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Bitcoin Hashrate fällt. Netzwerk macht weiter wie bisher.

Bergmann aus Bolivien. Bild von "M M" via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Hashrate von Bitcoin ist in diesem Monat bereits um mehr als 40 Prozent gefallen. Das Netzwerk bleibt davon unberührt – offenbart aber einen sehr bedenklichen Trend der abnehmenden Nutzung und Nutzbarkeit.

Die Hashrate von Bitcoin ist gestern erneut um 16 Prozent gesunken. Dieser Begriff meint die Anzahl an Hash-Operationen, die die Miner am Tag produzieren, um gültige Blöcke zu finden. Damit ist diese Rate seit Anfang März um beinah 45 Prozent gesunken.

Nachdem die Hashrate Anfang März ein Allzeithoch erreicht hat, ist sie rapide eingebrochen. Quelle: Blockchain.com

An sich ist dies der normale Lauf der Dinge. Die Miner investieren in neue Mining-Chips und in Energie, um dadurch Bitcoin-Blöcke zu finden und die Belohnung durch den Block-Reward zu erhalten. Wenn nun der Bitcoin-Preis sinkt, sinkt auch die Belohnung der Miner. Das Mining wird weniger lukrativ, und die Miner schalten ihre Maschinen aus. Der Fall war heftig, folgte aber lediglich dem ebenso heftigen Fall des Preises.

Allerdings hat das Sinken der Hashrate auch Folgen für das Netzwerk. Je weniger Hashes die Miner produzieren, desto länger dauert es, bis sie einen neuen Block finden. Dadurch erhöht sich das Intervall zwischen den Blöcken. Das Netzwerk wird langsamer, die Kapazität sinkt – zumindest vorübergehend, bis sich die Schwierigkeit des Minings wieder anpasst.

Wer gestern Nacht versucht hat, eine Bitcoin-Transaktion zu senden, dürfte dies miterlebt haben: Die Gebühren haben sich sprunghaft erhöht, und selbst wer sehr viel mehr bezahlt hat als noch am Nachmittag, durfte zuweilen lange warten, bis es die Transaktion in einen Block geschafft hat.

So plötzlich, wie er entstanden ist, hat sich der Stau auf der Blockchain auch schon wieder gelegt. Heute schafft es wieder fast jede Transaktion mit sehr geringen Gebühren in einen Block. Das System reguliert sich offenbar selbst. Das ist die gute Nachricht.

Das Schlechteste aus allen Welten

Allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung einige unangenehme Nebenwirkungen. Man könnte sagen, wir bekommen das Schlechteste aus allen Welten.

Die Anzahl der täglichen Transaktionen sinkt. Daher hat sich der Stau im MemPool so schnell gelegt. Weniger Leute benutzen Bitcoin. Mit weniger als 260.000 täglichen Transaktionen im Wochenschnitt setzt dieser Wert einen Abwärtstrend seit Mai 2019 fort, ist auf einem 12-Monats-Tief angelangt und auf demselben Stand wie Mitte 2017. Dass sich die Situation über Nacht wieder normalisiert hat, ist eine Folge eines sehr ungünstigen Trends. Das ist die erste schlechte Nachricht.

Die Anzahl der täglichen Transaktionen nach Blockchain.com.

Die zweite schlechte Nachricht ist, dass sich die Nutzererfahrunug trotz der abnehmenden Nutzung verschlechtert. Das ist die zweite schlechte Nachricht. Wer gestern Nacht eine Transaktion abgesendet hat, musste gut einen Euro bezahlen, um eine Chance zu haben, es in den nächsten Block zu schaffen. Solche plötzlich ansteigenden Gebühren, verbunden mit oft quälend langen Wartezeiten bis zur Bestätigung, sind keine Seltenheit, sondern geschehen alle paar Wochen.

Für die User sind solche Unannehmlichkeiten schwer zu erklären. Sie sind zudem kaum vorausberechenbar, was Bitcoin als Zahlungsmittel herabstuft. Stellen Sie sich vor, Ihre Kreditkarten-Gebühren steigen aus heiterem Himmel sprunghaft an. Wer unvorbereitet in einen solchen Gebührenschub hineingerät, wird eine extrem schlechte Nutzererfahrung mitnehmen und Bitcoin als Zahlungsmittel vielleicht abschreiben.

Der MemPool in Megabyte. Dass er wie gestern Nacht anschwill ist keine Seltenheit. Quelle: Jochen Hoeneckes MemPool Visualierung

Verantwortlich für diese Stagnation der Nutzung und Verschlechterung der User-Erfahrung ist das Blocksize-Limit, das mit 1-1,5 Megabyte dafür sorgt, dass Bitcoin eigentlich fortlaufend am Kapazitätslimit operiert. Die ökonomische Idee dahinter ist, dass es einen „Gebührenmarkt“ braucht, der das Einkommen der Miner langfristig gewährleistet.

Allerdings funktioniert dieser Plan offenbar nicht. Das ist die dritte schlechte Nachricht. Der Preis, den man bezahlt – die Verschlechterung der Nutzererfahrung und die Stagnation der täglichen Transaktionen – resultiert nicht im gewünschten Ergebnis.

Die Gebühren der Miner haben sich im Lauf der letzten Jahre nicht wirklich erhöht. Sie sind sogar auf einem tieferen Stand als 2017. Zwar gibt es gelegentliche Spitzen, die allerdings so zufällig auftreten, dass sie für die Miner kein berechenbares Einkommen bieten.

Die Einnahmen der Miner aus Gebühren nach Blockchain.com.

Sobald es eine solche Spitze gibt, entscheiden sich die Nutzer offenbar zu einem großen Teil, Bitcoin nicht mehr zu benutzen – daher die abnehmende Nutzung – oder sie mit geringen Gebühren auszusitzen. Die Folge ist, dass die Gebühren nach nur kurzer Zeit wieder auf ein normales, eher geringes, Niveau zurückfallen. Auch in dieser Metrik ist Bitcoin zurück auf den Stand Mitte 2017 gefallen. Der „Gebührenmarkt“ trägt somit kaum etwas zum Einkommen der Miner bei – verschlechtert aber die Nutzererfahrung massiv.

Man kann also feststellen, dass Bitcoin den Fall der Hashrate gut überstanden hat. Allerdings zeigt sich in ihm ein genereller Trend der abnehmenden Nutzung und Nutzbarkeit des Netzwerks.

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