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Bitcoin-Kurs nähert sich Allzeithoch – aber noch kaum Anzeichen für eine Blase

Es ist einsam an der Spitze. Bild von Leaf Peterson via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Mit nun 11.500 Euro kommt der Bitcoin-Kurs dem Allzeithoch von knapp 14.000 Euro wieder nahe. Gleichzeitig baut Bitcoin seine Dominanz im Ökosystem weiter aus. Hinweise auf eine neue Blase sind, wenn überhaupt, nur milde zu erkennen.

Ach ja. Es macht schon Spaß, Bitcoiner zu sein. Abgesehen von der ganzen Unterhaltung, die der Aufstieg dieses neuen Geldes mit sich bringt, sorgen die täglichen Kurse derzeit für viel Freude. Seit Ende März geht es entweder aufwärts oder die Preise steigen.

Der Bitcoin-Kurs im Verlauf der letzten drei Jahre in Euro. Quelle: Bitcoin.de

Dieser Chart zeigt die Kurse bei Bitcoin.de seit Mitte 2016. Dabei fällt auf, dass der relativ agressive Kursanstieg seit Ende März ähnlich steil ist wie die Rally ab September 2017 – aber auch, dass es noch keinen Senkrechtstart gab, wie ihn der Kurs zwischen November und Dezember 2017 hingelegt hat, als er von 6.000 auf das Allzeithoch von 13.750 Euro schoss. Dieses Allzeithoch ist weiterhin ungebrochen, allerdings ist der Bitcoin-Kurs kaum mehr als 15 Prozent davon entfernt. Sollte sich der derzeitige aggressive Aufwärtstrend in eine echte, voll ausgebildete Blase verwandeln, dürfte die Spitze nochmal ein wenig höher liegen.

Dabei kann man auch feststellen, dass die Rally von Bitcoin getrieben und dominiert wird. Sie strahlt natürlich auch auf die anderen Coins aus. Fast jede Kryptowährung hat in den letzten Monaten in Euro zugelegt. Während allerdings zur großen Blase Ende 2017 die sogenannten „Altcoins“ sehr viel mehr gewonnen haben als Bitcoin, wachsen sie derzeit deutlich langsamer. In Bitcoin gerechnet, haben die Altcoins in den letzten Monaten erheblich verloren.

Der Ethereum-Kurs in Bitcoin seit Anfang 2017. Quelle: Coinmarketcap.com

Ethereum hat seit der Spitze im Juli 2017 rund 85 Prozent seines Wertes in Bitcoin verloren und steuert derzeit auf Tiefen zu, die man seit Anfang 2017 nicht mehr gesehen hat.

Der Kurs von Bitcoin Cash seit der Fork im August 2017 in BTC. Quelle: ebenfalls Coinmarketcap.com

Bitcoin Cash (BCH) dagegen kratzt bereits am Allzeittief gegenüber Bitcoin; nur im Januar, als BCH noch unter dem Hashkrieg litt, war der Kurs geringer.

… und schließlich der Kurs von Bitcoin SV (BSV), diesmal in BTC und Dollar. Ebenfalls von Coinmarketcap.

Bitcoin SV (BSV) ist als einziger der bisher vorgestellten Coins im Vergleich zum Kurs im Mai in Bitcoin gerechnet deutlich im Plus. Allerdings hat auch dieser Coins von der Spitze Anfang Juni beinah die Hälfte seines Wertes in Bitcoin verloren. Interessant ist hier der Wert in Dollar: Da BSV relativ stabil bei 200 Dollar steht, drückt die Differenz zwischen grüner und gelber Kurve auch den Dollar-Gewinn von Bitcoin aus.

Insgesamt zeigen diese Kurse sehr deutlich, dass Bitcoin seine Dominanz ausbaut. Der Bitcoin-Dominanzindex steht mit 65 Prozent so hoch wie seit April 2017 nicht mehr.

Der Anteil von Bitcoin (gelb) und Ethereum (blau) am gesamten Markt für Kryptowährungen. Quelle: coinmarketcap

So betrachtet sehen wir ein etwas kontraintuitives Geschehen: Auf der einen Seite wächst die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen rasant – während sich gleichzeitig weiterhin eine Blase abbaut. Nur war oder ist diese Blase eben nicht der Euro-Wert von „Krypto“, sondern der Bitcoin-Wert von tausenden von Altcoins.

Dementsprechend gibt es relativ wenige Signale dafür, dass Bitcoin wieder in einer Blase ist. Die Aufmerksamkeit des Internets ist weiterhin recht gering. Der Chart von Google-Trends zeigt, dass die Anzahl der Suchanfragen nach Bitcoin weiterhin auf relativ tiefem Niveau ist: zwischen 15 und 30 Prozent seit dem Höhepunkt im Dezember 2017.

Suchanfragen nach Bitcoin bei Google.

Ein anderer Blasenindikator sind die „Kosten je Transaktionen“. Blockchain.info berechnet diese, indem es die täglichen Einnahmen der Miner durch die Anzahl der täglichen Transaktionen teilt. Wenn der Preis rapide ansteigt, ohne dass dies von einer breiteren Nutzung begleitet wird, steigen auch die Kosten je Transaktion rapide an. Bei allen bisherigen Blasen konnte man einen Senkrechtstart dieses Wertes beobachten; erst wenn er sich auf einer tieferen Ebene niedergelassen hatte, war der Boden erreicht und die Kurse konnten wieder steigen.

Kein sehr solider, aber dafür ein umso interessanterer Wert: Die Kosten je Transaktion. Quelle: Blockchain.info

Die gegenwärtige Bewegung weist nun wieder ein wenig auf eine Blase hin: Die Kosten je Transaktion sind rapide gestiegen und liegen nun wieder bei knapp 70 Dollar. Ein wenig sieht es so aus, als würde sich derzeit ein Muster aus dem Jahr 2014 etwas langgestreckter wiederholen. Die Gründe hierfür sind diesmal allerdings anders: 2014 gab es keinen Bedarf nach Transaktionen; 2018 gibt es einen Bedarf, allerdings stagniert die Anzahl der täglichen Transaktionen, weil das System am Kapazitätslimit arbeitet. Das hat den Effekt, dass kleinere Transaktionen verdrängt werden, der von Blockchain.info geschätzte Dollarwert der überwiesenen Bitcoins steigt:

Dollar-Wert der täglichen Überweisungen. Es handelt sich um einen Schätzwert von Blockchain.info, weil es schwierig ist, Wechselgeld und überwiesene Coins klar zu trennen.

Mit bis zu 2 Milliarden Dollar am Tag hat Bitcoin auch hier beinah einen neuen Höhepunkt erreicht, wenn man die Spitze der Blase Ende 2017 außen vor lässt. Allerdings überträgt Bitcoin bei rund 85 Prozent des Wertes im Vergleich zum Höhepunkt lediglich knapp 50 Prozent so viele Werte wie zu dieser Zeit. Das könnte bedeuten, dass der aktuelle Preis nicht ganz dadurch gedeckt ist, dass es ein Bedürfnis gibt, Werte zu transferieren. Zudem finden wir wieder ein ähnliches Bild wie 2014, als der Dollar-Wert der Transaktionen im späten Frühjahr ausbrach.

Die Anzahl der Transaktionen lässt freilich die Lightning-Transaktionen außer acht. Da es nicht zu ermitteln ist, wie viele Transaktionen durch Lightning geschehen – man kann nur spekulieren – ist schwer zu sagen, welchen Effekt dies hat und wie man die Werte geraderücken müsste.

Eine weitere Unbekannte in der Betrachtung des Bitcoin-Kurses ist Tether. Die Token-Dollar stehen seit langem im Verdacht, die Märkte zu manipulieren. Dies konnte bisher, trotz vieler Versuche, allerdings nicht bewiesen werden. Wenn man sich jedoch den Kurs von Bitcoin sowie die Anzahl der Tether-Dollar anschaut, sieht man, dass sie nahezu synchron schwimmen. Was davon nun aber Ursache und was Wirkung ist, kann ich in keinster Weise sagen. Tatsache ist aber, dass die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Tether und die hinter den Dollar-Token stehende Börse Bitfinex ermittelt.

Anzahl der zirkulierenden Tether-Dollar. Quelle mal wieder coinmarketcap.

Insgesamt gibt es viele Gründe, sich über den Kursanstieg zu freuen, und eher wenige, um vor einer Blase zu warnen. Allerdings gibt es einige Hinweise darauf, dass man dem hohen Preis mit einer gewissen Skepsis begegnen sollte.

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