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Warum Core Maintainer Wladimir van der Laan Gavin Andresen den Commit-Access entzogen hat und warum Gavin das nicht so schlimm findet

Wladimir van der Laans Twitter Logo

Eine Randnotiz im Drama der vergangenen Woche war, dass Gavin Andresen ein Privileg verloren hat: Bitcoin Core Maintainer Wladimir van der Laan hat ihm den Commit Access für das Bitcoin Core Repository entzogen. Auf seinem Blog erklärt van der Laan, weshalb – während Andresen dies im Gegensatz zu seinen Fans gelassen hinnimmt.

Es ist kein gutes Zeichen, wenn der neutrale Raum eng wird und fast alles in den Sog eines Streits gerät. Wie tief der Graben ist, den der Blocksize-Zwist geschlagen hat, hat die vergangene Woche geradezu versehentlich demonstriert. Eigentlich war Craig Wrights Outing als angeblicher Satoshi das große Thema. Doch die Blocksize-Diskussion blieb präsent. Ohne sie ist die vielleicht bleibendste Folge dieser turbulenten Woche nicht zu erklären.

Gavin Andresen, Nachfolger von Satoshi, ehemaliger Bitcoin-Chefentwickler und Leitentwickler von Classic, hat erklärt, Craig Wright habe ihm gegenüber kryptographisch bewiesen, Satoshi Nakamoto zu sein, also der Erfinder des Bitcoins. Kurz darauf hat Peter Todd, ein Kern-Entwickler, den eine langjährige Abneigung mit Andresen verbindet, getwittert, dass Andresen möglicherweise gehackt sei und ihm aus Sicherheitsgründen der Commit-Acces zum Core Repository entzogen werden solle. Core-Maintainer Wladimir van der Laan hat dies offenbar getan. Etwas später hat Gavin Andresen öffentlich bestritten, gehackt worden zu sein. Seinen Zugang erhielt er dennoch nicht zurück.

Die Reaktionen darauf zeigen, dass man die Bitcoin-Communities mittlerweile anhand ihres Verhältnisses zu Gavin Andresen erkennen kann. Auf r/bitcoin wurde dies hingenommen, teilweise gleichgültig, teilweise mit Häme. r/btc hingegen reagierte mit kollektiver Empörung und behauptete, nicht ganz ohne Grund, dass die anderen Core-Entwickler nur nach einem Vorwand gesucht hätten, Gavin Andresen loszuwerden, da dieser der Politik der kleinen Blöcke widerspricht.

Commit Access meint übrigens das Privileg, Änderungen am offiziellen Code vornehmen zu dürfen. Bei den meisten Open Source Projekten hat nur ein Entwickler dieses Privileg, bei Bitcoin teilen es sich vier oder fünf Leute.

Gegen Ende der letzten Woche hat Wladimir van der Laan auf seinem Blog die Situation erklärt. Van der Laan hat als Maintainer die höchste Position unter den Bitcoin-Entwicklern. Er hat sich noch nie öffentlich sehen lassen, gilt als verschwiegen und seine Arbeitsweise soll der eines Roboters ähneln: er pflegt alle Proposals ein, über die Konsens herrscht. Punkt, aus, Ende. Seine eigene Meinung sagt er selten; in der ganzen Blocksize-Debatte hat er die meiste Zeit geschwiegen, um am Ende seine Nähe zum Lager „Kleine Blöcke“ zu bekunden

Um zu erklären, weshalb Gavin keinen „push-access“ mehr hat, holt van der Laan etwas aus:

Ich liebe den Job, den ich mache, bin glücklich, mit einigen sehr schlauen Leuten an einem extrem interessanten Projekt zu arbeiten und verschiedene völlig neue Herausforderungen zu begegnen, die einen enormen Einfluss haben können. Aber auf der anderen Seite dürfte die Bitcoin InfrastruKturentwicklung eine der feindseligsten und verrücktesten Arbeitumgebungen sein, die derzeit in der Software-Entwicklung existieren.

Der Bitcoin-Core-Maintainer klagt darüber, dass „Tag ein, Tag aus getrollt wird, es gezielte Angriffe gibt, und über die sozialen Medien Kampagnen gegen uns gefahren werden.“ Van der Laan kennt dies von keinen anderen Projekten. Vergleichbares hat er nur aus der Entwicklung mancher Spiele gehört, in denen Diskussionen über Regeln zu Angriffen und Getrolle führen. Oft seien diejenigen, die angreifen, nicht einmal die Nutzer der Software. Bei Bitcoin – und hier greift van der Laan Gavin an – sei alles noch ärger:

Aber es wird noch viel schlimmer, wenn viele der Angriffe von jemandem veranlasst werden, der behauptet, Teil deines eigenen Projekts zu sein. Obwohl er nicht nur mit uns involviert ist, sondern auch Leiter eines Projekts ist, dessen Entwickler und User uns offen feindlich gegenübertreten.

Wer die Debatte verfolgt, weiß wen und was Wladimir van der Laan meint. Viel klarer kann man nicht mehr werden. Gavin Andresen teilt die Scalabiliy-Roadmap von Core nicht, agitiert offen gegen diese und versucht, mit Classic seine eigene Lösung durchzusetzen.

Um die schwierigen Herausforderungen der Bitcoin-Entwicklung zu lösen, mein van der Laan, sei eine ruhige, sachliche und gesunde Umgebung notwendig. Um diese zu schaffen, haben die Entwickler im Lauf des letzten Jahres versucht, „Bitcoin Core“ von „Bitcoin“ zu lösen. „Bitcoin wird (verständlicherweise) als öffentliches Gut angesehen. Niemand besitzt das Bitcoin System, es soll dezentralisiert und nicht greifbar sein.“

Als Software-Projekt werde Bitcoin Core von einem Team von Leuten entwickelt, die selbst wählen, mit wem sie zusammenarbeiten wollen und mit wem nicht. Und damit kommt Wladimir van der Laan zum Grund, warum er Gavin Andresen den Acces nicht zurückgeben will:

Manchmal ist es Zeit, sich von bestimmten Individuen zu trennen, die am Anfang bedeutsam waren, aber sich über die Zeit hinweg verknöchert haben und sogar zu einem toxischen Einfluss geworden sind. Vor allem wenn diese seit langer Zeit nicht mehr an der aktiven Entwicklung teilgenommen haben.

Dass Gavin in der vergangenen Woche erklärte, er glaube Craig Wright, war ein Anlass, um ihm die Rechte zu entziehen. Dies war aber nur der letzte Streich, der zum endgültigen Bruch geführt hat. Also ein Vorwand: „Seine Privilegien wurden schon seit einiger Zeit von anderen Mitgliedern des Projekts als eine Belastung angesehen.“ Darum lehnt es Wladimir van der Laan ab, Gavin Andresen wieder Commit Privilegien zu geben. Ende der Debatte.

Gavin Andresen selbst reagierte darauf ausgesprochen nüchtern und rief seine Anhänger dazu auf, kein Drama zu machen:

Zu Deutsch: Hört auf, einen Sturm im Wasserglas zu entfachen. Es ist egal, wer commit access hat. Wir haben gitian.

Gitian ist eine „sichere Methode, um Software quellsicher zu verteilen. Man kann sichere binaries herunterladen, die durch mehrere Builder verifiziert sind.“ Mit Gitian kann man sicher gehen, dass man die korrekte Version einer Software herunterlädt und entpackt.

Tatsächlich mag der Rauswurf von Gavin Andresen unter einem Vorwand alles andere als die feine Art gewesen sein, und tatsächlich mag man darüber streiten können, ob es tatsächlich Andresen ist, der eine toxische Atmosphäre verbreitet. Aber ohne Zweifel schadet es der Entwicklung nicht, wenn klare Fronten gezogen werden. Gavin Andresen ist kein Core-Entwickler mehr, sondern ein Classic-Entwickler. Damit herrschen zumindest mal klare Verhältnisse.

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