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Krypo-Kurse brechen ein und fallen auf den Stand von Mitte Januar

Achterbahn. Bild von Kristin Kokkersvold via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Auf den Kryptomärkten purzelten die Kurse heute Nacht wieder so stark, dass einige Beobachter von einem Blutbad sprechen. Der Fall ist zwar hart – aber mit Blick auf den Kursverlauf seit Anfang des Jahres nicht wirklich tragisch. Dennoch gibt es einige Gründe, weshalb die starke Volatilität seit Januar ein großes Problem ist.

Derzeit ist die Welt im Panik-Modus, und das infiziert auch die Börsen. Nachdem der DAX heute unter die 11.000 Punkte gefallen ist und damit in etwa zwei Wochen etwa 20 Prozent verloren hat, sprechen die Händler bereits von einem „schwarzen Montag“. Noch härter traf es den Ölpreis, der um rund 30 Prozent eingebrochen ist, nachdem OPEC-Verhandlungen zu einer Drosselung der Förderquote gescheitert sind.

Die Förderquote der ölproduzierenden Länder ist ein wenig wie das Halfing bei Bitcoin: Eine Quotierung des Angebots eines Rohstoffs, das einen bestimmten Preis gewähren soll. Wenn die Organisation der ölproduzierenden Länder (OPEC) es nicht schafft, sich auf eine Förderquote zu einigen, bedeutet das, dass jedes Land so viel Erdöl auf den Markt werfen kann, wie seine Bohrtürme aus dem Boden saugen können. Man könnte das, mit leichtem Hinken, damit vergleichen, als hätten die Core-Entwickler und die Miner vereinbart, dass das Bitcoin-Halfing in diesem Jahr ausfällt.

Natürlich geschieht das nicht. Die Förderquote neuer Bitcoins wird sich im Mai erneut halbieren, und zwar aauf 6,25 BTC anstatt 12,5 BTC je Block. Der Bitcoin-Kurs wurde aber dennoch vom allgemeinen Abwärtstrend infiziert. Von gut 8.000 Euro am Wochenende ist er auf etwa 7.000 Euro gefallen. Wer einige Coins in seinem Portfolio besitzt, dürfte heute morgen mit einem drastischen Wertverlust aufgewacht sein; Bitcoin-Medien schreiben bereits vom „größten Crash des Jahres“ (BTC-Echo), einem „Bitcoin-Blutbad“ (Cryptomonday) oder einem „Megacrash“ (cryptoticker.io).

7-Tages-Chart von BTC bei Bitcoin.de

Wer sich die Kurse der vergangenen dreißig Tage anschaut, dürfte zu recht schlechte Laune bekommen. Am 12. Februar wurde Bitcoin noch mit beinah 9.500 Euro gehandelt, doch im Zuge der Corona-Krise brach der Kurs heftig ein, um nun bei etwa 7.000 Eur zu stehen. Das ist ein Verlust von mehr als 25 Prozent in weniger als 30 Tagen. Bei anderen Kryptowährungen sieht es nicht besser aus, sondern eher noch schlechter. Bitcoin Cash (BCH) war am 15. Februar 450 Euro wert und wird heute zu etwa 250 Euro gehandelt – was einen Verlust von mehr als 40 Prozent ergibt. Etwa ebenso heftig brach Bitcoin SV ein, das von 320 auf 180 Euro stürzte.

30-Tages-Chart von Bitcoin Cash gegen Euro bei Bitcoin.de

Nicht ganz so schlecht schnitt Ethereum ab, das von 260 auf 180 Euro (minus 30 Prozent) nachgab. Aber insgesamt ist die 30-Tages-Performance nicht nur schlecht, sondern katastrophal. Da gibt es nichts schön zu reden.

… und dasselbe für Ethereum (ETH).

Der Markt gibt’s, der Markt nimmt’s

Andererseits gibt es auch keinerlei Grund für Panik. Zumindest nicht, wenn man seinen Zeithorizont nur ein kleines Stückchen weiter öffnet. Sagen wir, bis zum Anfang dieses noch sehr jungen Jahres.

Ende Dezember stand der Bitcoin-Preis noch bei etwa 6.500 Euro. Im Lauf des Januars stieg er dann erst auf 7.000, um dann Ende des Monats sogar 8.000 Euro zu erreichen. Im Februar begann schließlich eine neue kleine Rally, die auf deutlich über 9.000 Euro führte. Der Einsturz, der den Preis innerhalb von kurzer Zeit von dort auf etwa 7.000 Euro schickte, ist natürlich schmerzhaft, weil er in so kurzer Zeit das zunichte macht, was der Markt sich in knapp zwei Monaten erarbeitet hat.

Der Bitcoin-Kurs in Euro seit Anfang 2020 bei Bitcoin.de

Aber es ist in keinster Weise schlimm, wenn der Kurs heute, am 9. März, dort steht, wo er schon am 9. Januar war. Das sind gerade einmal zwei Monate, und wir haben noch nicht einmal ein Jahrestief. Was wir hier sehen ist nicht mehr als der typische Abbau einer kleinen Blase. Wer bis zur Panik schlafen will, sollte sich den Wecker auf Preisbereiche zwischen 4.000 und 5.000 Euro stellen.

Das bedeutet aber nicht, dass alles in Ordnung ist. Es gibt mehrere Gründe, weshalb das Kursgeschehen seit Anfang Januar beunruhigend ist.

Drei Gründe, weshalb die derzeitige Volatilität Bitcoin schadet

Kritiker bemängeln seit langem die hohe Volatilität von Bitcoin. Dass der Kurs in zweieinhalb Monaten von 6.500 auf 9.500 Euro steigt und dann wieder auf 7.000 Euro sinkt, ist Wasser auf ihren Mühlen. Und das zu recht.

Erstens ist eine Währung, deren Wert so stark oszilliert, für den Handel nicht wirklich geeignet. Wenn das Geld, das man einnimmt, innerhalb von 14 Tagen um 20 Prozent an Wert gewinnen oder verlieren kann, bringt das eine Unschärfe in die Bilanz, die für mehr als Taschengeld schwer verkraftbar ist. Die seit langem bestehende Hoffnung, der Kurs werde sich stabilisieren, wenn Bitcoin „größer“ geworden ist, also eine höhere Marktkapitalisierung und allgemeine Akzeptanz hat, hat sich noch nicht bewahrheitet. Vermutlich wird dies auch nicht geschehen, solange der Anteil des echten Handels gegenüber dem Trading auf Börsen nicht deutlich zunimmt. Allerdings wird das nicht geschehen, solange der Preis so stark schwankt, womit die Katze ihrem eigenen Schwanz nachjagt.

Zweitens leidet auch die Anwendung, die bleibt, wenn man Bitcoin nicht als allgemeines Zahlungsmittel ansieht: Das Investment. Noch 2016 schrieben Analysten, dass Bitcoin als Anlageklasse die Besonderheit aufweist, extrem schwache Korrelationen zu anderen Anlageklassen aufzuweisen. Mit der Corona-Krise scheint auch das hinfällig – wenn alles andere fällt, fällt auch Bitcoin. Damit schwindet einer der wichtigsten Gründe, ein Stückchen Bitcoin ins Portfolio aufzunehmen. Die Volatilität mag interessant für Daytrader sein – sie ist aber für Investoren, die Geld langfristig anlegen wollen, eher abschreckend.

Drittens schadet die hohe Volatilität der vergangenen zwei Monate der Idee, Bitcoin sei ein „digitales Gold“ oder eine „Krisenwährung“. Weder das eine noch das andere scheint sich zu bestätigen. Für ein digitales Gold ist der Kurs viel zu instabil; und als Krisenwährung sollte Bitcoin gerade dann, wenn alles andere fällt, florieren. Aber auch das geschieht nicht.

Mit dieser Intensität mausert sich die Volatilität wieder zum Kernproblem von Bitcoin und allen anderen Kryptowährungen. Zu lösen wäre es zum einen durch Stablecoins, die zwar die Blockchain der jeweiligen Währung benutzen, aber auf Bitcoin, Bitcoin Cash, Ether und so weiter verzichten. Stablecoins führen allerdings das durch Bitcoin gelöste Problem des Vertrauens in eine dritte Partei wieder ein – jemand muss ja den Wert garantieren und die entsprechenden Mengen Fiatgeld aufbewahren. Ohnehin sind sie zum Teil parasitär auf einer Blockchain, indem sie Ressourcen konsumieren, aber nichts zur Sicherheit des Netzwerks beitragen. Und schließlich resignieren Stablecoins auch vor einem zentralen Problem, das Bitcoin lösen sollte – die politisch motivierte Geldschöpfung durch die Zentralbanken.

Eine hübschere Lösung wäre es daher, wenn man das Problem der Volatilität bei Bitcoin oder anderen Kryptowährungen direkt löst. So würde man die vielen Vorteile, die nur eine Kryptowährung bieten kann, erhalten. Möglich wäre dies durch mehr Finanzprodukte, durch die sich Händler gegen die Volatiltät absichern können, etwa Versicherungen oder in einer guten User-Oberfläche verpackte Optionen und Futures. Eine weite Verbreitung solcher Produkte würde nicht nur gewährleisten, dass die Volatilität für Händler weniger schmerzhaft ist – sie würde vermutlich auch die Volatilität selbst reduzieren.

Noch sind solche Finanzprodukte – und vor allem ihre Integration in die Anwendungen – rar. Aber vielleicht wird sich dies in Zukunft ändern.

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