell bahnbrechendes. Mal sehen ob jetzt auch die berüchtigten Auftragskiller dort auftauchen werden…