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Bitcoin Cash Fork: Möge die Blockchain im Hashkrieg brennen

"EX-TER-MINATE": Ein Dalek, Figur aus der besten Serie des Universums. Bild von Steve p2008 via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Am Donnerstag soll auf Bitcoin Cash der erste echte Hashkrieg beginnen. Craig Wright und seine Mining-Armee haben den Entwicklern von Bitcoin Cash und Bitmain den Krieg angekündigt. Wir finden das extrem aufregend. Es könnte wild werden, aber Bitcoin Cash könnte gestärkt daraus hervorgehen.

Oh weh. Hardforks sind grausam. Sie lösen bei mir eine unwiderstehliche Social-Media-Sucht aus. Ich atme Hardforks, 26 Stunden am Tag, 8 Tage die Woche, und inhaliere jeden winzigen Fakt und jede Meinung. Die Bitcoin Cash Hardfork, die für diese Woche angekündigt wird, ist besonders spektakulär. Ich würde sogar sagen, sie ist das spektakulärste Ereignis in der Geschichte von Bitcoin: Der erste Hashwar.

Es wird nicht möglich sein, einen kohärenten Artikel über die vielen Infos zur Hardfork von Bitcoin Cash am Donnerstag, den 15. November, zu schreiben. Daher knalle ich euch einfach so die wichtigsten Fakten in numerisch markierter, vage chronologischer Reihenfolge hin. Ich hoffe, ihr verliert nicht zu sehr die Übersicht.

Die Vorgeschichte

(1) ABC hat am 15. August ein Upgrade der Bitcoin Cash Software vorgelegt, das am 15. November eine Hardfork durchführt. Die meisten der Features sind zuvor mit den Entwicklern der anderen Clients besprochen wurden. Diese haben sich, zum Teil zähneknirschen und widerwillig, in den „Entwickler-Konsens“ gefügt.

(2) Unmittelbar danach haben sich jedoch die Mitglieder von Bitcoin Unlimited in einer öffentlichen Wahl mit extremer Deutlichkeit gegen „Canonical Transaction Ordering“ (CTOR) ausgesprochen. Dies ist ein Teil des Hardfork-Paketes. Gleichzeitig hat CoinGeek, der größte Bitcoin Cash Mining-Pool, angekündigt, das Hardfork-Upgrade nicht mitzutragen und stattdessen ein alternatives Upgrade namens „Satoshi’s Vision“ zu unterstützen. CoinGeek ist eng mit nChain, der Firma von Pseudo-Satohi Craig Wright, alliiert. Die Anhänger von Craig Wright haben unmittelbar begonnen, Stimmung gegen die Hardfork zu machen.

Der Durchmarsch von ABC

(3) Die meisten Börsen und Wallets handeln so, wie sie es gewohnt sind: Sie folgen den Leitentwicklern, unabhängig von der Hashrate. So gut wie alle Börsen haben dementsprechend angekündigt, das Upgrade von ABC zu unterstützen und das Ticker-Symbol „BCH“ an die Chain zu geben, die mit der Software von ABC empfangen wird. Sobald die großen Börsen sich dafür entschieden haben, haben Handelsplattformen wie Bitcoin.de gar keine andere Wahl mehr, als dieser Entscheidung zu folgen. Keine Handelsplattform kann sich erlauben, inkompatibel mit dem Rest des Marktes zu sein.

(4) Falls möglich und gewünscht, werden die Börsen versuchen, die anderen Token, die hier „BSV“ (Bitcoin Satoshi’s Vision) genannnt werden, verfügbar zu machen. Da es aber weder Replay Protection noch andere Maßnahmen gibt, um dies einfach zu machen, kann kaum jemand dies garantieren.

(5) Eine nach Bedeutung gewichtete Aufstellung der Positionen von Unternehmen auf Coin.Dance zeigt, dass 73-98% der Firmen bereit sind, die Roadmap von ABC zu tragen. Die Roadmap von SV hat dagegen sehr viel weniger Unterstützung – allerdings auch keine bedeutende Opposition.

(6) Damit sah es so aus, als wäre alles entschieden. Die Börsen geben das Ticker-Symbol „BCH“ an die Chain mit dem ABC-Upgrade, und damit wird dieses offiziell Bitcoin Cash, bekommt alls Programmier-Schnittstellen und alle bestehenden Orderbooks auf Börsen, während Bitcoin SV, wenn überhaupt, irgendwann als neuer Coin startet. Business as usual, wie man es von allen Coins kennt. War so bei Bitcoin, bei Ethereum und bei Monero.

(7) Auch technisch scheint es eine sichere Sache zu sein: Die Hardfork von ABC vollzieht einen sauberen Chainsplit. CTOR löst eine Regel auf – die topographische Ordnung von Transaktionen in einem Block – und führt eine neue ein – die kanonische Ordnung. Dies hat den Effekt dass der erste Block, der mit ABC produziert wird, inkompatibel mit allen anderen Implementierungen ist. Egal wie hoch die Hashrate ist – es gibt einen Chainsplit, bei dem beide Ketten lebensfähig sind.

Die Antwort von nChain

(8) CoinGeek ist der Mining-Pool von Calvin Ayre, einem exzentrischen Milliardär, der mit Online-Poker-Plattformen ein Vermögen gemacht hat. Er steht von Anfang an vollkommen hinter dem selbsternannten Satoshi Craig Wright und dessen Firma nChain. Calvin und Craig haben in aller Deutlichkeit gesagt, dass sie weder die ABC-Fork noch einen Chainsplit tolerieren werden. Stattdessen soll die Hashpower entscheiden. Lange Zeit wurde dies als das Säbelrasseln eines Irren abgetan.

(9) Im Lauf der vergangenen Woche hat sich aber gezeigt, dass Craig Wrigh mehr als nur heiße Luft produziert. Bitcoin SV wird von 61 bis 72 Prozent der Bitcoin Cash Hashrate unterstützt, während ABC nicht einmal auf bestenfalls 30 Prozent kommt. Dies liegt zum einen daran, dass Calvin Ayres Pool „CoinGeek“ noch einmal deutlich zugelegt hat. Aber auch der für SV-willige Miner eröffnete SV-Pool hat mächtig Hashpower aufgebaut, wie auch der zu nChain gehörende BMG Pool sowie der erst am Wochenende gegründete MemPool, der vor allem chinesische Miner ansprechen soll, die sowohl BTC als auch BCH minen wollen. Die ABC-treuen Pools Bitcoin.com, ViaBTC, AntPool, BTC.com und BTC.top stagnieren dagegen.

DIe rote Leiste zeigt an, wie viele der Miner SV unterstützen, die orangene, wie viele für ABC sind.

Blocks bei Bitcoin Cash: SV-Miner liegen eindeutig vorne.

(10) Bitcoin SV stellt bis zu 70% der Hashrate von Bitcoin Cash. Dies ist aber nur ein Bruchteil der gesamten SHA256-Hashrate, die sich auf Bitcoin und Bitcoin Cash verteilt. Lediglich 10 Prozent davon sind auf Bitcoin Cash gerichtet. Es könnte also sein, dass die BTC-Miner ordentlich Hashrate abziehen, um SV doch noch die Mehrheit an Hashpower zu geben. Aber derzeit deutet nichts darauf hin.

(11) Calvin und Craig haben in aller Deutlichkeit angekündigt, dass sie alles tun werden, um die ABC-Chain zu beschädigen, sollte diese beanspruchen, Bitcoin Cash zu sein, ohne die Mehrheit der Hashpower hinter sich zu haben. Eine vorübergehende Übernahme durch „Leih-Hashes“ von BTC lehnt Calvin Ayre jedoch ab. Sollte es so kommen, wie bisher angekündigt – dass es einen Split gibt und die Börsen ABC als BCH listen – werden CoinGeek und nChain ihre Hashpower nutzen, um die BCH-Chain so lange anzugreifen, bis die Unternehmen und User Bitcoin SV als den echten Bitcoin Cash akzeptieren. Sie kündigen den Hashkrieg an.

Der Hashkrieg

(12) Was kann passieren? Einige Leute meinen, die Miner hätten keine Handhabe. Der Split ist sauber, so dass die Miner die neue Chain nicht auslöschen können, und der Difficulty-Algorithmus garantiert ein einigermaßen ruckelfreies Fortlaufen der Blockchain unabhängig von der Hashrate. Aber ich möchte hier Neil Booth zitieren, Entwickler von ElectrumX und Anhänger von Craig Wright: Den meisten Menschen fehlt die Fantasie, um sich auszumalen, was passieren könnte.

(13) nChain gab in der letzten Woche jedoch einen Vorgeschmack darauf, was alles möglich ist. Bitcoin.com hat nämlich angekündigt, die beiden Chains zu trennen, indem sie einen nur auf der ABC-Chain gültigen neuen Op-Code „DSV“ benutzen. Dies klingt plausibel. Aber kaum einen Tag später hat Craig Wright angekündigt, dass auf der SV-Chain Transaktionen, die DSV beinhalten, an die Miner gehen. Anders ausgedrückt: Wer seine Coins mit DSV splittet, verliert sie auf der SV-Chain. Die Entwickler von SV haben kurz darauf gezeigt, dass dies problemlos möglich ist.

(14) Weiter hat nChain am Wochenende einen kurzen, unangekündigten Stresstest veranstaltet. Dieser Test führte dazu, dass nChains Pool BMG drei 32mb-Blöcke erzeugt hat. Das ist der absolute Rekord für Bitcoin (Cash). Die Blöcke gingen relativ gut durch, lediglich einige Bitcoin Unlimited Nodes fielen aus. Allerdings ist jedem klar, dass Bitcoin Cash nicht in der Lage sein wird, mit einer fortlaufenden Belastung von 32mb Blöcken klarzukommen. Vor allem nicht, wenn diese auch noch so gebaut sind, dass sie komplex zu berechnen sind.

(15) Die Folge einer solchen Dauerbelastung wird sein, dass zahlreiche Services ausfallen. Etwa ElectrumX-Server (die hinter Electron stehen) und Blockexplorer. Die Rate der verwaisten Blöcke wird explodieren, wodurch das Mining weniger profitabel wird. Dies wird es dem Angreifer leichter machen, 51-Prozent-Angriffe und anderes zu starten.

(16) Die ABC-Anhänger hoffen auf Bitmain. Die Firma ist jedoch durch die IPO gezwungen, rational zu handeln, und ohnehin schon in Bitcoin Cash überinvestiert. Es ist nicht zu erwarten, dass Bitmain bereit ist, viel Kapital in einen Hashkrieg zu investieren. nChain und CoinGeek beweisen dagegen schon lange, dass sie bereit sind, Geld zu verbrennen, um das zu tun, was sie wollen – etwa indem sie exklusiv Bitcoin Cash minen, anstatt, wie alle anderen Miner, den profitableren Coin. Zudem dürfte es möglich sein, dass die Konkurrenten von Bitmain nur darauf warten, Bitmain zu schaden, indem sie sich am Hashwar beteiligen.

Mein Fazit

(17) Ich weiß, dass dies eine kontroverse Situation ist. Aber für mich sieht es so aus, als würde ABC den Hashkrieg verlieren. Der Coin auf Basis der ABC-Chain läuft Gefahr, instabil zu werden, und ich denke nicht, dass es mehr als ein, zwei Monate dauern wird, bis die Börsen aufhören, ihn zu listen, wenn es so schlimm kommt, wie angekündigt wird. Der SV-Coin wird dagegen bessere Chancen haben, stabil sein.

(18) Ich nehme auch an, dass Bitcoin.com und Bitmain dies verstehen, wenn sie die Situation nüchtern betrachten. Daher denke ich, dass es keine Fork geben wird. Vermutlich wird Roger Ver oder Jihan Wu morgen oder übermorgen ankündigen (lassen), dass die Fork ausfällt.

(19) Viele Anhänger von ABC finden all dies furchtbar. Das Heimforum von Bitcoin Cash, der Reddit-Sub r/btc, hat sich im Lauf der letzten Woche in eine Hassorgien gegen Craig Wright hineingesteigert. Das Hashwar wird als Machtübernahme eines furchtbaren Menschen verstanden.

(20) Ich selbst finde es nicht schlecht. Bitcoin Cash wird damit der einzige Coin sein, bei dem nicht durch den Entwickler-Konsens entschieden wird, sondern durch Hashpower-Konsens. Man kann jeden Coin beherrschen, indem man die Entwickler kauft und die Börsen überzeugt, das Ticker-Symbol an eine Implementierung zu binden. Wer Bitcoin Cash beherrschen will, muss sich dagegen Mining-Hardware kaufen. Das stimmt mich relativ optimistisch für die Zukunft von Bitcoin Cash.

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