Morgen beginnt in Nashville die Bitcoin 2024 – und noch nie war eine Bitcoin-Konferenz politisch so aufgeladen. Gerüchten zufolge könnte Donald Trump am Samstag ankündigen, Bitcoin zur Reservewährung der USA zu machen.
Ja, der Bitcoin-Kurs ist seit Mitte Juli um fast 20 Prozent gestiegen. Der Markt hat eindrücklich demonstriert, wie lässig er den 50.000-Bitcoin-Panikverkauf des Landes Sachsen wegsteckt, was schon für sich selbst eine ziemlich bullische Nachricht ist.
Doch geht es nach manchen amerikanischen Beobachtern, ist all das nur Schall und Rauch. Denn die große, die mächtige, megatonnenstarke Nachricht steht schon in den Startlöchern, und allein die Gerüchte reichen aus, um den Preis hinaufzutreiben.
„Das ist kein Witz. Meine Quellen sind glaubwürdig.“
In dieser Woche beginnt in Nashville die große Bitcoin2024-Konferenz. Neben vielen anderen prominenten Gästen wird dort am Samstag der ehemalige und womöglich künftige US-Präsident Donald Trump eine Keynote-Ansprache halten.
„Es wird darüber spekuliert, dass Trump ankündigt, eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA aufzubauen“, schreibt Markus Thielen, CEO der Analysfirma 10x Research in einer E-Mail an Investoren. „Die USA könnte strategisch Bitcoin in ihre Reserven integrieren und damit ihr Portfolio diversifizieren, um Abhängigkeiten von traditionellen Wertspeichern wie Gold und Fremdwährungen zu reduzieren.“
Die USA, so Thielen weiter, hielten bereits etwa 212.000 Bitcoins, etwa 15 Milliarden Dollar, welche sie von Kriminellen beschlagnahmt hat. Anders als Sachsen, wo die Generalstaatsanwaltschaft die beschlagnahmten 50.000 Bitcoins per Notveräußerung panikartig verkauft hat, hält die USA ihre Coins bisher. Im Vergleich zu den Goldreserven von rund 600 Milliarden Dollar seien die Bitcoins nur ein kleiner Anteil, erklärt Thielen.
Würde nur Thiele spekulieren, hätten wir luftige Gerüchte eines einzelnen Analysten. Doch er steht damit nicht alleine da. Lark Davis, ein weiterer Analyst und Autor des Wealth Mastery Newsletters, fragte: „Wird Trump Dollar drucken, um Bitcoins zu kaufen?“.
Noch weiter ging Dennis Porter, Lobbyist des Satoshi Action Funds und als solcher in der politischen Szene gut vernetzt. Er schrieb auf Twitter (heute X), dass Trump laut anonymen Quellen „ankündigen wird, eine strategische Bitcoin-Reserve aufzubauen“. Er fügte hinzu: „Das ist kein Witz. Meine Quellen sind glaubwürdig.“ Die Leute glaubten nicht, dass es möglich sei, „aber zu diesem Zeitpunkt ist es bereits unvermeidbar.“
Auch Simon Dixon, Early Adopter, Autor und Gründer von BankToTheFuture, meint: „Ich bekomme mehr und mehr Bestätigungen, dass die Gerüchte wahr sind. Trump wird eine strategische Bitcoin-Reserve in Nashville ankündigen.“
Und David Bailey, Veranstalter der Bitcoin2024, twittert, dass es am Samstag ein neues Allzeithoch geben würde. Er sagt nicht, warum, aber jeder weiß, was gemeint ist.
Wenn es war wäre …
Natürlich ist dies bis Samstag nur eines – ein Gerücht. Und selbst wenn Trump es ankündigt, bedeutet das noch längst nicht, dass er es auch umsetzt. Er ist im Wahlkampf, und zu versprechen, Bitcoins zu nationalen Reserve zu machen, ist ein sicherer Weg, so gut wie alle Bitcoiner für sich zu gewinnen – während das Vorhaben später leicht verzögert und aus administrativen oder was auch immer welchen Gründen abgesagt werden kann.
Aber nehmen wir mal an, es wäre so – was würde es bedeuten? Zunächst einmal kann kein Land so gut Geld drucken wie die USA. Da der Dollar weltweit als Exportgut nachgefragt wird, könnte die US-Regierung den inflationären Druck auf die ganze Welt verteilen – während sie die Früchte selbst einheimst. Die Früchte wären in diesem Fall Bitcoins.
Wenn Bitcoin in diesem Zug im Wert steigt, stützen sie den Dollar, wodurch es möglich wird, noch mehr Dollar zu drucken, noch mehr Bitcoins zu kaufen, und so weiter. Es hat etwas von einem Pyramidensystem – aber diese Geschmacksnote hatten öffentliche Finanzen schon immer.
Sinn würde es schon ergeben
Der Dollar ist zwar weiterhin die unangefochten wichtigste Währung der Welt. Doch es gibt seit langem Ambitionen, insbesondere von Russland und China, vom Dollar wegzukommen.
Die Finanzsanktionen gegen Russland, indirekt auch gegen China, sowie die Konfiszierung von Dollarkonten und Staatsanleihen in russischem Besitz, kratzen am Status des Dollars als Weltwährung. Länder wie Saudi-Arabien drohen bereits, Staatsanleihen der EU und USA aus ihrem Reservekorb zu nehmen.
Die Welt könnte auf einen Zustand zusteuern, in dem immer mehr Länder auf der Suche nach neuen Instrumenten sind, um eine werthaltige Reserve zu bilden. Staatsanleihen der USA durch welche aus China zu ersetzen, ist ebenso wenig sinnvoll, wie Dollar durch Yuan. Man ersetzt lediglich das eine Papier durch ein schlechteres, und die Reserven wären zwar diversifizierter – aber auch weniger wertstabil.
Was bleibt wären Aktien – etwa Indizes oder ETFs, was aber wieder zurück in die USA führt – oder Gold. Aber Gold ist nicht neu und hat sein Potenzial als Wertspeicher womöglich schon ausgespielt. Und als neuer, noch nicht verwendeter Wertspeicher kommt im Grunde nur Bitcoin in Frage.
In dieser Hinsicht würde es politisch Sinn ergeben, schon jetzt einen kleinen Anteil der Reserven in Bitcoin auszulagern. Nur für den Fall, dass die anderen es später auch machen. Wer zuerst kommt, wird die Hand aufhalten, wenn die anderen ebenfalls mahlen.
Was ausgesprochen wird, wird etwas wirklicher
Auch wenn es also für die USA Sinn ergeben würde, zumindest die Bitcoins, die sie schon besitzen, in die Reserve aufzunehmen, und auch wenn das Land als Dollar-Emittent ideale Voraussetzungen hätte, eine massive Bitcoin-Reserve aufzubauen – es sind Gerüchte, und sehr wahrscheinlich nicht mehr als das.
„Ich denke, es steht 10:1 dagegen, dass die USA in den kommenden vier Jahren Bitcoin als strategische Reserve verwendet“, schreibt Ari Paul, ein kluger Bitcoin-Investor. „Dies gesagt, wäre es dennoch plausibel, dass Trump dies sagt, und es wäre für Bitcoin mittelfristig sehr bullisch.“
Eine rein wahlkampftaktische Aussage von Trump könnte so bullisch sein, dass sie die nächste Rally entzündet – einfach nur, weil damit etwas ausgesprochen wird, und weil das, was ausgesprochen wird, ein Stücken wirklicher ist als das, was nur gedacht wird.

