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Die BRICS rufen zur De-Dollarisierung auf

Skyline von Johannesburg. Bild von Diogo Valerio via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Auch beim jüngsten Spitzentreffen der Brics war es Thema, wie man die Dominanz des Dollars abbaut. Glaubt man den Sozialen Medien, liegt der Greenback in den letzten Zügen, während die Zukunft einer gemeinsamen Währung der Brics gehört. Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus.

Beim jüngsten Spitzentreffen der Brics-Staaten in Johannesburg, Südafrika, fiel eine historische Entscheidung: Der Staatenbund, der sich als Alternative zum Westen versteht, beschloss, im kommenden Jahr fünf neue Mitglieder aufzunehmen.

Bisher bestehen die Brics aus Brasilian, Russland, Indien, China und Südafrika. Künftig sollen dazu auch Argentinien, Ägypten, Äthiopien, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören. Damit wird der Brics-Block gemessen an Bevölkerung und Wirtschaftsleistung zur klar mächtigsten Gruppe der Welt.

Allerdings sind die Brics ein aufstrebendes Bündnis in einer Welt, die nach alten Regeln funktioniert. Beim Handel heißt eine Regel “Dollar”: Der Dollar dominiert das globale Finanzsystem und den internationalen Handel, was viele der Brics-Länder in eine unangenehme Abhängigkeit von den USA bringt und dieser erlaubt, durch Sanktionen einen als übergriffig empfundenen Einfluss auszuüben.

Daher zählt es seit einigen Jahren zu den vorrangigen Zielen des Staatenbündnisses, sich aus der Abhängigkeit vom Dollar zu befreien. Auch in Johannesburg war dies ein Thema.

Neue Währung oder Währungskorb

Brasiliens Präsident Lula da Silva rief dazu auf, dass die Brics eine gemeinsame Währung schaffen, die als Recheneinheit im Handel dient, aber nicht die nationalen Währungen ersetzt. Solche Pläne für eine eigene Brics-Währung zirkulieren schon lange. Mal soll sie an einen Währungskorb der Länder gebunden sein, mal auf Gold basieren. Die Idee, sie durch Bitcoin zu decken, wurde bisher noch nicht laut.

Allerdings scheint Lula mit seiner Forderung relativ allein zu stehen. Ein Vertreter Südafrikas sagte, eine eigene Brics-Währung stehe derzeit nicht auf der Agenda. Eine solche Währung wäre, kommentierte der Vorsitzende der südafrikanischen Zentralbank, ein politisches Projekt. Sie setze eine Bankenunion und eine Fiskalunion voraus und benötige disziplinarische Maßnahmen sowie eine Zentralbank.

Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte dem russischen Nachrichtenportal TASS, dass derzeit niemand über eine eigene Währung der Brics rede. Nichtsdestoweniger sei es das erklärte Ziel des Blocks, so Lawrow weiter, ein vom Westen unabhängiges Zahlungssystem für Überweisungen und Investitionen zu schaffen. „Alle Aufmerksamkeit liegt derzeit darauf.“

Anstatt einer neuen Währung schwebt Lawrow ein Währungspool der Brics-Länder vor. Dieser kann zum Instrument werden, um bilaterale Zahlungen in den Währungen der beteiligten Länder auszugleichen. Allerdings gebe es noch keine konkrete Form, weshalb er forderte, dass eine Arbeitsgruppe Empfehlungen ausarbeitet, welche man beim Gipfeltreffen 2024 diskutieren könne.

Ungebrochen dominant

Die Brics planen bereits seit mindestens 2009, die Abhängigkeit vom Dollar abzubauen. Konkrete Pläne stehen auch 2023 bestenfalls am Anfang, weshalb die Gefahr für die Stellung des Dollars derzeit gering ist.

Feststellen lässt sich eine „De-Dollarisierung“ am ehesten in den Währungsreserven der globalen Zentralbanken. In diesen ist der Anteil des Dollars von 70 Prozent 1999 auf heute etwa 59 Prozent gefallen. Neben Euro, Pfund und japanischem Yen stellt aber unter den Brics-Währungen lediglich der chinesische Yuan einen signifikanten Anteil.

Unbestritten bleibt hingegen die Dominanz des Dollars genau dort, wo er die Brics am stärksten drückt: Er ist in fast 90 Prozent der internationalen Börsentransaktionen involviert sowie in 85 Prozent aller Spot-, Forward- und Swaptransaktionen. Der Dollar ist die unbestrittene Leitwährung des Finanzwesens. Dies zeigt sich auch im Kryptomarkt, wo andere Fiatwährungen weder in Stablecoins noch auf Börsen eine mehr als minimale Rolle spielen.

Auch im globalen Handel wird in rund der Hälfte der Fälle mit Dollar bezahlt. Mit einem Anteil von 46 Prozent aller Swift-Transaktionen hat der Dollar sogar einen neuen Rekord erreicht, der aber eher zu Lasten des Euro geht.

Eine ernsthafte Dedollarisierung ist also noch nicht mal in Spuren zu erkennen. Sie würde erfordern, kommentiert Reuters, „dass unzählbare Exporteure und Importiere sowie Gläubiger, Schuldner und Währungshändler auf der ganzen Welt unabhängig voneinander beschließen, eine andere Währung zu verwenden.“

Die Netzwerkeffekte, die die Weltwährung Dollar genießt, sind offenbar derzeit noch viel zu stark, um an ein Erlöschen des Dollars zu denken. Es wäre aber möglich, dass seine Stellung sukzessive und in kleinen Schritten schwindet. Für einen nachhaltigeren Effekt müssten die Brics sich aber auf ein Konzept für Alternativen einigen. Dass sie dabei bis heute nicht in der Lage sind, die unzähligen Möglichkeiten, die in Bitcoin und anderen Kryptowährungen liegen, zu berücksichtigen, spricht nicht dafür, dass dies jemals geschehen wird.

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1 Kommentar zu Die BRICS rufen zur De-Dollarisierung auf

  1. Man nenne den Dollar nicht tot, allerdings ist der Bitcoin nicht der Grund sondern nur ein Symptom zusammen mit den Stable Coins die – wenn sie eine Nennenswerte Kapitalisierung haben in Dollar denominiert sind.

    Für die Dedollarisierung ist der Anteil des Handels in Nationalen (nicht Dollar) Währungen am Steigen – es ist eine lange Reise – und Handlsbeziehungen sind der Anfang. Die Finanzwelt folgt den Zahlen und wo wir dabei sind stehen die bei uns im Moment auf Rezession.

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