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Bitcoin Cash: Fork gelingt offenbar

Eine maximale Blocksize von 32 Megabyte, größere Nachrichten im OP_Return-Feld, und eine Handvoll neue opcodes: Bitcoin Cash hat gestern Abend erneut eine Hardfork vollzogen. Negative Nebenwirkungen scheint das Upgrade bisher nicht zu haben.

Die einen nennen es Hardfork, die anderen ein Upgrade: Wenige Dinge rufen so große Meinungsverschiedenheiten hervor wie die netzwerkweite, nicht abwärtskompatible Regeländerung bei Bitcoin. Während die Bitcoin-Entwickler selbst sich weiterhin davor scheuen, eine Hardfork zu benutzen, weil sie fürchten, damit das Netzwerk spalten zu können, verstehen die Bitcoin-Cash-Entwickler die Hardfork als ganz normales Instrument, um das Protokoll weiter zu entwickeln.

Gestern Abend haben sie einmal mehr vorgeführt, dass die Hardfork, zumindest bei Bitcoin Cash, tatsächlich nur eine Methode für ein Upgrade ist. Bei Block 530.350 – etwa gestern Abend um halb sieben – wurde die Hardfork eingeleitet, sechs Blöcke später wurden die Änderungen der Regeln aktiviert. Nodes, die das Upgrade nicht eingespielt haben, werden nun nicht mehr Teil des Netzwerks sein, sobald ein Block erscheint, der die neuen Regeln nutzt.

Die Hardfork hat vor allem drei Änderungen:

Erstens wird die maximale Blocksize von bisher 8 MB auf 32 MB erhöht. Bei alltäglichen Transaktionsmustern bedeutet dies, dass Bitcoin Cash damit die Kapazität für etwa 11.200.000 Transaktionen am Tag oder 130 Transaktionen in der Sekunde hat. Genutzt wird davon bislang aber noch nicht sehr viel. Im Durchschnitt gibt es bei Bitcoin Cash etwa 0,3 Transaktionen je Sekunde oder etwa 20.000 am Tag. Eine gute Visualisierung dieses etwas traurigen Zustandes gibt die Webseite TX-Highway wieder. Die Autobahn wurde auf 32 Spuren erweitert, obwohl so weit das Auge reicht nur ein Auto zu sehen ist.

Zweitens wird die Größe der Standard-Nachrichten im System von bisher maximal 80 auf bis zu 220 Bytes erhöht. Dies ist besonders wichtig für OP_Return, eine beliebte Methode, um Nachrichten in die Blockchain zu schreiben. OP_Return wird genutzt, um Token wie Colored Coins oder Counterparty auf die Blockchain zu bringen und wurde in letzter Zeit vor allem durch Memo.Cash, eine Art Twitter auf der Bitcoin Cash Blockchain, bekannt. Dank der Hardfork passen nun 220 anstatt vorher 80 Zeichen in einen Tweet Memo. Wie der Screenshot, den ich als Titelbild verwendet habe, zeigt, wird davon auch schon rege Gebrauch gemacht:

Der dritte Teil der Hardfork ist am schwierigsten zu verstehen, den Entwicklern zufolge aber am wichtigsten: Es wurde eine Reihe von Op-Codes, die ursprünglich im Bitcoin-Code waren, aber abgeschaltet wurden, reaktiviert. Op-Codes sind ein Teil der Skriptsprache von Bitcoin, mit der üblicherweise Transaktionen verifiziert werden. Reaktiviert werden nun die folgenden Codes: OP_CAT, OP_SPLIT, OP_AND, OP_OR, OP_XOR, OP_DIV, OP_MOD, OP_NUM2BIN, OP_BIN2NUM.

Was man damit konkret machen kann, ist schwer zu sagen. Steve Shadders, der Entwickler von BitcoinCashJ, und derjenige, der die Reaktivierung der Codes als erstes vorgeschlagen hat, erklärt es so: „Unter Entwicklern könnte man sagen, dass die Anwendungsmöglichkeiten von fundamentalen Operationen einer Skript-Sprache so gebräuchlich sind, dass man sie gar nicht aufzählen muss. Wir benutzen solche Basis-Operationen wie Mathematik, String-Operationen und Bitwise-Logik jeden Tag so oft, dass es beinah unmöglich ist, einen nützlichne Code ohne sie hervorzubringen.“

Ein Stück konkreter wurden heute bereits Chris Pacia von OpenBazaar und Emil Oldenburg von Bitcoin.com. Pacia hat mithilfe von OP_CAT eine Multisig-Adresse gebildet, die auf einem Merkle-Tree beruht. Diese Methode hat den Vorteil, dass die öffentlichen Schlüssel, die bei einer Auszahlung nicht beteiligt sind, auch nicht veröffentlicht werden, und dass die benötigte Datenmenge bei einer zunehmenden Anzahl involvierter Parteien deutlich sinkt. Das Verfahren wurde, soweit ich weiß, unter dem Arbeitstitel „MAST“ von Blockstream für die Sidechain Alpha entwickelt. Oldenburg hat derweil mithilfe von OP_XOR eine Rätsel-Transaktion gebildet. Ob und wie nützlich dies alles sein wird, ist derzeit noch nicht zu sagen. Wer Interesse (und genügend Kenntnisse) hat, kann auf dem OpCodes-Spielplatz mit den neuen Codes experimentieren.

Probleme sind auch gut 16 Stunden nach der Hardfork noch nicht aufgetreten. Es gibt keine Bewegung dafür, die alte Bitcoin Cash Chain („Bitcoin Cash Classic“) zu erhalten, keine Anzeichen dafür, dass die Anzahl der aktiven Full Nodes eingebrochen ist (weil sie verpasst haben, rechtzeitig zu upgraden), und keine Berichte über Börsen oder Wallets, die von der Blockchain abgehängt wurden. Auch Befürchtungen, die neuen OpCodes würden neue Angriffsvektoren eröffnen, haben sich bislang noch nicht bestätigt. Aber es dürfte noch zu früh sein, um hierzu irgendetwas mit Sicherheit zu sagen.

Auf den Kurs scheint diese an sich gute Nachricht aber keinen Einfluss zu haben. Heute purzeln die Preise aller Kryptowährungen, und Bitcoin Cash macht dabei nicht nur keine Ausnahme, sondern stürzt mit besonders hohen Verlusten sogar voran.

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