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In China fällt ein Sack Börsen um, und die Bitcoin-Kurse weltweit …

Nachdem BTCChina und ViaBTC ankündigen,  ihre Börsen bis zum 30. September zu schließen, ist klar, dass China diesmal Ernst macht. Die Kurse aller Kryptowährungen reagieren darauf mit einem kräftigen Kopfsprung nach unten.

Noch ist nicht alle Hoffnung gegangen. Doch es war eine heftige Nachricht, als BTCChina twitterte, dass man, nach sorgfältigem Lesen einer Nachricht, die von den chinesischen Regulierern am 4. September veröffentlicht wurde, die BTCChina Börse am 30. September schließen werde.

Es wäre nicht nötig gewesen, um die Befürchtungen zu bestätigen, doch im Lauf des Tages veröffentlichte noch ViaBTC dasselbe Statement. ViaBTC reagiert auf die Nachricht der Zentralbank und anderer Behörden zur regulatorischen Politik sowie zu Risiken von ICOs. „Als eine verantwortungsvolle Börsenplattform für den Handel mit Kryptowährungen hat ViaBTC die schwerwiegende Entscheidung getroffen, die Intention („spirit“) der Politik auszuführen – wir werden die Webseite viabtc.com offiziell für den Börsenhandel in China („Mainland China“) ab dem 30. September schließen.“

Wie auch BTCChina wird ViaBTC weiterhin den Mining-Pool sowie das Cloud-Mining betreiben. Von den Börsen OkCoin und Huobi gibt es bislang keine Nachricht, die über das bereits abgegebene Statement hinausgeht.

Dass die Börsen schließen, dürfte endgültig klar machen, dass die chinesische Zentralbank, die PBOC, es diesmal ernst meint. Es war keine Ente und kein FUD, dass der Bitcoin-Börsenhandel in China verboten oder sehr stark reguliert wird. Aus der milden Panik, mit der die Märkte auf die ersten Gerüchte reagiert haben, wurde nun eine volle Panik. Die Kurse aller Kryptowährungen stürzten um 20-30 Prozent ab. Bitcoin fiel von 3.870 Dollar auf 3.110 Dollar; Ethereum von 273 auf 216 Dollar; Bitcoin Cash von 475 auf 371 Dollar; Litecoin von 60 auf 42 Dollar, und Ethereum Classic von 14 auf 9,70 Dollar. Es gab keinen sicheren Hafen auf den Kryptomärkten; alles war im freien Fall.

1-Wochen-Chart der gesamten Kapitalisierung aller Kryptowährungen; von 164 auf 107 Milliarden Dollar. Qulle: Coinmarketcap.com

Um diesen Sprung nach unten einzuordnen, sollte man sich zwei Tatsachen vor Augen führen:

Erstens folgt der Absturz auf einen Steilflug. In der 1-Monats-Perspektive relativiert sich der Verlust doch arg. Litecoin und Bitcoin Cash etwa sind im 30-Tagesschnitt immer noch knapp (Litecoin) oder deutlich (Bitcoin Cash) im Plus, und fast alle Kryptowährungen haben bisher nur abgegeben, was sie seit Anfang August zugenommen haben.

Zweitens ist der Absturz gestern der zweite Niederschlag, der auf ein Allzeithoch von 4.900 Dollar (Bitcoin) oder 179 Milliarden Dollar (gesamte Marktkapitalisierung) folgte. Von diesem Hoch aus hat der Bitcoin-Preis sowie die gesamte Marktkapitalisierung rund 40 Prozent nachgegeben. Die Entscheidung der PBOC fällt dementsprechend mit einem vorhergegangenen Aufstieg in neue Höhen mit dünner Luft zusammen. Sie ist nicht als isoliertes Ereignis zu verstehen.

In der 1-Jahres-Perspektive kommt der Crash noch ein wenig besser zur Geltung. Quelle ebenfalls Coinmarketcap.

Dennoch ist sie als Faktum für die Bitcoin-Märkte nicht zu unterschätzen. China ist ein wichtiger Markt für Bitcoin und Kryptowährungen, und es kann kaum einen Zweifel geben, dass dieser Markt nun eingeschränkt wird oder ganz wegfällt. Die noch offene Frage ist, ob es schlimm oder ganz schlimm ist.

Die ganz schlimme Version geht so, dass China alle Börsen schließen lässt. Auf BTCChina und ViaBTC werden OKCoin und Huobi folgen. Dann wird der Bitcoin-Handel in China leergefegt sein. Möglicherweise wird sich ein außerbörslicher Handel halten, doch das hohe Handelsvolumen und die geringen Spreads der chinesischen Börsen werden Vergangenheit sein. Dies wird es fraglich machen, ob die chinesischen Miner ihre Einnahmen reibungslos in Yuan wechseln können und es wird die Eignung von Bitcoin als grenzübergreifendes Zahlungsmittel deutlich einschränken.

Die eine nicht ganz so schlimme Variante geht so, dass der Shutdown von BTCChina und ViaBTC eine Nachwirkung des Verbots des ICO-Handels ist. Sowohl BTCChina als auch ViaBTC haben – wenn auch nur in sehr geringem Ausmaß – am ICO-Handel mitgewirkt. Um schlimmere Folgen wie ein Totalverbot zu vermeiden, haben die beiden Plattformen beschlossen, die Intention der Regierung zu erraten und ihre Wünsche demonstrativ und präventiv zu erfüllen. Die Plattformen trennen sich von einem Teil ihrer Geschäftsbasis – den Börsen – um die Regierung gnädig zu stimmen, ihnen den Rest – das Mining – zu lassen. In diesem Fall haben die verbleibenden Börsen, OKCoin und Huobi, gute Überlebenschancen. Sie waren nicht am ICO-Handel beteiligt und haben mit der PBOC kooperiert, um die Regulierung der Börsen voranzutreiben.

Die andere nicht ganz so schlimme Version wäre, dass die PBOC ein Monopol schafft. Es wäre nichts neues in der chinesischen Planwirtschaft, wenn neuen Märkten zunächst erlaubt wird, sich in einem Zustand der unregulierten Marktanarchie zu entwickeln. Die Regulierer schauen zu, prüfen, welche Risiken und Chancen die Märkte haben, und schaffen am Ende Monopolisten, die sie gut unter Kontrolle haben. Eine oder zwei der beteiligten Firmen werden schließlich ausgewählt, zu Monopolisten zu werden, wenn sie sich als kompetent, gefügig und regierungsnah erwiesen hab, und dann von der Regulierung bevorteiligt. BTCChina, das von dem Amerikaner Bobby Lee gegründet und geleitet wird, kommt nicht in Frage, und ViaBTC ist noch zu unbedeutend. OKCoin und Huobi hingegen haben beide mit dem Standort Beijing die Nähe zur Verbotenen Stadt. Insbesondere OKCoin mit seiner vertikalen Integration in verschiedene Finanzprodukte, der aktiven Zusammenarbeit mit den Behörden sowie dem Fuß im internationalen Handel könnte ein attraktiver Kandidat für die Rolle des von der Regierung gekürten Monopolisten sein.

Gerüchten zufolge wird sich noch heute die erste – die ganz schlimme – Version bewahrheiten. Demnach müssen alle Börsen noch heute bekanntgeben, wann sie schließen werden. 8btc bestätigt dies mehr oder weniger. Das Magazin beruft sich auf einen Artikel der Shanghai Securities News. Diesem zufolge werden chinesische Börsen geschlossen. 8btc schreibt jedoch auch, dass einer Quelle zufolge die Zentralbank PBOC und die Börsenaufsicht (CSRC) verschiedene Ansichten zum Thema haben. Die CSRC möchte Bitcoin-Börsen ein für allemal verbieten, während die PBOC einigen führenden Börsen gestatten möchte, unter neuen Regeln regulär zu operieren.

Update: Dieser Tweet-Dialog mit Bitmains Jihan Wu bestätigt, dass auch OKCoin und Huobi schließen müssen. Sie haben allerdings eine Erlaubnis bekommen, die Schließung zu verzögern.

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