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Die verblüffende Dynamik um Bitcoin Cash

BitPay, Coinbase, Blockchain.info, Mycelium – die meisten großen Bitcoin-Firmen lassen sich auf Bitcoin Cash ein. Die Entwickler treiben derweil mit CashShuffle, Subchains, dem neuen Adressformat und reaktivierten Opcodes ihre eigene Vision von Bitcoin voran.

Viele, die in letzter Zeit versucht haben, mit Bitcoin in einem Online-Shop zu bezahlen, dürften die Nachricht von BitPay mit Freude aufnehmen: Um die wachsende Nachfrage nach Zahlungen in Kryptowährungen zu befriedigen, wird der weltweit größte Bitcoin-Paymentprovider „beginnen, auch Zahlungen auf anderen, von Bitcoin inspirierten Blockchains zu unterstützen.“

Den Anfang macht die Integration von Bitcoin Cash. Der Forkcoin von Bitcoin wurde bereits im September in die BitPay Wallet app aufgenommen. „Seitdem gibt es eine wachsende Nachfrage von Händlern und ihren Kunden, Bitcoin Cash auch in unserer Zahlungsdienstleistungen anzunehmen.“ Im Frühjahr 2018 werden alle Rechnungen von BitPay standardmäßig auch die Option bekommen, dass man mit Bitcoin Cash bezahlt.

Wer also die im August ausgeschütteten Bitcoin Cash noch nicht verkauft hat, darf sich darauf freuen, dass er ab 2018 wieder mit günstigen Gebühren überall da bezahlen kann, wo Bitcoin mit BitPay akzeptiert wird.

Dem entgegen kommt, dass Bitcoin Cash Einzug in immer mehr Wallets hält. So hat letzte Woche die weltweit größte Online-Wallet, Blockchain.info, Bitcoin Cash in die Wallet integriert. Leute, die am 1. August Bitcoins auf Blockchain.info hatten, erhalten nun dieselbe Menge an Bitcoin Cash. Es gibt auch Hinweise, dass sowohl die beliebte Android-Wallet Mycelium als auch die große Wallet und Wechselstube Coinbase bald Bitcoin Cash unterstützen werden.

Diese bereitwillige Aufnahme von Bitcoin Cash durch das Ökosystem trifft sich mit einer erstaunlichen Dynamik in der Entwicklung der Kryptowährung.

So hat Bitcoin Cash das Problem des „Quadratic Scalings“ von Signatur-Operationen bereits mit der ersten Hardfork ausgeschaltet. Die beiden Hardforks zusammen haben mehrere Formen von Malleability eliminiert, und die flexible Anpassung der Mining-Schwierigkeit wurde mit der zweiten Hardforks optimiert.

Darüber hinaus wird im Januar ein neues (optionales) Adressformat eingeführt. CashAddr beruht auf bech32 und sieht etwa so aus: „bitcoincash:qpm2qsznhks23z7629mms6s4cwef74vcwvy22gdx6a“. Ich persönlich finde es ästhetisch fragwürdig, muss aber anerkennen, dass es technische Vorteile gibt und dass der Verzicht auf Großbuchstaben hilfreich ist, wenn man eine Adresse abtippt.

Weiter gibt es einen ersten Entwurf für Subchains. Dieses Konzept sieht eine Art von Zwischenblocks vor, „eine ’schwache‘ oder ‚teilweise‘ Bestätigung, die Proof-of-Work-Sicherheit zwischen ’null Bestätigungen‘ und ‚einer vollen Bestätigung‘ einführt.“ Subchains verfeinern das Spektrum zwischen unbestätigt und bestätigt. Es gibt nicht mehr nur 0 und 1, sondern ein gradueller Aufstieg zur Sicherheit einer echten Bestätigung. Subchains bieten ähnliche Vorteile wie kürzere Blockinterwalle, ohne wie diese die Anzahl verwaister Blöcke zu erhöhen.

Die vielleicht aufregendste Entwicklung um Bitcoin Cash ist CoinShuffle. Ich habe mal vor langer Zeit über dieses Verfahren geschrieben, mit dem man die Anonymität von Bitcoin erhöhen kann. An sich ist es schon lange möglich – und auch nötig – eine Art CoinJoin in die Wallets zu integrieren, da die Privacy von Bitcoin nicht nur unzureichend, sondern katastrophal nicht-existent ist.

Bislang hat sich aber noch niemand darum gekümmert. Mit CashShuffle gibt es nun ein Shuffle-Plugin für Electron Cash. Das ganze ist noch Alpha, aber sehr vielversprechend, da es einen Mechanismus, um die Fungibilität zu erhöhen, direkt in die Wallet bringt. Bitcoin.com hat auch schon angekündigt, CashShuffle in die eigene Wallet aufzunehmen. Dies könnte ein wichtiger Schritt hin zu mehr Privatsphäre auf der Blockchain werden.

Bitcoin Cash wird von mehreren Team entwickelt: ABC, Unlimited, XT, BitPrim und nChain. Diese Teams haben jeweils ihre eigenen Roadmaps und Prioritäten, aber es scheint, zumindest derzeit, ein offenes Klima für die Ideen der anderen zu herrschen und ein Bewusstsein dafür zu bestehen, dass man sich, trotz zuweilen unterschiedlicher Ansichten, irgendwie einigen muss. So war der neue Difficulty-Algorithmus von ABC nicht eben der Favorit von XT und Unlimited, und auch das neue Adress-Format stößt nicht bei jedem auf Gegenliebe. Doch die Zweifel sind nicht stark genug, um die Kooperation zu brechen oder notwendige Upgrades zu verzögern.

Ein gutes Beispiel sind die Opcodes. Alle Teams teilen offenbar die Absicht, abgeschaltete Opcodes freizuschalten und damit mehr Befehle in der Skriptsprache von Bitcoin zu aktivieren. ABC scheint sich auf die deaktivierten Opcodes zu konzentrieren, während Bitcoin Unlimited kürzlich beschlossen hat, zwei selbst konzipierte, neue Opcodes zu entwickeln, zu testen und eventuell ins Protokoll von Bitcoin Cash zu bringen. Diese Opcodes würden native Token auf die Blockchain bringen und die Verifizierung weiterer Daten erlauben.

Insgesamt ist diese Dynamik erfrischend. So, wie Bitcoin selbst davon profitiert, dass der Konflikt um die Weise der Skalierung mit der Fork von Bitcoin Cash ausgelagert wurde, gewinnen die Bitcoin Cash Entwickler davon, dass sie nicht länger von Core abhängig sind, sondern ihre eigenen Vorstellungen realisieren können. Es ist manchmal eben doch besser, wenn jeder sein eigenes Ding macht; die Teile sind mehr, als die Bruchteile des Ganzen. Der Markt honoriert dies und kaufte den Kurs von Bitcoin Cash auf mehr als 1.900 Euro hoch.

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