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Ethereum-Fork: Aus eins mach zwei

Immer wieder Sonntag: Gestern hat Poloniex den Handel mit Ethereum Classic eröffnet – und damit ein dickes Fragezeichen hinter den vermeintlich spielerischen Erfolg der Ethereum Hard Fork gesetzt. Es empfiehlt sich nun, seine Ether in ETH und ETC zu teilen. Wir zeigen, wie das geht.

Wenn sich der Erfolg einer Kryptowährung daran bemisst, wieviel Aufregung sie produziert, dann war die vergangene Woche definitiv ein großer Erfolg für Ethereum. Wie so oft in der Kryptowelt war es ein Sonntag, an dem sich die Situation zuspitzte: Die Altcoin-Börse Poloniex eröffnete am frühen Morgen den Handel mit Ethereum Classic. Das Drama um die DAO-Hardfork steuerte damit auf seinen vorläufigen Höhepunkt zu.

Kurz für den Hintergrund – was bisher geschah: Ethereum hat eine Hardfork veranstaltet, um den DAO-Hack auszumerzen, in welchem rund 5% aller Ether in die Hände eines Diebes gefallen sind. Die Hardfork fand mit relativ weiter Zustimmung am vergangenen Donnerstag statt und schien reibungslos über die Bühne zu gehen.

Ethereum Classic ist nun eine Art Widerstandsbewegung gegen diese Fork. Die Anhänger von Ethereum Classic lehnen es ab, eine Blockchain zu forken, um ein Ereignis zu löschen; sie sagen, dass die Unveränderlichkeit das höchste Gut einer Blockchain ist. Es sei besser, einen Fall wie den DAO-Hack hinzunehmen, als einen Präzedenzfall dafür zu schaffen, dass man eine Blockchain nachträglich verändern kann.

Kurz nach der Fork am vergangenen Donnerstag sah es so aus, als würde Ethereum Classic einfach nur eingehen. Weniger als 1 Prozent der Hashrate stand hinter der Fork; Ethereum Classic Coins wurden zwar auf bitsquare gehandelt, aber zu astronomisch niedrigen Preisen und ohne nennenswertes Volumen. Die Ethereum-Entwickler und -Anhänger jubelten bereits, wie sauber die Fork gelungen war. Zu früh, wie sich gestern zeigte.

Die Classic-Bewegung gewinnt an Fahrt

Gestern hat sich das Blatt nun gewendet. Mit Poloniex verkündete am Sonntag-Morgen die Altcoin-Börse mit dem größten Umsatz im Ethereum-Handel, dass von nun an Ethereum Classic gehandelt werden kann.

Dies gab der Ethereum Classic Bewegung Aufwind. Der Preis erreichte etwa zwei Stunden nach der Ankündigung – um 7.55 Uhr – einen Höhepunkt von 0,14 Ether, was 0,0028 Bitcoin oder gut einem Euro entspricht; BitFinex kündigte an, ebenfalls den Handel mit Ethereum Classic zuzulassen, Shapeshift twitterte, man denke darüber nach, und Parity Entwickler Gavin Wood gab einen Ethereum Classic Client bekannt, während die Miner begeistert auf Ethereum Classic aufstiegen und die Hashrate der Fork zwischenzeitlich auf gut 5 Prozent hochtrieben.

Es sah – und sieht – so aus, als gebe es Ethereum nun zweimal, womöglich dauerhaft: Als ETH sowie als ETC.

Die Reaktionen darauf fielen sehr gemischt aus. Einige aus der Ethereum-Community reagierten durchaus entsetzt, vermuteten wie Emin Gür Sirer ein Komplott der Hardcore-Bitcoin-Ideologen, zogen in Erwägung, Poloniex zu verklagen, weil die Börse dem DAO-Hacker helfe, seine Beute auszucashen, empörten sich, weil Poloniex vor der Fork noch versichert hatte, ausschließlich die dominante Chain zu unterstützen, und gingen wie Chandler Guo vom Mining-Pool BW.com sogar so weit, einen 51-Prozent-Angriff auf Ethereum Classic zu beschwören. Andere hingegen finden enthusiastisch, dass das Fortbestehen von Ethereum Classic ein Sieg der Blockchain-Demokratie ist, der den Usern die Wahl gibt, sich zu entscheiden, ob er eine „Bailout-Blockchain“ oder eine „Unveränderbarkeits-Blockchain“ will. Nicht die Entwickler, sondern der Markt soll entscheiden, was das wahre Ethereum ist.

Für Börsen wie Poloniex, die Miner und auch die meisten User ist Ethereum Classic hingegen vor allem eines: ein Geschäft. Wer auf die Classic-Fork von Ethereum bemined hat, machte 10-15 Mal so viel Profit wie die Miner der Hauptchain, wer Ether besitzt, kann Ether Classic verkaufen, ohne Ether zu verlieren.

So splittet man Ether

Die Situation erinnert ein wenig an die Quantenmechanik. Solange die Ether einfach nur in der Wallet sind, sind sie sowohl Ether (ETH) als auch Ether Classic (ETC). Erst wenn man sie überweist, werden sie entweder ETH oder ETC. Wer jetzt beispielsweise ETH in einen Smart Contract einzahlt oder über Shapeshift verkauft, zerstört für sich mehr oder weniger ETC.

Die angeblich einfachste Version, Ether zu splitten, ist vielleicht, sie auf Poloniex einzuzahlen. Die Börse teilt die Ether automatisch in ETH und ETH, egal auf welche Adresse man einzahlt. Da die einzige offizielle Erklärung von Poloniex ist, dass diejenigen, die Ether vor der Fork auf der Börse hatten, nun ETH und ETC haben, gibt es hierfür aber keine Garantie.

Da ich meine Ether schon zuvor geteilt habe, kann ich dies auch nicht überprüfen und dementsprechend auch nicht empfehlen. Das einzige, was ich euch erklären kann, ist es, wie ihr den Split selbst vornehmt. Das ist komplizierter, aber auch spannender.

Das Werkzeug, das man dafür braucht, ist die Mist-Wallet, die graphische Oberfläche des Ethereum-Client. Mit ihr konnte man sich bis zu Block 1.920.000 entscheiden, ob man auf der DAO-Bailout-Fork ist oder diese ablehnt. Ich gehe davon aus, dass ihr auf der Bailout-Fork seid. Um die Ether in der Wallet nun in ETH und ETC zu zerschneiden, müsst ihr dieser Anleitung folgen. Ich schildere sie für euch:

1.) Ihr klickt in Mist auf „contracts“ und fügt dort mit „watch contract“ einen neuen Contract hinzu.

Der neue Vertrag in Mist

Der Name ist egal, seine Adresse ist die 0x23141Df767233776f7cBbEc497800DdedaA4C684. Auf Etherscan könnt ihr den Vertrag anschauen. Dort findet ihr auch den JSON-Vertragstext, den ihr in das entsprechened Feld hineinkopieren müsst. Er ist unter dem Reiter „contract source“ im Feld „contract ABI“ zu finden.

Der Split-Vertrag auf Etherscan

2.) Der Contract hat genau eine Funktion: Send ETH. Als Sender nehmt ihr einen eurer Accounts in der Mist-Wallet mit den alten, doppelgesichtigen Ether, und als Empfänger gebt ihr einen neuen Account an. Wenn ihr danach das Senden bestätigt, kommen auf eurem neuen Account ETH an. Der Vertrag splittet die Ether.

Die Transaktion nur auf der ETH-Blockchain gültig, nicht aber auf der ETC-Blockchain. Auf dieser sollten die Ether demnach weiterhin auf dem Sender-Account liegen. ETH und ETC sind also auf verschiedenen Accounts, womit wir an sich schon das Ziel der Übung erreicht haben.

3.) Um nun Zugriff auf die ETC zu haben, müsst ihr Mist mit der ETC-Blockchain laden. Auf der github-Seite von Mist gibt es eine Anleitung, wie man die Blockchain wechselt. Das braucht etwas Zeit und läuft so ab: Ihr klickt im Menü auf Accouts –> Backup –> Accouts, woraufhin sich ein Ordner öffnet. In diesem Ordner löscht ihr den Ordner „chaindata“ (oder benennt ihn um, um ihn zu behalten). Dann klickt ihr Accounts –> Backup –> Application Data. Es öffnet sich erneut ein Ordner, in diesem müsst ihr in den Ordner „mist“ gehen, und dort die textdatei „Dao.fork“ suchen. In dieser sollte stehen „true“. Das ersetzt ihr durch „false“. Vor beiden Aktionen solltet ihr Mist schließen.

Im Anschluss startet ihr Mist und wählt bei „Develope –> DAO-Hardfork an, dass ihr sie nicht unterstützt. Die Wallet wird nun, wenn alles geklappt hat, die gesamte Blockchain von Anfang an herunterladen und ihr weredt auf der ETC-Blockchain landen. Die Ether, die ihr durch den Splitter überwiesen habt, werden weiterhin auf der alten Adresse sitzen. Der Übersicht wegen könnt ihr sie nun auf einen weiteren Account überweisen. Die Transaktion wird lediglich auf der Classic-Blockchain gültig sein, nicht aber auf der Ether-Blockchain.

Anschließend könnt ihr die ETC behalten, um vorbereitet zu sei, falls sie einmal wertvoller und die echten Ether werden, oder ihr könnt sie auf Poloniex verkaufen.

Diese Anleitung ist ohne Gewähr. Bitte testet die Prozedur ausführlich, bevor ihr sie mit größeren Beträgen vollzieht. Ich selbst habe versucht, beide Blockchains zu behalten, indem ich die Ordner mit ihnen immer wieder umbenannt habe, um zwischen ihnen hin und her zu wechseln. Das hat eine Zeitlang geklappt, aber irgendwann ging es nicht mehr. Warum, weiß ich nicht.

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