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YESMINERS – ehrlicher Hersteller von Mining-Hardware oder eiskalter Betrug?

"Mining Equipment". Foto von John McClumpha via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Bitcoins zu minen ist längst nicht mehr mit einem Gaming-PC oder einigen zusammengeschraubten Grafikkarten möglich. Stattdessen benötigen die Miner spezielle Hardware, die sogenannten ASIC-Chips. Das sind Mikrochips mit integriertem Schaltkreis, die nur eines können – nämlich Bitcoins minen – aber das dafür richtig gut.

YESMINERS aus Hamburg ist einer der neuesten Anbieter von Mining-Hardware. Die Firma möchte einen 16 Nanometer-Chips bauen. Sie verspricht, mit diesem die Leistung des Miners um den Faktor 8 zu steigern und den Stromverbrauch um 80 Prozent zu senken. Auch wenn die Geräte erst Anfang 2016 versandbereit sein sollen, können Interessierte bereits jetzt auf der Webseite zuschlagen. Im Angebot stehen der YesMiner „M20“ Batch 1 sowie der YesMiner „M10“ Mini Batch 1. Wer die Geräte schon im Voraus bezahlt, erhält einen saftigen Rabatt von 1.000 bzw. 2.000 Euro. Darüber hinaus bietet die Firma das Hosten von Mining auf Island an.

Für die deutschen Miner, die in der Regel nicht eben mit günstigen Strompreisen gesegnet sind, könnten sowohl Geräte als auch Hosting vielversprechende Angebote sein. Schließlich werden immer bessere neue Miner hergestellt, und ohne die neusten Modelle hat man an einem Standort wie Deutschland kaum eine Chance, profitabel zu minen. Auf bitcointalk hat sich daher eine Gruppe von Minern zusammengeschlossen, um eine Vorbestellung zu diskutieren. Unter ihnen ist auch voephilis, der an sich von dem Angebot begeistert ist – aber es tatsächlich mit sehr viel Kritik beäugt.

Warum sind die Miner auf der Webseite nur von einer Seite abgebildet? Warum gibt es ein Affiliate-Programm, aber noch keine AGB und keine Hinweise zum Datenschutz? Warum wird YESMINERS durch die PYC Pylon Consulting GmbH vertreten und hat kein eigenes Impressum? Warum wirkt die Webseite der Pylon GmbH so amateurhaft? Weshalb gibt es keine Bilder von den Produktionsstätten? Warum sind die Preise auf einer deutschen Seite nur in Dollar notiert? Warum gibt es für Vorauszahlungen einen so hohen Rabatt?

Verdenken kann man den Minern dieses kritische, teilweise schon fast paranoid anmutende Denken nicht. Denn sie wurden schon viel zu oft von hohlen Versprechungen dazu verlockt, in Vorkasse zu gehen, um dann entweder viel zu spät oder niemals die ersehnte Hardware zu erhalten, die sich dann als kaum mehr als ein Haufen Müll aus Stahl und Plastik erwiesen hat, der nie und nimmer den Kaufpreis einspielt und nach einigen Monaten nicht einmal mehr die Stromkosten wettmacht. Mining-Hersteller haben es schwer, das Vertrauen der Miner zu gewinnen, nachdem diese schon so oft über den Tisch gezogen worden sind.

Oft reichen schon kleine „Lücken“ im Bild, um, oft zu recht, die roten Flaggen zu hissen. voephilis hat dagegen bei YESMINER direkt nachgefragt, wie die Gründung vonstatten gegangen ist.

Wie ist das Team von YESMINERS aufgestellt? In Deutschland hat man es als Bitcoin Unternehmen nicht immer leicht. Wie kamen Sie auf die Idee, YESMINERS in Hamburg zu gründen?

In der Tat ist es in Deutschland allein schon durch den unglaublichen Wall an Bürokratie schwieriger, aber wirklich abgeschreckt hat uns das nie. Die PYC Pylon Consulting GmbH wurde in Hamburg bereits 2009 gegründet, seit letztem Jahr firmieren wir als GmbH. Unsere Produkte, aktuell der YesMiner M10 und M20 und die dazugehörigen Hostings, vertreiben wir unter dem Label YesMiners.
Erste Erfahrungen liegen bereits Jahre zurück, damals noch eher als Hobby auf den ausgedienten Bürorechnern, später auf einigen bunt zusammengekauften Minern. Doch auch wir erlitten zu dieser Zeit finanzielle Verluste, waren aber weiterhin stetig auf der Suche nach neuen Geschäftspartnern. Die Faszination Bitcoin hatte uns bereits gepackt. 2014 haben wir unsere bis dahin schon hervorragenden Kontakte nach China weiter ausgebaut, konkret auch zu Innosilicon und deren 28nm-Chips. Gegen Mitte 2014 betrieben wir ein eigenes Center und starteten kurz darauf zusätzlich auch unseren eigenen, privaten Pool.

Manche im Vorbestellungs-Thread setzen darauf, dass YESMINERS PayPal akzeptiert und man nach Vereinbarung mit PayPal das Geld nach der Zahlung für bis zu 180 Tage zurückbuchen können wird. Andere sind der Meinung, dass die Firma so das Geld gar nicht nutzen kann, um die Miner herzustellen, und dass PayPal bei größeren Summen womöglich ein Schlupfloch suchen und finden wird, um den Käuferschutz durch eine AGB-Verletzung außer Kraft zu setzen.

Ein Bekannter von voephilis war daraufhin im Hamburger Büro der Firma: „Es ist ein ca 12 qm großer Raum, in dem 2 Tische aneinander gereiht wurden. Befindet sich in Hamburg Harburg hinter einem leerstehenden Möbelhaus. Harburg gilt scheinbar als krimineller Stadtteil. (klar, Startups haben nicht viel Geld, könnte aber auch zusammenpassen.) Anwesend war ein ‚Vertriebler‘. Der Geschäftsführer hat angeblich Rückenprobleme und kann nicht vor Ort sein. Die 16nm Chips kommen von TSMC. (Taiwan Semiconductor Manufacturing Co Ltd). Das sind die, mit denen auch KnC kooperierte. Mein Kontakt in Hamburg, der auch viel mit BTC zu tun hat und schon bei KnC in Schweden war, meinte, es sieht nach ‚Vollbetrug‘ aus.“

Per E-Mail hat YESMINER weitere Fragen von voephilis beantwortet:

Die Miner werden voraussichtlich im Januar 2016 ausgeliefert. Wie weit sind Sie mit den Entwicklungen? Wie lange dauerte die Entwicklung der Geräte? Wann wird der Batch 0 ans Netz gehen?

Von der ersten Idee, über erste Skizzen, hin zu finalisierten Plänen und natürlich den unendlich vielen Verhandlungen mit den unterschiedlichsten Zulieferern vergingen mehr als 12 Monate. Die planungstechnischen Entwicklungen sind aber abgeschlossen und bedürfen in den nächsten Wochen nur noch weiteren Optimierungen. Das finale Konzept der Miner selbst ist ebenfalls spezifiziert und viele Teile bereits bestellt bzw. schon auf Lager.

Besagte Batch 0 ist eine rein interne Batch, mit der wir die ersten, üblichen Kinderkrankheiten ausräumen und die Software im laufenden Betrieb weiter optimieren. Diese Batch betreiben wir in unserer Co-Location in Island, sie wird voraussichtlich Mitte-Ende Dezember betriebsbereit sein.

Den gewaltigen Rabatt für Bestellungen per Vorkasse erklärt YESMINERS damit, dass die Kunden der Firma damit eine Zwischenfinanzierung geben, die bei einer Bank ebenso teuer wäre. „Die Ersparnis geben wir dann doch lieber in Form eines sehr fairen Rabatts an unsere Kunden weiter.“

Ungeklärt bleiben aber dennoch eine Menge Fragen. Hinweise, dass man es ernst meint, etwa durch Videos, Fotos, mehr Infos zu den Geschäftsführern oder Lieferverträge, bleibt YESMINERS den potenziellen Kunden schuldig. Bei denen müssen jetzt Vernuft und Gier sowie Misstrauen und Optimismus darum kämpfen, wie das Angebot zu bewerten ist. Die meisten haben sich dafür entschieden, dass es sich um zuviel Geld handelt, um etwas zu riskieren.

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