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Bitcoin Gold: So bekommen Sie die neuen Coins

Wer versteht, wie private Schlüssel funktionieren, ist klar im Vorteil: Seit kurzem können Bitcoin Gold auf einigen Börsen gehandelt werden. Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie man sie von Bitcoins abspaltet.

Nachdem Bitcoin Cash vorgemacht hat, dass eine Abspaltung von Bitcoin durch eine Hardfork durchaus funktionieren kann, zieht Bitcoin Gold nach. Alle Guthaben, die zum Stichtag am 25. Oktober in Bitcoin lagen, sind prinzipiell auch als Bitcoin Gold verfügbar. Wer mehr über das Spin-Off und seine möglichen Vor- oder Nachteile erfahren möchte, sollte diesen Artikel lesen.

Hier geht es darum, wie ihr davon profitieren könnt. Denn seit dem 11. November läuft die Bitcoin Gold Blockchain öffentlich – was bedeutet, dass Transaktionen möglich sind – und seit gestern ist der Handel mit Bitcoin Gold Token auf der großen Börse Bittrex möglich, wo der neue Coin gleich mal ein Handelsvolumen von fast 100 Millionen Dollar in 24 Stunden hinlegt. Wer vorhat, seinen Anteil zu verkaufen, hat nun eine gute Gelegenheit dazu und bekommt derzeit mehr als 200 Dollar je Coin.

Nicht ganz trivial ist aber die Frage, wie man Bitcoin Gold von Bitcoins abspaltet. Wer seine Bitcoins zum Zeitpunkt der Fork auf einer Handelsplattform wie Bitcoin.de hatte, hat das Glück, dass dies gewöhnlich die Handelsplattform für ihn übernimmt. Wer hingegen seine Bitcoins lieber selbst verwahrt, wird auf gewisse Herausforderungen stoßen.

Grundsätzlich bewahrheitet sich mal wieder der Satz, dass man Bitcoins nur wirklich besitzt, wenn man den privaten Schlüssel hat. Um an Bitcoin Gold zu kommen, muss man erstens den privaten Schlüssel exportieren, und ihn zweitens in eine Wallet importieren, die Bitcoin Gold fähig ist.

Export

Auf jeder Adresse, auf der am 25. Oktober ein Guthaben in Bitcoin lag, liegt dieselbe Menge Bitcoin Gold. Allerdings wissen das bisher die wenigsten Wallets. Wer nicht warten möchte, bis seine Stammwallet Bitcoin Gold unterstützt, kann versuchen, den privaten Schlüssel zu exportieren, um ihn in eine Bitcoin-Gold-fähige Wallet zu importieren.

Bei den meisten Desktop-Wallets ist der Export der privaten Schlüssel recht einfach: Bei Bitcoin Core geht dies über die Konsole mit dem Befehl „dumpprivkey“ und nachfolgend der entsprechenden Adresse. Zuvor muss man hier mit dem Befehl „walletpassphrase“ die Wallet entsperren.

Auch Electrum ist hier äußerst benutzerfreundlich: Man klickt mit der rechten Maustaste, wählt „privaten Schlüssel zeigen“ an und gibt das Passwort ein. Besonders praktisch: Der private Schlüssel wird sogar als QR-Code angezeigt. Wie wir später noch sehen werden, ist das in diesem Fall äußerst nützlich.

Ebenfalls unkompliziert ist die Wallet Bither. Bei Exodus kann man die Schlüssel auch exportieren, wenn man weiß, wie es geht. Mehr dazu in diesem Artikel. Auch Jaxx und Armory zeigen dem User im entsprechenden Menüpunkt die privaten Schlüssel an.

Schwieriger wird es bei den meisten mobilen Wallets und Online-Wallets. Diese exportieren in der Regel nur den Seed, aber nicht die privaten Schlüssel. Es ist zwar möglich, mit dem Seed und einem Tool wie Ian Colemans BIP39 Generator alle Adressen einschließlich der privaten Schlüssel erneut zu erzeugen, doch dies bedeutet einen nicht unerheblichen Aufwand. Dasselbe trifft auf Hardware-Wallets zu, aber hier habt ihr den Vorteil, dass Trezor und Ledger bereits Bitcoin Gold unterstützen, weshalb ein Export an sich gar nicht notwendig ist.

Im Zweifel könnt ihr einfach den Namen eurer Wallet mit dem Zusatz „export private key“ bei Google eingeben. Vermutlich werdet ihr Infos finden, wie ihr den Schlüssel rausziehen könnt.

Bei all dem muss man sich aber unbedingt bewusst sein, dass der Export des privaten Schlüssels eine ausgesprochen heikle Operation ist. Wenn der private Schlüssel angezeigt wird, wird die hinreichende Information, um eine Adresse auszuräumen, in den Arbeitsspeicher geladen. Man sollte dies nur auf einem sicheren System machen, und man sollte einen privaten Schlüssel auch nicht in einer E-Mail oder einem Textdokument abspeichern.

Am besten ihr kopiert euch zuerst die Adresse, für die ihr den privaten Schlüssel wissen wollt, überweist die darauf liegenden Bitcoin (und die Bitcoin Cash) auf eine neue Adresse und zeigt erst dann den privaten Schlüssel an. Die Adresse dürfte dann keine Bitcoin und Bitcoin Cash mehr enthalten, aber noch die Bitcoin Gold.

Wie man diese nun aktiviert, ist die nächste Frage.

Import

Um Bitcoin Gold aus dem privaten Schlüssel zu aktivieren, braucht ihr eine Wallet, die erstens Bitcoin Gold unterstützt und zweitens den Import von privaten Schlüsseln erlaubt. Idealerweise ist dies zudem eine Wallet, der ihr vertraut. Das dürfte die mögliche Auswahl schon mal deutlich einschränken.

Laut der Webseite von Bitcoin Gold gibt es sieben Wallets für die neue Kryptowährung. Die beiden Hardware-Wallets Ledger und Trezor scheiden schon mal aus, weil sie Schlüssel nur aus dem Seed generieren und keinen Import erlauben. Von Freewallet, Guarda und BitPie habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört. Sie sind für Android und iOS verfügbar. Bei Guarda und BitPie habe ich keine Info dazu gefunden, dass sie den Import von privaten Schlüsseln gestatten, bei Freewallet ist es anscheinend möglich.

Ich habe es mit Coinomi versucht. Das ist eine Android-Wallet für zahlreiche Kryptowährungen, von der man immerhin schon mal etwas gehört hat. Bei ihr kann man relativ einfach private Schlüssel importieren. Man muss erst eine neue Wallet für Bitcoin Gold anlegen. Dann klickt man auf die drei Pünktchen rechts oben. Im Menü ist der Import von privaten Schlüsseln unter der im deutschen etwas verwirrenden Option „Papiergeldbörse leeren“ zu finden. Hier kann man den privaten Schlüssel dann eingeben, oder, besser: per QR-Code einscannen, sofern das möglich ist.

Wer kein Android-Smartphone hat, wird es schwer haben. Eine Desktop-Wallet, die Bitcoin Gold unterstützt und den Import privater Schlüssel erlaubt, gibt es derzeit noch nicht, abgesehen von dem Full Node Client. Dies bedeutet, dass ihr die gesamte Blockchain herunterladen müsst. Eventuell könnt ihr auch eine Reorganisation der bisherigen Blockchain machen. Wenn ihr bereits einen Client habt, bedeutet das eben, dass ihr zweigleisig fahren, also die Blockchain doppelt abspeichern müsst; gar dreifach, wenn ihr bereits parallel zu Core einen Bitcoin Cash Node betreibt.

Bei btgwallet.online kann man eine Online-Wallet bilden oder eine Rohtransaktion eingeben und mit dem privaten Schlüssel signieren. Wer also in der Lage ist, die Rohtransaktion für Bitcoin Gold zu bilden, kann dieses Tool benutzen. Alle anderen werden wohl Android benutzen oder warten müssen.

Wenn der Import der Schlüssel geglückt ist, kann man die Bitcoin Gold Token auf eine Börse schicken. Ich bin noch auf Adress-Inkompatibilitäten zwischen Coinomi und Bittrex gestoßen, was sich aber lösen ließ, indem ich die Bitcoin Gold zunächst auf die Trezor-Wallet gesendet habe. Dort kann man Bitcoin Gold von Bitcoins abspalten und Bitcoin Gold empfangen, speichern und versenden, wenn man sich in der Beta-Wallet einloggt.

Obacht!

Eine wichtige Erwähnung muss ich hier noch machen: Der Export von privaten Schlüsseln ist nicht nur sicherheitstechnisch eine heikle Operation, sondern auch hinsichtlich der Privatsphäre. Coinomi beispielsweise importiert die Schlüssel nicht direkt, sondern bildet mit ihnen eine Transaktion auf die Adressen der Wallet. Das ist durchaus nützlich.

Allerdings lauft ihr Gefahr, dass ihr so der Öffentlichkeit bekannt gebt, wie eure Bitcoins zusammenhängen. Selbst wenn ihr verschiedene Bitcoin-Adressen habt, die auf der Bitcoin-Blockchain nicht verbunden sind, gebt ihr diese Information preis, indem ihr Bitcoin Gold zusammenführt. Spätestens wenn ihr die Bitcoin Gold auf eine Börse sendet, dürfte es um die Privatsphäre eurer Bitcoins geschehen sein.

Wenn ihr daher Bitcoin Gold abspaltet und verkauft, solltet ihr euch bewusst sein, dass ihr dafür mit einem Stückchen Privacy bezahlt.

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