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Börse Bitfinex führt Lightning Ein- und Auszahlungen ein

Bild von youniversall via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Es ist so etwas wie ein Ritterschlag für das Lightning Netzwerk: Mit Bitfinex erlaubt die erste große Börse es, Bitcoins per Lightning ein- und auszuzahlen. Das funktioniert bisher recht gut und dürfte für Arbitrage-Jäger ziemlich spannend sein, weil die Einzahlungen beinah augenblicklich bestätigt sind. Setzt dies die anderen Handelsplattformen unter Innovationszwang?

Für Lightning ist es eine große – nein, eine gigantische – Nachricht: Eine der führenden Kryptobörsen implementiert das offchain-Netzwerk. Seit gestern kann man mit Lightning Bitcoins bei Bitfinex ein- und auszahlen.

Wem nicht klar ist, was diese Wörter bedeuten: Wer Bitcoins im Lightning-Netzwerk hat, kann seine Coins auf der Wallet quasi in Echtzeit auf die Börse bringen und dort mit ihnen handeln. Die Bitcoins sind sofort da. Die Gebühren sind kaum spürbar, man muss auf keine Bestätigung mehr warten.

Ich habe das ausprobiert. Auf Bitfinex muss man – das ist noch ein klein wenig verwirrend – bei den Einzahlungen nicht Bitcoin, sondern „Lightning Bitcoin“ anwählen und einen Betrag eingeben. Danach generiert Bitfinex eine Invoice, die man entweder kopieren oder scannen kann. Mit Electrum habe ich 3,25 Euro auf die Börse geschickt, was wunderbar funktioniert hat. Auch die Auszahlung funktionierte problemlos; sie war sofort da, nachdem ich die Anforderung bestätigt habe. An Gebühren hat das rauf- und runterschicken gerade mal einen Cent gekostet.

Ein Test mit einer mobilen Wallet, Breez, hat dagegen nicht funktioniert. Hier habe ich versucht, 7,50 Euro zu versenden, aber die Zahlung ist – aus welchen Gründen auch immer – gescheitert. Vermutlich wird es schwierig sein, größere Beträge durch das Netzwerk zu senden. Wer daher vorhat, Summen von 50 oder 100 oder mehr Euro über Lightning zu Bitfinex zu schicken, sollte einen direkten Channel mit der Börse aufmachen. Dies ist allerdings erst möglich, wenn man mindestens 0,04 Bitcoin in den Channel steckt (etwa 260 Euro). Der Lightning-Node von Bitfinex hat mit mehr als 8 Bitcoin für den Anfang reichlich Liquidität, um Zahlungen anzunehmen. Da dieser Supernode exzellent mit dem Netzwerk verbunden ist, dürfte derjenige, der einen Channel zu Bitfinex hat, auch problemlos in der Lage sein, jeden Winkel des Lightning-Netzwerks rasch zu erreichen.

Bisher waren die meisten Lightning-Anwendungen – zum Beispiel der Kauf eines Bieres oder eines Kaffees – aus Usersicht eher eine überkomplizierte Methode, dasselbe zu erreichen wie es mit Bitcoin Cash oder Bitcoin SV viel einfacher geht. Mit der Integration auf Bitfinex eröffnet sich dagegen etwas völlig neues – sichere Echtzeittransaktionen zu Börsen. Damit entpuppt sich eine neue Welt des digitalen Geldes, in der Bitcoins ebenso schnell verschoben werden können, wie man ein Dokument speichert. Gleichzeitig sind die Lightning-Einzahlungen auf der Blockchain nicht sichtbar; es ist also von außen her überhaupt nicht zu erkennen, ob und wie viele Bitcoins jemand auf die Börse einzahlt. Es geht los.

Natürlich muss man User warnen, dass Lightning weiterhin im Stadium des Experimentierens ist. Wer ein Guthaben in einen Channel lädt, wird sich vor einer großen Schwierigkeit finden, ein Backup zu machen; und bei einer unfachmännischen Handhabung der Channels passiert es auch schnell, dass man nur einen Bruchteil von dem, was man in Lightning hat, auch tatsächlich ausgeben kann. Für Börsen, die mit sehr großen Mengen an Geld operieren, erhöht sich das Risiko drastisch. Ein Fehler in der Backup-Software kann dazu führen, dass man den Inhalt des Channels leert; ein Bug, wie er erst vor kurzem in Lightning aufgedeckt wurde, kann die Folge haben, dass ein Hacker die Lightning-Wallets der Börse leert.

Bitfinex ist sich des Risikos bewusst. „Wenn eine Börse einige tausend Dollar in Bitcoin verliert, um diese großartige Technologie voranzutreiben, ist das meiner Meinung nach überhaupt kein Problem,“ erklärt der CTO Paolo Ardoino dem Bitcoin Magazine. Dies gehöre zum Risiko, das man auf sich nehme, wenn man eine Börse betreibe. Hilfe erhielt Bitfinex bei der Implementierung von Lightning durch Bitrefill, ein Unternehmen, das Gutscheinkarten aller Art gegen Bitcoins verkauft und als eines der ersten Lightning-Zahlungen akzeptiert hat. Bitrefill unterstützt die Börse vor allem dabei, stets ausreichend Liquidität in den Channels zu haben, um Zahlungen anzunehmen und auszuzahlen.

Mit dem Zug von Bitfinex ist also das Spiel eröffnet. Börsen können, so wird gezeigt, auch Lightning-Bitcoins annehmen, und je nachdem, wie es auf dem Markt ankommt, könnte dies fundamentale Vorteile für die Kunden mit sich bringen. Dies dürfte andere Handelsplattformen unter den Zwang setzen, auch nachzuziehen.

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