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Was ist derzeit los mit Ripple?

"Tropfen" von Stefan Muth via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ripple? Ja, Ripple, XRP, hat Ethereum im Ranking der Coins überholt und steht nun auf Rang zwei. Grund genug, einen weiteren Blick auf die „Blockchain der Banken“ zu werfen.

Ripple ist irgendwie eine Kryptowährung und irgendwie eine Blockchain, aber auch irgendwie nicht. Es ist schwer, das ganz genau zu sagen. Die Ripple-Token, XRP, werden allerdings wie jede andere Kryptowährung auf den Kryptobörsen gehandelt.

Die meiste Zeit war der Kurs recht langweilig und ging seit Anfang 2016 in der Regel abwärts. Ab April 2017 legte der Ripple-Kurs aber plötzlich los.

Ripple-Kursverlauf seit Anfang 2015. Quelle: bittrex.com.

Von etwa 700 Satoshi je Ripple schoss der Preis Anfang April auf, kurzzeitig, 6.000 Satoshi hoch, um sich dann bei knapp 3.000 einzupendeln. Zack! 500 Prozent Gewinn!

Aber das war erst die Vorspeise für Ripple. Anfang Mai setzte der Kurs den Gipfelsturm fort, kletterte weiter, und weiter, und steht nun bei satten 13.000.Der Anstieg im April ist kaum noch sichtbar. Gewinn: fast 2.000 Prozent!

Der Ripple-Preis hat sich in den vergangenen sechs Wochen fast verzwanzigfacht. Ripple ist im Ranking der Coins an Ethereum vorbeigerast und bringt mit fast 9 Milliarden Dollar knapp ein Drittel soviel Kapital auf die Waage wie Bitcoin. Schon irre. Was ist da los? Und was ist das überhaupt – Ripple?

Transaktion und Trading auf einer Blockchain

Vielleicht könnte man Ripple am besten verstehen, indem man begreift, dass Ripple es vermeidet, disruptiv zu sein. Die meisten Kryptowährungen sind revolutionär, weil sie die Mittelsmänner im Geldwesen – die Banken – umgehen. Ripple hingegen geht auf die Banken zu und macht ihnen ein Angebot:

„Die Lösungen von Ripple,“ erklärt die Webseite, „verringert die absoluten Kosten des Settlements, indem sie es Banken erlauben, direkt, augenblicklich und sicher zu überweisen.“

Es ist schwer, bei Ripple scharf zwischen Firma, Netzwerk und Währung zu unterscheiden. Die Firma Ripple Labs entwickelt das Ripple Protokoll, betreibt die Ripple-Server und bringt Banken an Board. Das eigene System bewirbt Ripple als „das einzige Blockchain-Banken-Netzwerk mit definierten Regeln, Standards und Führungsstrukturen für grenzüberschreitende Zahlungen.“

Rippe ist eine Art Blockchain für IOU, also Schuldverschreibungen. Sogenannte „Gateways“ – vermutlich Banken – geben auf der Ripple-Blockchain Gutscheine heraus, für Euro, Dollar, Bitcoin, Aktien oder Briefmarken, und bürgen für deren Einlösung. Ripple nennt diesen Vorgang „ripplen“, was vermutlich meint, dass die Euro, Dollar oder Bitcoin „plätschern“, also flüssig, werden, sobald sie im Ripple-System sind.

Auf der Ripple-Blockchain kann man in Echtzeit nicht nur Transaktionen gleich welcher Währung versenden, sondern diese auch gegeneinander handeln. Ripple vereint Transaktion und Trading auf einem „dezentralen“ Kontobuch, das ohne Miner auskommt, und schafft eine schnelle und günstige Lösung für globale Giralgeld-Transaktionen.

Kein End-User-Geschäft mehr

Zunächst, im Jahr 2013 etwa, richtete sich Ripple an die User. Die Vision war ein wenig der globale Basar, auf dem jeder mit jedem in Echtzeit alles handeln kann, was digital darstellbar ist. Aber so richtig gezogen hat Ripple nicht bei den Usern. Nachdem Ripple Labs dann noch Ärger mit der Börsenaufsicht der USA bekam (die Firma sitzt im Silicon Valley) und Geldwäsche-Gesetze umsetzen musste, schränkte die Firma das End-User-Geschäft mehr und mehr ein.

Heute hat sie es, glaube ich, ganz abgestellt. Zumindest bewirbt sich Ripple nun als „Blockchain der Banken“, was ganz gut zum Ripple-Netzwerk passt. Die Knoten finden nicht durch „Proof of Work“ sondern durch „Vertrauen“ einen Konsens über den Kontostand, und die Gateway-Knoten können sich zwischen User und Ledger stellen. Dadurch ist recht gut geeignet, das derzeitige System der Banken trotz Blockchain zu erhalten. Ripple hat die Technologie, verzichtet aber auf darauf, disruptiv zu sein.

Dies macht Ripple übrigens auch zum in der Kryptowährungsszene am meisten gehassten Coin.

Die Banken mögen’s

Die Banken mögen das Produkt offenbar. Erst Ende April sind zehn weitere Banken dem Ripple-Netzwerk beigetreten. Darunter die folgenden Schwergewichte: Die Mitsubishi UFJ (größte Bank Japans), die BBVA (zweitgrößte Bank Spaniens), die SEB (die führenden „nordische“ Bank) und die Akbank (eine der größten Banken der Türkei).

Bereits Kunden von Ripple sind unter anderem Santander, Bank of America Merrill Lynch, UniCredit, UBS, die ReiseBank und andere. Auch arbeitet Ripple mit der Zentralbank von England zusammen, um grenzübergreifende Transaktionen zu verbessern, und zahlreiche Finanzinstitute haben in Ripple Labs investiert und die Firma zu einem der am besten kapitalisierten Blockchain-Unternehmen gemacht.

Mehrere Kunden von Ripple haben das Netzwerk bereits benutzt, um Geld günstig und schnell international zu versenden. Es gibt mehrere Berichte von erfolgreichen Tests, aber ich weiß nicht, ob das System auch schon im Tagesgeschäft eingesetzt wird.

Der Graph von Ripple zeigt jedoch, dass es täglich fast 1 Mio. Transaktionen gibt. Transaktionen umfassen hier soweit ich weiß auch jedes Order auf dem Ripple-Marktplatz. „Payments“ gibt es derzeit wohl 20.000 bis 30.000 am Tag. Es ist aber auf den ersten Blick schwer zu sagen, ob das echte Zahlungen oder nur Tests sind.

Und was hat es mit XRP auf sich?

Gut, gut. Ripple ist also ein Netzwerk, über das Banken Euro und so weiter versenden und gegen Dollar und so weiter tauschen können. Welche Rolle spielt aber dann der XRP, die Währung Ripple, die ja seit kurzem auf dem zweiten Rang hinter Bitcoin im Coinranking steht und bald 10 Milliarden Dollar schwer ist?

Ripple im Ranking der Coin-Marktkapitalisierungen. Quelle: coinmarketcap.com

Die XRP abgekürzte Währung Ripple soll eigentlich als Spamschutz dienen. Man muss jeder Transaktion, die man tätigt, eine kleine Gebühr Ripple hinzufügen, um zu verhindern, dass das Netzwerk von Spamangriffen geflutet wird. Die Höhe der Gebühren passt sich an das Verkehrsaufkommen im Netzwerk an.

Zugleich ist XRP aber auch eine „Brückenwährung“. Da jeder XRP benutzen muss, sollten die Märkte von XRP mit allem sehr liquide sein. Da XRP zudem als einziges Asset „nativ“ auf der Ripple-Blockchain ist – also nicht nur ein Gutschein für etwas anderes ist – wird es damit zum idealen Mittel, um von der einen in die andere Währung zu kommen.

Die XRP wurden initial erzeugt, und von 100 Milliarden XRP hat Ripple Labs 80 Milliarden erhalten. Von diesen plant die Firma 55 Milliarden an die User zu verkaufen, um die Entwicklung zu finanzieren, und den Rest zu behalten, vielleicht, um damit eine Zentralbank-ähnliche Funktion einnehmen zu können.

Derzeit sind gut 38 Milliarden Ripple auf dem Markt. Diese nimmt Coinmarketcap zur Grundlage, um Ripple einen Marktwert von 9 Milliarden zu verleihen. Würde man alle 100 existierenden XRP beim derzeitigen Preis einrechnen, müsste die Marktkapitalisierung 24 Milliarden Dollar oder 13,5 Millionen Bitcoin betragen.

Laut dem Marktbericht von Ripple für das erste Quartal 2017 haben mehrere institutionelle Käufer von der Firma XRP im Wert von mehreren Millionen Dollar gekauft. Man kann annehmen, dass sich einige der Banken, die mit Ripple zusammenarbeiten, in das System eingekauft haben.

Ob dies jedoch den irrsinnigen Preisanstieg erklären kann, ist eine andere Frage. Wahrscheinlicher ist hingegen, dass die Märkte auf Ripple setzen, um darauf zu setzen, dass die Blockchain-Revolution nicht mit Bitcoin oder Ether geschieht, sondern mit Ripple und den Banken. Dass es keine Revolution des Finanzwesens gibt, sondern nur eine Evolution des Bankwesens.

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