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Bitcoin Cash feiert Address-Day und Yours.org erhält 1,5 Millionen Dollar als Investment

Bei Bitcoin Cash ist einiges passiert: Die Community führt mit dem Address-Day ein neues Adressformat ein, ein Stress-Test zeigt, dass das Netzwerk in der Lage ist, auch mehrere Tage lang fortlaufend 8MB große Blöcke zu prozessieren, und die Bitcoin Cash Publishing Plattform Yours.org erhält ein Investment von 1,5 Millionen Dollar.

Während bei Bitcoin langsam das Lightning-Netzwerk anrollt, arbeitet Bitcoin Cash weiterhin an „Satoshis Vision“ vom Skalieren durch große Blöcke. Im Lauf der letzten Wochen gab es einige interessante Nachrichten von dem umstrittenen Fork-Coin.

Stress Test

Bitcoin Cash ermöglicht mit einem Blocksize-Limit von 8 Megabyte zwar deutlich größere Blöcke als Bitcoin, macht aber in der Regel keinen Gebrauch davon. Man könnte sagen, dass genau jenes Feature, das zur Fork geführt hat, grottenunnötig ist.

Während die gut 300.000 täglichen Bitcoin-Transaktionen gerade so in die mittlerweile 1,05 Megabyte großen Blöcke passen, ist das Transaktionsaufkommen bei Bitcoin Cash so gering, dass die Blöcke selten größer als 0,1 Megabyte sind. Das Limit von 8 Megabyte wurde bisher eigentlich so gut wie nie auch nur im Ansatz ausgereizt.

Zwischen dem 13. und 16. Januar war dies anders. An diesen Tagen flutete jemand Bitcoin Cash mit riesigen Transaktionen. Innerhalb weniger Stunden erreichte der Memory Pool – die Menge unbestätigter Transaktionen – mehr als 100 Megabyte, und die Miner verarbeiteten einen 8mb Block nach dem anderen.

Johoes MemPool Visualisierung zeigt den Stresstest in aller Deutlichkeit. Quelle: Creative Commons

Sobald die Flut der Transaktionen aufhörte, konnten die Miner dank der großen Blöcke sehr rasch den Mempool abbauen. Da die Transaktionen auch nur 1 Satoshi je Byte an Gebühren bezahlt haben, haben normale User gar nichts von dem Ausnahmezustand mitbekommen, wenn sie 2 Satoshi Gebühr draufgelegt haben. Man konnte Bitcoin Cash weiterhin sehr günstig benutzen.

Ob es sich um einen Spam-Angriff oder einen Stress-Test handelt, ist schwer zu sagen. Da aber die Gebühren gering gehalten waren, die Flut der Transaktionen so aufgebaut war, dass sie kein erhöhtes UTXO-Set hinterließen, und die Welle nach einigen Tagen abflaute, ist ein Stress-Test wahrscheinlicher. Jemand wollte testen, ob Bitcoin Cash mit einem so hohen Volumen klarkommt.

Die Antwort ist: Es kommt damit klar, zumindest für einige Tage.

Address Day

Seit etwa einer Woche verwenden die meisten Bitcoin Cash Wallet ein anderes Adressformat. Die neuen Adressen sehen nun etwa so aus:

bitcoincash:qpma82kpttwntlketyddpxqgx275q09qqyqmxvqe08

Hässlich, oder? Um all das zu erklären, muss man ein Stückchen ausholen. Und zwar zum Bitcoin Core Entwickler Pieter Wuille und SegWit. Wuille hat nämlich Anfang 2017 das bech32-Adressformat entwickelt. Mit dem kann man native SegWit-Adressen bilden, anstatt SegWit irgendwie durch die bereits bekannten P2SH-Adressen zu pfriemeln. Das hat nämlich den Nachteil, dass es Transaktionen ein Stückchen größer macht.

Damit SegWit also wirklich seine Wirkung entfaltet, braucht es also die bech32 Adressen. Das Format hat bei Bitcoin bereits ein BIP, ist aber noch nicht ganz offiziell. Genutzt wird es noch so gut wie gar nicht, da es noch kaum eine Wallet außer Electrum versteht.

Nachdem nun Bitcoin Cash geforkt ist, gab es immer wieder Probleme mit fehlgeleiteten Transaktionen. Mehrere User haben versehentlich Bitcoin Cash an Bitcoin-Adressen gesendet. Da beide Coins dasselbe Adress-Format benutzen, ist dies an sich nicht weiter schlimm. Wenn es sich bei der Bitcoin-Adresse jedoch um eine SegWit-Adresse handelte, wurde die Lage ernst.

Der Grund ist einfach: SegWit versteckt die Signatur hinter einem „Anyone-Can-Spend“-Skript. Die Bitcoin-Miner wissen, dass das nur eine Maske ist und wo sie die Signatur finden. Die Bitcoin-Cash-Miner dagegen nehmen das „Anyone-Can-Spend“ ernst: Sobald man die Bitcoins Cash auf einer SegWit-Adresse auszahlt, kann sich jeder die Coins krallen. Dass das ein Problem ist, versteht sich von selbst.

Also hat die Bitcoin Cash Community beschlossen, ein neues Adress-Format einzuführen. Es gab den Vorschlag von BitPay, einfach die Prüfziffern so zu ändern, so dass die Adressen wie die gewohnten Bitcoin-Adressen aussehen, aber mit einem anderen Buchstaben (mitz „C“) beginnen. Der Favorit der Entwickler wurde jedoch Pieter Wuilles bech32 Format. Dieses hat diverse Vorteile:

Also haben die Bitcoin Cash Wallets das neue Transaktionsformat integriert und als CashAddr zum neuen Standard erkoren. Das ist weniger kompliziert als es sich anhört, und es macht auch nicht die alten Adressen obsolet. Denn während die bech32 SegWit-Adressen von Bitcoin eine bisher unbekannte Anweisung beinhalten, wie man Coins ausgeben kann, sind die neuen Bitcoin Cash Adressen lediglich eine neue Hülle für exakt dieselbe Information. Man kann die Adressen beliebig konvertieren. Dies macht einen solchen Umstieg einfach und nicht disruptiv.

Ein Beispiel: Meine gute alte Spendenadresse 1BvayiASVCmGmg4WUJmyRHoNevWWo5snqC kann man mit diesem Konverter in die folgenden Adressen übersetzen:

bitcoincash:qpma82kpttwntlketyddpxqgx275q09qqyqmxvqe08

Und (BitPay-Format): CTPUYkWWNFjofoxwA46tzoRQH3ivdq2uBA

Insgesamt war der Address-Day ein großer Erfolg. Die meisten Wallets und Börsen haben das neue Format integriert. Möglich, dass Bitcoin Cash damit auch Bitcoin selbst hilft, auf bech32 Adressen umzusteigen.

Yours.org

Yours ist eine Plattform, auf der Autoren ihre Texte verkaufen können. Die spartantisch aufgebaute Webseite erlaubt es, einen Anreißer für Texte zu veröffentlichen und dann den Rest für einen selbst bestimmten Preis freizugeben. Dazu gibt es noch einen Knopf für Spenden sowie die Möglichkeit, für Kommentare kleine Beträge zu verlangen.

Ryan X. Charles, der Entwickler von Yours, wollte die Plattform eigentlich für Bitcoin bilden. Also hat er die Zahlungen über Payment Channels prozessiert. Laut eigenen Angaben war er der erste, der ein Lightning-Netzwerk umgesetzt hat. Dann aber wurde ihm klar, dass Payment-Channels nichts bringen fürs Mikropayment, wenn die Eingangs-Transaktion 5-10 Euro an Gebühren kostet. Also hat er es erst mit Litecoin versucht, ist dann jedoch auf Bitcoin Cash umgestiegen und hat die Payment-Channels weggeworfen. „Dies hat es uns erlaubt, unsere Zeit dafür zu nutzen, unser Produkt zu entwickeln, anstatt uns durch die Bugs und die Usability Probleme mit Payment-Channels zu arbeiten. Das hat die Entwicklung unserer Seite und unserer Community etwa um das 10-fache beschleunigt“, erzählt Ryan.

Die Seite hat ihren Charme. Man speichert seine Bitcoin Cash im Browser durch eine Seed. Yours verwahrt keine Gelder, sondern beauftragt lediglich den Browser, die Coins zu versenden. Damit erspart sich Yours vermutlich die aufsichtsrechtlichen Verpflichtungen, die man üblicherweise eingeht, wenn man anderer Leute Geld verwahrt. Den Preis zahlt jedoch die Blockchain.

Bei jeder einzelnen Aktion gibt es eine Transaktion. Wenn ein Artikel für 50 cent gekauft, ein Kommentar für 10 cent gepostet, oder nur ein Like für 30 cent vergeben wird – alles ist eine Transaktion auf der Blockchain. Man muss nicht eben hellsichtig sein, um zu erkennen, dass das nicht eben nachhaltig ist. Wenn Yours der Erfolg wird, den Ryan X. Charles verspricht, wird die Plattform selbst die 8MB Blöcke von Bitcoin Cash verstopfen. Langfristig wäre eine Plattform wie Yours perfekt für das Lightning Netzwerk oder andere Netzwerke aus Payment Channels.

Vor kurzem hat Ryan X. Charles nun angekündigt, dass Yours 1,5 Millionen Dollar von nChain und Bitmain erhalten hat. Die beiden Firmen dürften hinreichend bekannt sein: Bitmain ist der größte Hersteller von Mining-Hardware, nChain die Firma von Craig Wright, dem unterhaltsamen Pseudo-Satoshi. Auf der Bitcoin-Konferenz in Arnheim traf Ryan sowohl Jihan Wu von Bitmain als auch Craig Wright. Dabei wurde eine bereits bestehende Verbindung vertieft, und einige Monate später kam es zum erwähnten Investment.

Yours wird damit zu einer Art Vorzeige-Firma für Bitcoin Cash. Ob es der Seite tatsächlich gelingt, Mikropayments im Journalismus zu etablieren, wird sich noch zeigen. Sie ist aber das bisher erfolgreichste und ambitionierteste Projekt dafür, das mir bekannt ist.

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