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Zentralbanken fluten Märkte mit Rettungsgeld. Wird Bitcoin doch zum sicheren Hafen?

Kommt die große Welle noch? Bild von Heath Cajandig via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Zentralbanken in den USA und der EU schnüren Rettungspakete, um der Corona-Krise Herr zu werden, die derzeit die Börsen weltweit mit Panik infiziert. Während die Maßnahmen weitgehend verpuffen, rappelt sich Bitcoin ganz ohne Hilfe wieder auf. War es doch zu früh, Bitcoin als Rettungsboot abzuschreiben?

Falls Sie sich schon mit Bitcoin beschäftigt haben, wissen Sie es gewiss: Die maximale Anzahl von Bitcoins ist auf 21 Millionen Einheiten beschränkt. Derzeit sind davon knapp 18,3 Millionen in Umlauf. Das Protokoll bestimmt, dass es niemals mehr Geldeinheiten als 21 Millionen geben wird, und es ist nahezu unmöglich, dieses Protokoll in einem dezentralen Netzwerk zu ändern.

Kritiker von Bitcoin klagen manchmal, dass diese Kontrolle der Geldmenge zu starr sei. Zu unflexibel, um auf Krisen zu reagieren, zu deflationär, um die Art von Wertstabilität zu schaffen, die die Notenbanken als ideal definieren. In der Corona-Krise, die seit einigen Wochen Köpfe, Medien und Börsen beherrscht, zeigt sich wieder, was die Notenbanken darunter verstehen, eine Krise zu managen.

Wie Notenbanken und Regierungen gegen die Corona-Finanzkrise vorgehen

Die US-amerikanische Notenbank Fed (kurz für Federal Reserve) reagierte als erstes mit mehreren Maßnahmen: Zum einen senkt sie den Leitzins auf knapp über Null Prozent, zum anderen hat sie angekündigt, Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Wert von 700 Milliarden Dollar zu kaufen. Zudem will sie Banken zu günstigen Konditionen Notfallkredite anbieten und hat die Rate für die „Teilreserve“ der Banken auf 0 Prozent gesenkt.

Mittlerweile hat auch die Europäische Zentralbank EZB ein „Pandemie-Notkaufprogramm“ für Anleihen mit einer Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt. Das „Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP)“ soll sowohl öffentliche als auch private Wertpapiere kaufen. „Besondere Zeiten verlangen besondere Reaktionen,“ twittert EZB-Präsidentin Christina Lagarde, „Unser Einsatz für den Euro hat keine Grenzen. Wir stehen in der Pflicht, das volle Potenzial unserer Werkzeuge auszuschöpfen.“ Die EZB werde, so die Pressemitteilung, „alle Bürger der Euro-Zone in dieser extrem herausfordernden Zeit unterstützen.“ Alle Wirtschaftssektoren sollen die notwendige Hilfe bekommen, um den Schock zu absorbieren. Die Zentralbank sei darauf vorbereitet, die Größe des Programms zu erhöhen, „um so viel, wie notwendig, und so lange, wie nötig.“

Bislang scheinen die Ankündigungen der Notenbanken allerdings nicht zum gewünschten Erfolg zu führen. Sowohl der DAX als auch die amerikanischen Indizes Dow Jones und S&P fallen unverdrossen weiter, der „Fear“-Index der US-Börsen ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Analysten zufolge werden die Käufe der Notenbanken nicht ausreichen, um den Einbruch der Aktienkurse aufzuhalten. Dies könne allein ein absehbares Ende der Corona-Krise.

Gleichzeitig müssen die Regierungen weitere Maßnahmen umsetzen, um einen Kollaps der Wirtschaft zu verhindern. So hilft die Bundesregierung mit dem Kurzarbeitsprogramm Unternehmen, die ihre Kapazitäten herunterfahren müssen, gibt einen „Milliarden-Schutzschild“ mit unbegrenztem Volumen für Unternehmen bekannt, erweitert die Programme für Liquiditätshilfen, erleichert die Stundung von Steuern und verzichtet unter bestimmten Umständen auf Vollstreckungen und Gebühren bei Steuerschulden. All dies verblasst aber gegenüber dem Programm der USA: Sie hat vor, 850 Milliarden Dollar einzusetzen, um Steuern zu senken, bestimmten Branchen gezielt zu helfen und jedem Bürger einen Scheck von 1000 Dollar zu senden.

Wird neues Geld gedruckt oder nicht?

Es ist ziemlich kompliziert, was diese Maßnahmen konkret mit dem Geldsystem machen. Wenn die Fed und die EZB Wertpapiere kaufen, entspricht dies recht konkret dem Schaffen von neuem Geld. Sollten die EZB tatsächlich 750 Milliarden Euro in die Aktienmärkte investieren, indem sie sich selbst Geld gutschreibt, würde sie die Geldmenge M1, die derzeit rund 6.300 Milliarden Euro beträgt, um gut 10 Prozent erhöhen. Allerdings kann die Geldmenge auch gleichzeitig fallen, etwa wenn Kredite platzen oder Schulden zurückgezahlt werden.

Schwieriger ist es, die weiteren Maßnahmen der Fed einzuschätzen. Wenn sie den Leitzins senkt, bedeutet dies, dass Banken zu geringeren Quoten einen Kredit bei der Fed aufnehmen können. Dadurch könnte die Geldmenge indirekt ansteigen, da Geld durch Kredite entsteht, und diese nun günstiger werden. Indem die Fed zudem die Rate der Teilreserve von Banken auf 0 Prozent senkt, können die Banken mehr oder weniger unbegrenzt Kredite vergeben und damit zwar kein Zentralbankgeld schaffen, aber doch Giralgeld. Eine solche Maßnahme wirkt geradezu verzweifelt, weil sie droht, die Stabilität des Bankensystems zu unterminieren.

Noch schwieriger ist es, die Folgen der Maßnahmen von Regierungen zu bewerten. Es ist klar, dass diese eine große Menge Geld in Umlauf bringen werden. Da Notenbanken formal unabhängig sind, können die Regierungen dieses Geld nicht direkt neu erschaffen. Zu einem großen Teil – vielleicht auch komplett – werden Sie das Geld aus Ersparnissen aufbringen können. Allerdings ist denkbar, dass die EZB die Regierungen rückwirkend durch neues Geld finanzieren wird, etwa indem sie Staatsanleihen kauft.

Daneben haben nicht alle Länder ein so gutes Finanzpolster wie die USA und Deutschland. Viele europäische Staaten werden nicht lange in der Lage sein, die Wirtschaft zu stützen, solange aufgrund der globalen Quarantäne der Umsatz einbricht. Wenn sich der Ausnahmezustand einige Monate hinzieht, wird es für viele Unternehmen eng werden, und es drohen Spiralen des Ruins: Gastronomen und Einzelhändler gehen pleite, sie lassen Kredite platzen, was die Banken in Bedrängnis bringt, ihre Mitarbeiter werden arbeitslos, was wiederum den Sozialstaat Geld kostet und zu weiteren Umsatzeinbußen des Handels führt, und so weiter.

Es gibt ein relativ breites Spektrum an Katastrophenszenarien für die Wirtschaft, das sich in den kommenden Monaten bewahrheiten könnte. Es könnte sowohl zu Deflation als auch zu Inflation führen, auch wenn die Inflation logischer erscheint: Die Geldmenge ist gestiegen, doch die Anzahl der produzierten Güter schwindet, weil die Lieferketten beschädigt und Unternehmen ruiniert sind. Zugleich gibt es das Risiko, dass die Maßnahmen, die der Staat einleitet, um gegen die Krise vorzugehen, in einer noch stärkeren Ausweitung der Geldmenge enden.

Bitcoin, der sichere Hafen

Wir haben also nicht unrealistische Szenarien, in denen die Corona-Krise eine Inflation auslöst – eine Expansion der Geldmenge, begleitet von einer Reduzierung der Warenmenge. Sollte dies eintreffen ist Bitcoin weiterhin die optimale Schutzwährung: Knapp, aber flexibel überweisbar und perfekt zu speichern. Sofern nur ein kleines Risiko besteht, dass wir in eine Inflationskrise rutschen, explodiert die Attraktivität von Bitcoin.

Schon jetzt gibt es viele Hinweise, dass die private Nachfrage nach Bitcoins mit dem Beginn der Krise sprunghaft angestiegen ist. Viele Unternehmen berichten davon, dass ihre Kunden mehr denn je kaufen. Bitwa.la etwa erklärt in einer Pressemitteilung, dass 75 Prozent ihrer Kunden nachgekauft haben, und auch das US-Unternehmen Coinbase, die Top-Anlaufstelle für US-Bitcoin-Käufer, verzeichnet ein Rekordvolumen mit angeblich ähnlich hohen Graden von Käufern. Der Einbruch des Kurses scheint von Unternehmen und institutionellen Investoren getrieben, aber von privaten Käufern dankbar aufgenommen worden zu sein, um eine Position in Bitcoin auf- oder auszubauen.

Der Bitcoin-Preis hat sich demenstprechend wieder aufgerappelt. Während die Börsenkurse weiter fallen, ist Bitcoin allein in den letzten 24 Stunden von etwa 5.100 Dollar auf 5.800 6.200 Dollar gestiegen. Man könnte fast meinen, die Kryptowährung empfehle sich doch als sicherer Hafen in Krisenzeiten.

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