Dezentrale Autonome Organisationen (DAO)
Die Abkürzung DAO steht für Dezentrale Autonome Organisation. Eine DAO verbindet Individuen in einer organisatorischen Weise, ohne tatsächlich eine Organisation im konventionellen Verständnis zu sein.
DAOs sind schwer definier- und eingrenzbar. Im weiteren Sinn bildet jede Form von dezentraler Organisation eine DAO, somit auch Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Dogecoin. Im engeren Sinn bezeichnet eine DAO jedoch Kooperationen auf Basis von Smart Contracts, in der Regel auf Ethereum (ETH) oder anderen Smart-Contract-fähigen Blockchains wie Polygon, Binance Smart Chain, Avalanche, Fantom und anderen.
Eine DAO hat weder eine Postadresse, noch untersteht sie einem Gerichtsstandort. Sie operiert autonom und unabhängig von der echten Welt und hat keinen “Single Point of Failure”, da sie dezentral aufgestellt ist.
Sämtliche Vorgänge in einer DAO finden in vollkommener Transparenz statt. Jede Operation der dezentralen autonomen Organisation wird durch Smart Contracts gesteuert. Es ist nicht möglich, dass eine DAO anders agiert als im Smart Contract beschrieben. DAOs sind dadurch perfekt reguliert: Sie können nicht gegen die selbst auferlegen Regeln verstoßen.
Die Mitglieder einer Dezentralen Autonomen Organisation identifizieren sich durch pseudonyme Adressen auf einer Blockchain. Ihre Rechten und Pflichten werden durch Smart Contracts definiert. Oft geben DAOs Governance Token heraus, welche es den Mitgliedern erlaubt, über Operationen oder Änderungen abzustimmen.
Mittlerweile gibt es DAOs für zahlreiche Anwendungen. Am häufigsten findet man sie im Bereich der Dezentralen Finanzen, für den sie konstitutiv sind. Beispielsweise stellen die Mitglieder der DAOs Uniswap oder Compound Liquidität zur Verfügung, so dass User Token wechseln oder leihen können. Die Maker DAO hingegen gibt den Stablecoin DAI heraus; ihre Mitglieder sorgen unter anderem mit dafür, dass er die Parität zum Dollar hält.
Weitere Felder, auf denen DAOs Erfolge verbuchen können, sind etwa Crowdfunding oder Spenden (zum Beispiel für Julian Assange oder die Ukraine). Oft integrieren sie hierfür Nicht-fungible Token (NFTs). Auch im sogenannten “Metavers” bilden sich funktionierende DAOs auf der Basis von NFTs.
Insgesamt ist das Feld noch zu jung, um ein Fazit zu ziehen. DAOs sind faszinierend und vielversprechend. Sie haben ein großes Potenzial, das Wesen der Organisation zu revolutionieren. Dabei aber bleibt bisher in der Schwebe, auf welchen Gebieten DAOs sinnvoll einzusetzen sind.
In der Theorie sollten DAOs dezentral und autonom sein. In der Wirklichkeit gehen die meisten DAOs allerdings Kompromisse ein. Oft sind die Token so zentralisiert verteilt, dass einzelne oder wenige Parteien die DAO effektiv kontrollieren können. Den meisten DAOs ist es auch nicht möglich, autonom auf der Blockchain zu operieren. Viele DAOs im DeFi-Bereich benötigen etwa Börsendaten, die nicht nativ auf der Blockchain stehen, sondern beispielsweise durch Chainlink eingespielt werden. Andere DAOs, etwa Maker, kooperieren mit Akteuren der echten Welt und gründen zum Teil sogar Unternehmen in ausgewählten Jurisdiktionen, beispielsweise um Banküberweisungen oder Investments in “Real World Assets” auszuführen.
Wie eine DAO juristisch einzuordnen ist, ist noch eine weitgehend offene Frage. Bislang existieren lediglich in Wyoming (USA) und in der Schweiz juristische Formen, welche in der Lage sind, DAOs zu fassen.
Unabhängig davon erweisen sich DAOs schon heute als äußerst potente Akteure: Die dezentrale Börse Uniswap wickelt täglich einen Handel von mehren Milliarden Dollar ab, mehrere Lending-Plattformen vergeben tägliche viele Millionen Dollar an Darlehen, und die gut 9 Milliarden DAI-Dollar der Maker DAO halten auch in turbulenten Marktphasen die Parität zum Dollar. Die experimentelle TheDAO hingegen scheiterte aufgrund eines Fehlers im Code, nachdem sie innerhalb kurzer Zeit zum größten Crowdfunding-Projekt aller Zeiten aufgestiegen war.
In vielen Fällen leiden DAOs unter einer “Wahlmüdigkeit”, so dass nur wenige Mitglieder bei Abstimmungen teilnehmen. Je nach Setup wird die DAO dadurch handlungsunfähig, da eine Quote unerreicht bleibt, oder sie zentralisiert sich auf wenige, aktive Mitglieder.
In den folgenden Artikeln erfahrt ihr mehr über DAOs:
The DAO
Ethereum erschafft die DAO. Die erste dezentrale autonome Organisation besteht aus Verträgen, die sich auf der Blockchain selbst ausführen. Sie bilden ein Unternehmen, das es eigentlich nicht gibt, aber dennoch Geld investiert, um Ziele zu erreichen. Die Genese der DAO ist bereits jetzt eines der größten Crowdfunding-Projekte aller Zeiten.
Die ersten Dezentrale Autonome Organisation (DAO) startet mit Ether im Wert von 110 Millionen Euro. Damit ist das Experiment auf der Ethereum-Blockchain offiziell zum größten Crowdfunding aller Zeiten geworden.
Zwischen Hype und Ruin liegen nur wenige Wochen: Noch bevor sie das erste Projekt finanziert hat, ist die DAO vernichtet. Einem Hacker gelang es, mehr als 3 Millionen Ether abzuziehen, weil der Smart Contract einen Bug hat.
Die Maker DAO
Die Maker DAO: Ein Modell für dezentrale Stablecoins
Dai ist ein Stablecoin, der nebenbei einen Kreditmarkt schafft – oder umgekehrt. Der Maker-Vertrag, der die Basis von Dai ist, dürfte der wichtigste Smart Contract auf Ethereum sein. Er demonstriert, dass die Idee einer Dezentralen Autonomen Organisation (DAO) kein Wolkenschloss ist, sondern mächtige Anwendungen zeugen kann.
Wenn der Auftraggeber eine DAO ist
Eine Kölner Softwareagentur hat sich einen besonderen Kunden geangelt: Die Maker DAO, jene dezentrale Organisation, die die DAI-Dollar herausgibt. Wir haben nachgefragt, wie es so ist, für eine Organisation zu arbeiten, die es juristisch gar nicht wirklich gibt.
Französische Großbank Société Générale nimmt 30-Millionen-Dollar-Darlehen von Maker DAO auf
Eine der größten Banken der Welt wagt sich mit Haut und Haaren in die DeFi-Welt: Die Société Générale hinterlegt ihr OHF-Token, um sich bei einer Dezentralen Autonomen Organisation (DAO) ein Darlehen in DAI-Dollar zu nehmen. Anders gesagt: Die Maker DAO wird zur Zentralbank einer echten Bank.
Maker DAO diskutiert, Staatsanleihen in die Schatzkammer aufzunehmen
Die Maker DAO gibt mit den DAI-Dollar den erfolgreichsten algorithmischen Stablecoin heraus. Nun möchte die Dezentrale Autonome Organisation auch Staatsanleihen als Deckung verwenden. Sowohl für die DAO als auch DeFi wäre dies ein Meilenstein. Doch es ist nicht ganz so einfach …
Ethereum Name Service
Der „Ethereum Name Service“ (ENS), der per Smart Contract die .eth-Domains vergibt, wird zur Dezentralen Autonomen Organisation (DAO). Die Governance-Token, die die Entscheidungsfindung dieser DAO koordinieren, werden auch unter denen verteilt, die einmal eine .eth-Domain erworben haben.
Tornado Cash DAO
Der Moment der Wahrheit: Sanktionen gegen Privacy-DAO Tornado Cash
Das US-Finanzministerium verhängt Sanktionen gegen den Smart Contract „Tornado Cash“ auf Ethereum. Das Ökosystem reagiert entrüstet, aber nicht erstaunt, und einflussreiche Unternehmen ordnen sich unter. Für den Smart Contract könnte das die Feuertaufe sein.
DAOs und Juristik
Der schwierige Weg zur DAOmbH
Dezentrale Autonome Organisationen (DAOs) sind eine Errungenschaft der Blockchain. Sie können das Wesen unternehmerischer Kooperation grundlegend verändern. Doch dazu braucht es rechtliche Sicherheit. Zu dieser möchte eine Arbeitsgruppe des Bundesverbands Blockchain beitragen.
Wyoming verabschiedet ein DAO-Gesetz
Ab Juli können Dezentrale Autonome Organisationen (DAOs) im US-Bundesstaat Wyoming als LLC angemeldet werden. Das dürfte die Rechtsstellung von DAOs stärken – und die Mitglieder vor überraschenden Haftungsforderungen schützen.