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Exodus: eine fast perfekte Wallet für verschiedene Kryptowährungen

Mein Beispielportfolio besteht aus Bitcoins, Ether und Dash. Es wird von Exodus als Ringdiagramm angezeigt.

Exodus sieht schick aus, lädt schnell, verwaltet mehrere Kryptowährungen und ermöglicht den einfachen Tausch von diesen. Eigentlich eine perfekte Wallet. Lediglich kleine Schönheitsfehler mindern die Freude.

Die Wallet-Entwicklung ist einer jener Bereiche im Bitcoin-Ökosystem, in denen noch ein riesiges Potenzial brach liegt. Zwar gibt es für jedes System und fast jedes Bedürfnis die passende Wallet – doch oft wird am Design und an der Usability gespart, während sich die Funktionalität auf das Nötigste beschränkt.

Exodus, die Wallet für „Blockchain-Assets“, bereichert die bereits bestehende Auswahl um eine gut designte und einfach bedienbare Wallet, die nicht nur leichtfüssig fünf Kryptowährungen verwaltet, sondern dem User in Sachen Schlüsselverwaltung eine bemerkenswert große Autonomie gewährleistet. Lediglich die Privacy lässt einige Wünsche offen.

Exodus ist eine Light-Wallet. Sie speichert nicht die komplette Blockchain, sondern dient nur als Interface, um Schlüssel zu verwalten und über andere Knoten an die Blockchain anzudocken. Für viele Nutzer, die nicht in der Lage oder willens sind, die gesamte Blockchain zu verifizieren und zu speichern, sind Lightwallets die einzige Option. Gerade wenn man mit mehreren Kryptowährungen hantiert, steht es oft gar nicht zur Debatte, alle Blockchains zu speichern. Eine Lightwallet wie Exodus, die mehrere Kryptowährungen verwaltet, kommt da wie gerufen.

Die Entwickler von Exodus nennen Kryptowährungen „Blockchain-Assets“. Damit spielen sie wohl darauf an, dass auch Token auf einer Kryptowährung dazu gehören können, seien es Colored Coins auf der Blockchain oder die derzeit wie Pilze aus dem Boden sprießenden Token auf der Ethereum-Blockchain. Sich als Wallet zu positionieren, die auch solche Assets fasst, scheint eine kluge Entscheidung zu sein – auch wenn Exodus mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Dogecoin, Dash und – laut der Webseite – auch Monero derzeit noch ausschließlich Kryptowährungen managed. Es sollen aber bald weitere Assets dazukommen.

Mit Exodus kann man einfach in der Wallet Coins wechseln.

Da die Wallet Shapeshift integriert hat, kann man mit wenigen Klicks in wenigen Minuten ausschließlich aus der Wallet heraus Coins wechseln. Also etwa Bitcoins in Litecoins, Dash oder Ether, oder Litecoins in Dogecoins und so weiter. Ganz nach Belieben. Gebühren bezahlt man dabei nicht, lediglich die Spread bei Shapeshift, die je nach Währungspaar mit 0,3 bis 7,5 Prozent sehr gering bis sehr hoch ist. Anders als andere Wallets, die Shapeshift integrieren – wie etwa der „Ethereum-Browser“ Mist – zeigt Exodus erfreulicherweise die Höhe der Spread an.

Da Shapeshift Drittanbieter (wie Exodus) an den Einnahmen durch die Spread beteiligt, hat Exodus damit schon mal eine mögliche Antwort auf die schwierige Frage, wie man die Wallet-Entwicklung finanziert. Die Wallet verbindet so ein nützliches Feature mit einer Einnahmequelle, ohne dass die Gefahr besteht, dass Rumpffunktionen von dem immer wichtiger werdenden Shapeshift abhängig werden.

Technisch ist Exodus eine typische Light-Wallet: Sie speichert nicht die Blockchain, sondern nur die Schlüssel und Adressen und nimmt über eine API Kontakt zu einem Knoten auf, von dem sie die Guthaben der Adressen sowie die nötigen Zutaten für Transaktionen erfährt und der für sie Transaktionen propagiert. Wenn ich es richtig verstehe, nutzt Exodus einfach verschiedene, bereits bestehende offene Clients. Aber verlasst euch darauf nicht.

Die Wallet ist simpel, aber klar und einfach zu bedienen. In der Spalte links kann man einstellen, welche Kryptowährung man senden oder empfangen möchte.

„Light“ sind auch die Wallet-Funktionen. Man kann mit den integrierten Währungen Coins senden und empfangen. Eine Feinjustierung der Transaktionsgebühren, die Nutzung von Replace-by-Fee oder Multisig-Adressen, das Beobachten von Ethereum-Verträgen – all dies ist nicht integriert. Schlimmer ist meiner Meinung nach jedoch die mangelhafte Privacy der Wallet, die zwar für das Wechselgeld eine neue Adresse generiert, aber für das Empfangen immer dieselbe Adresse verwendet. Hier wäre es äußerst hilfreich, wenn man zusätzliche Optionen hätte oder die Wallet automatisch eine neue Adresse für jede Einzahlung erzeugt.

Die Bedingung ist dafür einfach und instinktiv. Die Wallet sieht gut aus – meiner Meinung nach von allen Wallets am besten – und in den Einstellungen kann man zwischen mehreren Hintergrundfarben und Skins wählen und damit das Layout an seine eigenen Vorlieben anpassen. Was Design und Nutzerfreundlichkeit angeht, ist Exodus allen anderen Desktop-Wallets weit voraus.

Auch das Backup funktioniert erfreulich reibungslos und folgt dem mittlerweile etablierten Schema aus einem selbstgewähltes Passwort und einer durch die Wallet generierten Passphrase von 12 Buchstaben. Diese dürfte dem BIP39-Standard entsprechen und somit mit zahlreichen anderen Wallets kompatibel sein, wodurch die Coins auch dann gerettet werden können, wenn die Entwickler von Exodus die Server abschalten. Dies ist schon mal ein klarer Pluspunkt.

Um etwa die Schlüssel zu exportieren, muss man strg+shift+d gleichzeitig drücken. Dann erscheint ein zuvor verborgenes Menü.

Auch die Schlüsselverwaltung gewährt dem User eine ungewöhnlich weite Autonomie. Dazu muss man jedoch mit strg+shift+d  (gleichzeitig) ein weiteres Menü sichtbar machen. Mit diesem kann man sowohl seine Adressen als auch seine privaten Keys als .csv-Datei exportieren.

Trotz dieser vorteilhaften Eigenschaften würde ich zu diesem Zeitpunkt Exodus noch nicht für größere Beträge empfehlen. Denn obwohl viele Bestandteile der Wallet zwar Open Source sind, bleiben einige Teile proprietär. Dass man als User daher nicht weiß und nicht erfahren kann, wie Exodus beispielweise die Schlüssel verwaltet – oder ob gar eine Backdoor eingebaut ist – hinterlässt ein etwas mulmiges Gefühl – auch wenn die Entwickler erfreulich offen damit umgehen:  „Wenn Open Source für dich einer der wichtigsten Gründe ist, um eine Software auszuwählen, dann ist Exodus nichts für dich. Die gue Nachricht ist, du hast eine große Auswahl an anderer Software, die 100 Prozent Open Source ist.“

Insgesamt bestätigt auch Exodus die alte Weisheit, dass kein Werkzeug für alle Zwecke geeignet ist. Mit ihrer einfachen Bedienbarkeit und der ansprechenden Optik hat die Wallet zwar das Potenzial, Blockchain-Assets den Weg auf den Massenmarkt zu ebnen. Es war noch niemals einfacher, mit mehreren Kryptowährungen zu hantieren. Im Vergleich zum direkten Konkurrenten Jaxx gefällt mir Exodus sehr viel besser.

Allerdings kann Exodus nicht die Bedürfnisse anspruchsvoller User befriedigen. Hinsichtlich der Privatsphäre verschenkt die Wallet mit dem überholten Konzept, eine Adresse für alle Einzahlungen zu verwenden, enorm viel Potenzial. Mehr Autonomie für den User oder ausgefeiltere Wallet-Konzepte, wie sie Trezor und Ledger bieten, wären hilfreich. Auch hinsichtlich der Verwaltung von größeren Summen stellt sich Exodus mit den proprietären Anteilen der Software selbst ein Bein. Hier bleiben neben den Hardware-Wallets Trezor oder Ledger weiterhin bewährte Wallets wie Electrum, der Bitcoin-Client oder eine sauber erstellte Paperwallet die bessere Wahl.

Aber für ihren Zweck – die leichtfüßige, angenehme Verwaltung verschiedener Blockchain-Assets – ist die Exodus-Wallet perfekt geeignet.

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