Website-Icon BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Informatiker der Uni des Saarlandes anonymisieren Bitcoin-Transaktionen

"Riffle Shuffle" von Poker Photos via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Eine Gruppe von Informatikern aus dem Exzellenzcluster Multimodal Computing and Interaction an der Universität des Saarlandes hat  ein optimiertes Verfahren zur Anonymisierung von Bitcoin-Transaktionen entwickelt. Der Clou: anders als die gebräuchlichen Mixer funktioniert CoinShuffle vollkommen dezentral. Man muss also keine Angst haben, dass der Betreiber des Mixers die Coins stiehlt. Außerdem ist CoinShuffle laut den Informatikern so schnell wie eine normale Transaktionen. Die Programmierer von Wallets haben bereits Interesse gezeigt.

Bescheidenheit ist eine Zier, aber manchmal kann man auch darauf verzichten. Etwas in der Art wird sich die Pressestelle der Universität des Saarlandes gedacht haben, als sie eine neue wissenschaftliche Errungenschaft mit folgender Überschrift angekündigt hat: „Informatiker der Universität des Saarlandes verbessern die Internet-Währung Bitcoin.“

Der Stein des Anstosses ist die Pseudonymität des Bitcoins, die man auch als mangelnde Anonymität bezeichnen könnte. Eine Transaktion geht in die Blockchain ein, und jedermann kann in einem Blockexplorer nachgucken, von wo nach wohin die Transaktion gegangen ist. Privatsphäre? Kann man vergessen, sobald mal eine Adresse an eine Person gebunden ist. Wenn Sie etwa wissen, dass die Adresse 1BvayiASVCmGmg4WUJmyRHoNevWWo5snqC mir gehört, dann können Sie so herausfinden, wohin ich die Bitcoins überwiesen habe.

Wer im Bitcoin-Netzwerk echte Anonymität haben will, benutzt üblicherweise einen Mixer. Dabei werden die Transaktionen auf eine Adresse überwiesen und von dort aus in kleinen Paketen weitergeschickt, so dass am Ende nicht mehr zu erkennen ist, wer was wohin überwiesen hat. Allerdings müssen die Kunden von Mixern eine Gebühr bezahlen und darauf vertrauen, dass deren Betreiber die Bitcoins nicht stehlen und keine Informationen über die Transaktionen verschachern.

Die Informatiker Aniket Kate, Tim Ruffing und Pedro Moreno-Sanchez haben nun ein Verfahren entwickelt, „das die Anonymität schützt, Missbrauch verhindert und sich einfach in die aktuellen Bitcoin-Programme der Anwender einarbeiten lässt.“ CoinShuffle, so der Name des Verfahren, ist mit einem Netzwerk wie Tor vergleichbar: es ist dezentral, so dass niemand betrügen kann und keiner weiß, wer wohin Bitcoins versendet. „Jeder Teilnehmer entschlüsselt die ihm zugesandte Liste mit Empfänger-Adressen, fügt seine eigene ein und schickt die Liste verschlüsselt an den nächsten weiter. Dieser Vorgang wiederholt sich bei jedem Teilnehmer. Auf diese Weise mischen sie die Reihenfolge der Adressen ähnlich wie Spielkarten.“

Am Ende steht dann eine Liste von Adressen, die keinen Hinweis auf den Sender mehr gibt. Um sich gegenseitig zu kontrollieren, überprüft jeder Teilnehmer die veröffentlichte Liste von Adressen. Betrug wird so ausgeschlossen. CoinShuffle wurde  von den Informatikern zunächst als rein theoretisches Protokoll formuliert. Um das Verfahren zu testen, haben sie in Python eine Praxisanwendung programmiert. Dabei konnten sie auch nachweisen, dass das Mischen die Transaktionen kaum bis gar nicht verlangsamt. Sobald 20 Teilnehmer dabei sind, dauert es weniger als 60 Sekunden. Informatiker Tim Ruffing meint dazu: „So weit wir wissen, ist CoinShuffle damit weltweit die erste sofort einsetzbare Lösung, die Anonymität bietet, ohne sich auf einen Mittelsmann verlassen zu müssen.“ Ruffing hat das Verfahren bereits in der Bitcoin-Szene vorgestellt. Mehrere Entwickler arbeiten bereits daran, das Verfahren nachzuprogrammieren und zu testen, um es in ihre Clienten einzubauen. Möglich also, dass der Bitcoin künftig wirklich anonym sein wird – dank einiger Informatiker aus dem Saarland.

 

Die mobile Version verlassen