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Bitcoin SV: WeatherSV sendet Transaktionen direkt an Mining-Pool und bekommt dafür Rabatt

Der WeatherSV-Kanal für Berlin.

Langsam zieht der Datenupload auf Bitcoin SV (BSV) an. Der Vorreiter, WeatherSV, testet nun eine neue Strategie: Anstatt die Daten-Transaktionen direkt ins Netzwerk auszusenden, übermitteln sie es an den Mining-Pool MemPool, um dafür einen Rabatt zu bekommen. Vor der Aussicht, dass Miner künftig um Gebühren konkurrieren, ist dies ein enorm interessanter Schritt. Derweil werden auch Krypto-Kurse sowie Daten zur Luftqualität in chinesischen Städten auf die Blockchain geladen.

Eine der am meisten benutzten Anwendungen von Bitcoin SV (BSV) ist WeatherSV. Die Seite erlaubt es, Channels zu eröffnen, über die die Wetterdaten eines angewählten Ortes automatisch einmal je Stunde auf die Blockchain geladen werden. Dazu bildet WeatherSV eine Transaktion, die neben den geographischen Daten Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windstärke und Wolkendichte enthält. Mittlerweile gibt es 5171 Channels auf WeatherSV, die am Tag mehr als 100.000 Transaktionen verursachen.

Mit dieser Menge hat WeatherSV für eine lange Zeit die überwältigende Mehrheit der Transaktionen auf Bitcoin SV gestellt, weshalb die Kryptowährung auch bereits als „Wetter-Blockchain“ verschrieen war. Mittlerweile hat sich das geändert, das Beispiel von WeatherSV hat Schule gemacht. Insbesondere Preev.pro hat aufgeholt und produziert mittlerweile sogar schon mehr Transaktionen als WeatherSV. Preev.pro erlaubt es, die Kursdaten von Bitcoin (BTC), Bitcoin Cash (BCH) und Bitcoin SV (BSV) gegen verschiedene Fiatwährungen einmal je Minute auf die BSV-Blockchain hochzuladen.

Daneben hat ein chinesischer Entwickler vor kurzem begonnen, Daten zur Luftverschmutzung in den größten chinesischen Städten auf die Blockchain zu bringen. Nach einem Blitzstart von mehr als 50.000 täglichen Transaktionen ist das Volumen nun auf knapp 10.000 gesunken.

Preev.pro erlaubt es, Preisdaten in minütlicher Taktung auf die BSV-Blockchain zu laden.

Ist all das überhaupt sinnvoll? Es gibt ja hunderte von Wetter-Apps, und kaum weniger Apps für Krypto-Preise. Wozu muss das auf die Blockchain?

Es ist schwer, darauf eine definitive Antwort zu geben. Daten auf der Blockchain sind unveränderbar und können nicht mehr – bzw. nur sehr schwer – gelöscht oder unter Verschluss gebracht werden. Bei den chinesischen Luftdaten etwa schließt man damit aus, dass die Regierung diese nachträglich ändert, um beispielsweise den Eindruck der Luftqualität in chinesischen Städten zu beschönigen. Auch steht Forschern damit eine manipulationsresistente und global offene Datenbasis zur Verfügung.

Die BSV-Apps mit dem höchsten Transaktionsvolumen nach Trends.Cash

Ähnlich argumentiert WeatherSV auf twitter: „Wir speichern die Wetterdaten von 5000 Orten auf der ganzen Welt im BitcoinSV-Netzwerk. Es ist eine Methode, um sicherzustellen, dass es in Zukunft keinen Zweifel über den Wahrheitsgehalt der Aufzeichnungen geben wird.“ Da das älteste Gesprächsthema der Menschheit, das Wetter, derzeit auch eines der kontroversesten Themen ist, könnte dies unter Umständen einmal hilfreich sein. Ob man dagegen die Krypto-Preise davor schützen muss, künftig im Nachhinein manipuliert zu werden – und ob dies besonders wichtig ist – sei hier mal dahingestellt. Dazu scheint die Datengrundlage mit den zahlreichen Börsen viel zu gut zu sein.

WeatherSV, preev.pro und die chinesischen Luftdaten stellen auch – und vielleicht vor allem – Prototypen dafür da, Massendaten auf die Blockchain zu laden, und sind damit für jeden interessant, der die speziellen Eigenschaften der Blockchain als Datenspeicher nutzen möchte. Die dahinterstehende Vision ist eine universelle API, über die man zugangsoffen die wichtigsten Daten der Gegenwart abfragen kann, sowie ein Speicher, der wichtigen Daten eine gute Chance gibt, für die Zukunft erhalten zu bleiben. Ob und wie hoch dies nachgefragt ist, wird der Markt entscheiden. Denn jeder Datenupload auf die Blockchain kostet Gebühren; wenn es kein finanzielles Interesse daran gibt, Daten auf diese sehr spezielle Art zu speichern, wird auch niemand dafür bezahlen, sie hochzuladen.

Mittlerweile produziert BSV fast genauso viele täglichen Tranaktionen wie BTC. Weit abgeschlagen dagegen ist BCH. Quelle: Coin.dance

Der vielleicht interessanteste Teil der Geschichte könnte aber eine vor kurzem veröffentlichte Ankündigung von WeatherSV sein: „Während sich die Landschaft der Transaktionen entwickelt, haben die Miner das Potenzial, neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Wir freuen uns, in diesem Prozess teilhaben zu können … Wir werden bald Änderungen einführen, wie wir Daten versenden. Wir werden sie nicht mehr länger ans Netzwerk senden, sondern direkt an einen Miner, der sie dann ans Netzwerk sendet.“ Dazu hat WeatherSV ein Abkommen mit dem Mining-Pool Mempool geschlossen, der die Wetter-Transaktionen für 0,2 Satoshi je Byte anstatt des bisher üblichen 1 Satoshi je Byte akzeptiert.

Dies sei, schreibt WeatherSV, „ein erster Schritt, einen stärkeren Wettbewerb der Miner für Daten-Transaktionen aufzubauen.“ Die Kernidee davon ist, dass die Miner in Zukunft, wenn der Blockreward ausgetrocknet ist, darum konkurrieren, Blöcke mit mehr Transaktionen zu generieren, um an den Gebühren zu verdienen. Ein Vertrag, wie ihn Mempool mit WeatherSV hat, hilft dem Miner dabei, ein berechenbares Einkommen duch Gebühren zu sichern – während WeatherSV es schafft, seine Daten für weniger Gebühren in die Blockchain zu bringen.

Langfristig, könnte man annehmen, werden alle Miner solche Verträge mit Unternehmen haben, die ein hohes Transaktionsvolumen produzieren. Denkbar sind auch Verträge der Miner mit wichtigen Full Nodes, so dass diese die Transaktionen, die sie empfangen, exklusiv an den einen Miner weiterleiten. Dies gibt dem Miner einen Wettbewerbsvorteil, da er darüber entscheiden kann, welche Transaktionen er schon vor dem Block öffentlich macht, und welche er geheim hält, um der einzige zu sein, der sie minen kann. Allerdings muss er dabei eine Balance halten: Wird er zu viele Transaktionen geheim hält und einen großen Block erzeugt, wird das die Verbreitung des Blocks verlangsamen und damit die Gefahr erhöhen, dass dieser verwaist.

Die Miner beginnen bei Bitcoin SV also erst, selbständig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ob diese langfristig tragbar sind, wird sich freilich erst noch beweisen müssen.

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