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Ethereum Hard Fork: Was nun passieren wird

Ethereum Brand Logo. Erstellt von der Ethereum Foundation, Lizenz: Creative Commons 3.0

In zwei Tagen soll Ethereum die Hardfork vollziehen. Damit möchten die Entwickler das DAO-Debakel rückgängig machen. Wir versuchen hier, die wichtigsten Fragen zur Hardfork vorab zu beantworten.

Warum wird Ethereum hardforken?

Der DAO-Hack war zwar kein Hack von Ethereum selbst, hat aber das Potenzial, großen Schaden anzurichten. Neben den unerhört hohen Verlusten, die das Vertrauen in Ethereum nachhaltig beschädigen können, bereitet es vor allem Sorgen, dass die Hacker rund 5 Prozent aller Ether besitzen. Angesichts der offenbar bösartigen Absichten der Hacker gegenüber Ethereum selbst sowie dem geplanten Wechsel der Kryptowährung zu Proof-of-Stake (PoS) gibt dies den Hacker eine Macht, die für Ethereum in Zukunft gefährlich sein wird.

Aus diese und anderen Gründen haben die Ethereum-Entwickler unmittelbar nach dem DAO-Hack angekündigt, diesen mit einer Hardfork auszumerzen und die DAO an sich rückgängig zu machen.

Was genau macht die Hardfork?

Jeffrey Wilcke, Entwickler des beliebtesten Ethereum-Clients Geth, beschreibt auf dem Blog der Ethereum-Foundation, was bei der Fork passiert. Demnach werden alle Guthaben der DAO sowie der Child-DAO in eine Liste geschrieben. Bei Block 1.920.000 werden alle Ether in dieser Liste auf einen neuen Vertrag ausgezahlt. Von diesem Vertrag aus können die DAO-Investoren ihre DAO-Token einzahlen und sie mit einer Rate von 1:100 gegen Ether wechseln.

Die Fork wird die DAO-Investoren also nicht automatisch auszahlen, sondern diese müssen im Anschluss handeln, um ihr Investment zurück zu bekommen.

Wann wird die Hardfork stattfinden?

Block 1.920.000 wird voraussichtlich am Nachmittag des Mittwochs, den 20. Juli, gefunden weden. Einen Countdown findet man auf slacknation.

Welche Software unterstützt die Hardfork?

Jeder Ethereum-Client hat eine Version veröffentlicht, welche der Hardfork zustimmt. Geth unterstützt laut Wilcke standardmäßig die Fork, nachdem die Wahl auf Carbonvote eindeutig diese ausfiel.

Die graphische Benutzeroberfläche Mist hingegen fragt mit dem Update zu 0.8.1 den User, ob er der Hardfork zustimmt oder nicht. Bis Block 1.920.000 kann der User noch jederzeit zwischen den beiden Versionen wechseln, indem er in der Menüzeile „Develop“ die „DAO-Fork“ an- oder abwählt.

Steht die Community hinter der Fork?

Nach allem, was man weiß, unterstützt der allergrößte Teil der Community die Hardfork. Neben so gut wie allen relevanten Ethereum-Entwicklern (Vitalik Buterin, Christoph Jentzsch, Gavin Wood, Jeffrey Wilcke u.a.) scheint auch die Zustimmung unter den Minern, Investoren und Börsen eindeutig zu sein.

So ermöglicht die Seite Carbonvote es, mit Ether für oder gegen eine Hardfork zu stimmen. 87% der eingesetzten Ether – oder etwa 5 Millionen – haben für eine Hardfork gestimmt. Auch bei den Mining-Pools Ethpool, Ethermine und DwarfPool fallen 66-87 Prozent der abgegebenen Stimmen für eine Hardfork aus. Dabei allerdings ist anzumerken, dass kaum 10 Prozent der Miner gewählt haben. Unter den Börsen schließlich haben BitFinex wie auch Poloniex erklärt, dass sie die dominante Fork unterstützen und die alte Fork fallen lassen werden.

Poloniex wird es den Usern zudem ermöglichen, die Ether auf der Verlierer-Chain einmalig abzubuchen, um sie zu speichern.

Gibt es Widerstand gegen die Hardfork?

Ja, auch den gibt es, und zwar von Anfang an. Er manifestiert sich im Release von Ethereum-Classic, dessen Entwickler für „dezentrale, zensurresistente, erlaubnisfreie Blockchains“ eintreten. „Wir glauben an die ursprüngliche Version von Ethereum als einen Weltcomputer, der nicht heruntergefahren werden kann und irreversible Smart Contracts verarbeitet.“ Ethereum Classic wird eine Fork von Ethereum sein, die auf die Hard Fork verzichtet und daran arbeitet, die künftigen Updates der Ethereum-Entwickler zu übertragen.

Ein erster Mining-Pool, mit dem man Ethereum-Classic minen kann, wurde bereits eingerichtet. Die dezentrale Börsen-Software bitsquare hat bereits angekündigt, den Handel von Ethereum-Classic aufzunehmen (was aber angesichts des dünnen bis gar nicht vorhandenen Handelsvolumens von bitsquare kaum kriegsentscheidend werden wird). Auch Bitcoin-Core-Entwickler Peter Todd meint, seine Unterstützung für Classic per Twitter verkünden zu müssen. Möglich, dass dahinter der ideologiegetriebene Wunsch steckt, die eigene No-Hardfork-Politik zu rechtfertigen.

Tatsache ist jedoch, dass es einen nicht insignifikanten Widersand gegen die DAO-Hardfork gibt. Dies macht die Existenz von zwei Ethereum-Chains zu einer realistischen Möglichkeit.

Gibt es Risiken?

Sollte es nach der Fork dauerhaft zwei Ethereum-Blockchains geben, wäre dies ein unangenehmer und auch risikobehafteter Zustand. Zum einen wird sich der Wert zwischen den beiden Forks aufteilen, was den Netzwerkeffekt schrumpft und – vielleicht am schlimmsten – zu Verlusten bei den Usern führt, die nicht in der Lage sind, zwischen den Chains zu wechseln.

Noch gefährlicher könnten die von Peter Vessens beschriebene „Cross Chain Replay Attacks“ sein. „Einfach ausgedrückt, wenn eine gültige Transaktion auf einer Fork ist, besteht die Gefahr, dass diese Transaktion auf der anderen Fork ‚wiederholt‘ wird und dort Verwüstung anrichtet.“ Insbesondere Börsen können so massiv Geld verlieren, wenn sie den Handel mit beiden Blockchains aufrecht erhalten, da User beispielsweise Auszahlungen von der einen Chain auf die andere übertragen können. Vessens rät der Community und vor allem den Börsen daher, unbedingt die verlierende Kette abzuwerfen.

Wie verhindere ich, Ether zu verlieren?

Dies nun ist für User ein eher kleines Problem. Wer während der Fork keine Überweisungen macht oder akzeptiert, läuft nicht Gefahr, Opfer irgendwelcher Cross-Chain-Angriffe zu werden oder seine Ether auf der falschen Chain vorzufinden. Einfach ein paar Tage warten, bis klar ist, welche Blockchain gewinnt, und dann auch auf diese wechseln.

Falls es dauerhaft zwei Blockchains geben wird, ist zu empfehlen, Coins auf beiden Chains zu haben. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist etwa, das ganze Ethereum-Verzeichis (auf Linux versteckt in home, auf Windows in user/appdata/roaming …) auf eine zweite Festplatte zu kopieren, sicherheitshalber auch Mist mitzunehmen, und erst dann auf die Fork umzustellen. Damit sollte man sichergehen, am Ende beide Versionen anwählen zu können. Wenn man dann mit der Fork-Version eine Transaktion macht, sollte diese nicht Bestandteil der Vor-Fork-Version sein.

Daneben wird man mit Mist durch das Befolgen einiger auf der github-Seite beschriebenen Schritte in der Lage sein, auch nach der Fork ohne Sicherheitskopie zwischen den Chains zu wechseln.

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