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IOTA und die Hannover Messe

Fujitsu-Deutschland-Chef Rolf Werner ist begeistert von IOTA. Bild: Screenshot aus Video von Fujitsu

Wenn man die IOTA-Foren liest, könnte man meinen, dass sich bei der Hannover Messer alles um IOTA gedreht hat. Dem war natürlich nicht so. Dennoch spielte IOTA eine Rolle auf der weltgrößten Industriemesse, die vergangene Woche stattfand. Besonders Fujitsu Deutschland hat sich überraschend offen dazu bekannt, den Einsatz der Kryptowährung in der Industrie 4.0 voranzutreiben.

Einige Tage vor der Hannover Messe hat IOTA-Entwickler David Sonstobo die Messlatte für Erwartungen ziemlich hoch aufgehängt: Etwa zehn große Firmen werden ihm zufolge auf der Messe Anwendungen mit IOTA vorstellen. Seitdem wird gerätselt, welche Firmen Sonstobo gemeint hat.

Im Vorfeld wurde einmal behauptet, unter ihnen wäre Bosch, DXC, die Deutsche Telekom, Accessec und Fujitsu. Das lässt sich aber nur zum Teil bestätigen. Ein Bericht, dass Bosch etwas mit IOTA ausgestellt hätte, liegt mir nicht vor; auch von der Deutschen Telekom gibt es nichts. Das Unternehmen plant zwar eine Cloud-Lösung für die Produktion und Supply Chain, aber ob und wie IOTA damit zu tun hat, ist vollkommen unbekannt.

Insgesamt ist es schwierig, zu erfahren, welche Firmen ein Projekt mit IOTA machen und welche nicht. Aber bei einigen ist die Lage immerhin eindeutig.

Fujitsu Deutschland

Unter den hier genannten Firmen hat sich wohl Fujitsu Deutschland am offensivsten hinter IOTA gestellt. Der Deutschland-Chef des japanischen Technologiekonzerns, Rolf Werner, erklärt in einer auch als Video verfügbaren Ansprache, dass Fujitsu IOTA vorantreiben wird. IOTA sei „die sogenannte Next-Generation Blockchain Technologie“, die nicht mit einer Blockchain, sondern einem Tangle arbeite. Dies habe mehrere Vorteile: Erstens „eine viel viel schnellere Transaktionsgeschwindigkeit“, zweitens „Mikrotransaktionen, die kostenfrei durchgeführt werden,“ und drittens kein „stromfressendes und sehr aufwändiges Mining“. IOTA, so Werner, ist „eine Weiterentwicklung der mittlerweile schon traditionellen Blockchain-Technologie.“

Werner meint, Unternehmen brauchen die IOTA-Technologie, bleibt aber etwas schwammig, wofür genau. Beispielsweise „um dezentrale Prozesse abbilden zu können“, Daten dezentral zu speichern, hochsicher verfügbar zu machen und sehr schell auszutauschen, sowie um es Maschinen zu ermöglichen, sich gegenseitig zu bezahlen. Ein konkretes Einsatzszenario sei etwa „dass eine Maschine per Auftragsfertigung ausgelastet wird in einer Distanzsteuerung,“ – was auch immer das bedeutet. Deutlicher ist Werners Vorschlag, „dass ein Fahrzeug eine Tankstelle bezahlt über das elektronische Wallet.“ Solche Projekte gibt es bereits für Ethereum, Lightnung und seit kurzem auch mit IOTA.

Zucker für alle IOTA-Fans dürfte Werners Bekenntnis sein, dass Fujitsu Deutschland die IOTA-Technologie vorantreiben wird und bereits einen Full Nodes betreibt.

Leopold Sternberg, Program Manager von Fujitsus Industrie 4.0 Competence Center, stellt in einem anderen (leider englischen) Video eine konkrete IOTA-Anwendung vor. Auch er nennt den Tangle eine „Next-Generation-Distributed-Ledger“ und erklärt, dass Fujitsu bei der Entwicklung von IOTA mitarbeitet, und darin ein wertvolles Instrument sieht. Anders als die traditionelle Blockchain-Technologie gibt es bei IOTA keine Transaktionskosten, keine Transaktionsdauer sowie eine extreme Skalierbarkeit. Sternberg präsentiert dann Roboter, die Fertigungskomponenten vor und zurück schieben: Ein Industrie 4.0 Showcase. Sämtliche Produktionsschritte werden im Tangle gespeichert. Dies soll es den Herstellern von hochwertigen Produkten ermöglichen, die Vollständigkeit des Produktionsprozhesses nachzuvollziehen.

Auch der Chef von Fujitusi Deutschland, Rolf Werner, thematisiert IOTA bei einer Präsentation der Smart Factory. Diese ist ein Gateway für das Internet-of-Things (Internet der Dinge), das Daten filtern und für eine Weiterverarbeitung in der Cloud aufbereitet. Die in Hannover vorgestellte Installation sei „die erste weltweit im industriellen Umfeld realisierte Distributed Ledger Technology auf Basis von IOTA“. Die IOTA Die zugrunde liegende Technologie „überwindet alles, was bisher an der traditionellen Blockchain-Technologie kritisiert wurde“, etwa den hohen Stromverbrauch, die geringe Transaktionsgeschwindigkeit, sowie „Begrenzungen“, womit Werner vermutlich die limitierte Skalierbarkeit meint.

Gleichzeitig erhalte IOTA aber die Vorteile der Blockchain. In diesem Fall wären diese, dass es erfass- und protokollierbar wird, wenn man in die Produktion eingreift. So kann den Partnern in der Produktion eine nachvollziehbare Darstellung aller Produktionsschritte übermitteln. Man kann, schwärmt Werner, auch Komponenten aussortieren, die keine Signatur in der Tangle hinterlassen haben, um zu verhindern, dass Fälschungen von Bauteilen in Umlauf geraten.

All dies ist schon ein sehr klares Bekenntnis dazu, IOTA in die Industrie zu bringen.

DCX, Ubrich, FlyNix und weitere

So eindeutig wie Fujitsu ist keine Firma hervorgetreten. Aber es gab noch einige weitere Firmen auf der Hannover Messe, die explizit oder implizit Partei für IOTA ergriffen haben.

Am klarsten ist hier DXC Technology. Eine Pressemitteilung berichtet von einem gemeinsamen Projekt von DXC und der IOTA-Foundation: „Auf der Hannover Messe stellen wir in einer Live-Demonstration gemeinsam mit den Sicherheits-Spezialisten von IOTA konkrete Lösungen vor,“ so Martin Rainer von DXC. Die Partnerschaft mit IOTA soll Massendaten von Sensoren von Maschinen per Tangle verarbeiten. Die Präsentation am Messestand hat Daniel Trauth von der RWTH-Aachen überzeugt, und hat wohl etwas mit einem Roboter-Arm zu tun, der auch automatisch Drinks gegen Bezahlung mit IOTA serviert.

Ansonsten ist aber vieles relativ unklar oder nur bruchstückhaft bekannt. Die Firma Ubrich hat die Anwendung vorgestellt, signierte Produktionsdaten in die IOTA-Tangle zu schreiben, was eine wertvolle Ergänzung zu den Plänen von Fujitsu und auch DXC sein kann. Daneben hatte FlyNex einen Ausstellungsstand auf der Hannover Messe und hat auf Nachfrage erklärt, an einer IOTA-Integration zu arbeiten. Die Firma accessic schließlich hat sich auf einer Konferenz zu „Second Gen Blockchain Technology“ engagiert, die auf der Hannover Messe stattfand: Der CEO Sebastian Rohr hat vorgetragen, was wohl darauf hinweist, dass die Firma bereits mit IOTA arbeitet.

Der Standard für das Internet der Produktion?

Von den zehn großen Firmen, die David Sonstobo versprochen hat, ist das, was wir gefunden haben, weit entfernt. Aber vor allem das kräftige Bekenntnis von Fujitsu zu IOTA ist beeindruckend. Wenn man die etwas vagen, aber doch bestätigten Kooperationen von VW, Bosch und Telekom dazu stellt, dürfte sich eine Erkenntnis herausbildet, die viele IOTA-Fans sehr freuen wird: Teile der deutschen Industrie sind offenbar bereit, zu versuchen, den Tangle von IOTA als dezentrale Datenbank für die Produktionshistorie zu benutzen. Damit stellt sich IOTA auf, um zum Standard für das Internet der Produktion zu werden. Ob dies gelingt, oder nicht, und ob dies eine Bedeutung für den Wert der MIOTA-Token hat – all das kann man derzeit noch in keinster Weise voraussagen.

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