„Ich bin Computerwissenschaftler, ich dachte, das wäre unmöglich. Diese Jungs haben bewiesen, dass es gemacht werden kann.“
Diesmal haben wir im Newsrückblick eine bunte Tüte: CoinMD bietet medizinische Antworten gegen Bitcoins; die Schweiz untersucht die virtuelle Währung; das Update des Bitcoin-Protokolls steht vor der Tür; zwei prominente Köpfe aus dem IT- und Finanzbereich kommentieren die Bitcoin. Und natürlich wäre da noch der Kursverlauf …
Der Bitcoin-Preis bleibt spannend. Vergangenen Samstag ging es richtig los: Der Preis durchbrach die 180-Dollar-Marke. In der Folge kletterte er rasend schnell über 200 Dollar und erreichte bei Bitcoin.de Höchstwerte von 150 Euro. Damit wurde auch das bisherige 6-Monats-Hoch vom Mai getoppt.
Der Anstieg ging manchen zu schnell, die Furcht ging um, eine weitere Blase blähe sich da auf. Tatsächlich schien der Höchstwert von 230 Dollar – was gar nicht mehr so weit vom Allzeithoch mit 266 Dollar entfernt ist – ein wenig zu viel des Guten zu sein. Am Donnerstag gab es dann einen kleinen Crash, der den Kurs um rund 20 Euro drückte. Nach einigem Herumpendeln mit Tendenz nach unten erreichte er am Freitag bei starken 120 Euro einen neuen Boden, von dem aus er wieder anstieg. Anders gesagt: Es ging fünf Stufen hinauf und zwei zurück. Ein Ergebnis, mit dem sich leben lässt.
Medizinischer Rat, wo es kein Gesundheitswesen gibt
Kommen wir zu einem anderen Thema. Bekanntlich lieben wir jene Projekte, die den Bitcoin nutzen, um etwas zu schaffen, was es vorher nicht gab. Hier ist mal wieder eines davon: CoinMD. Laut eigener Angabe ist CoinMD „ein Ort, wo Sie einem Arzt medizinische Fragen stellen können und Antworten bekommen. Wenn die Antwort geholfen hat, können Sie mit Bitcoins bezahlen.“ Natürlich kann jeder den Service nutzen. Gemacht ist er aber für all jene, die keinen Zugang zum Gesundheitswesen haben – sei es, weil sie in Drittweltländern leben, sei es, weil sie keine Versicherung haben. Die Ärzte hinter CoinMD sind anonym, da Ihnen Ihr Arbeitgeber oft die Mitarbeit an solchen Seiten verbietet.
Schweizer Bundesrat untersucht Bitcoin
Wir alle anderen Währungen wird der Bitcoin allerdings auch für kriminelle Aktivitäten verwendet. Darum sorgt sich seit einiger Zeit auch die Schweiz. Dort hatte ein SP-Nationalrat den Bundesrat aufgefordert, Bitcoin und die Risiken der unregulierten digitalen Währung zu untersuchen. Nun zeigt sich dieser damit einverstanden, wie berichtet wird. Vermutlich wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die einen Bericht ausarbeitet, der zur Grundlage weiteren Handelns wird. Wer allerdings weiß, wie zögerlich die Schweiz Banken oder den Rohstoffhandel reguliert, selbst wenn internationaler Druck besteht, wird ahnen, dass auch hinsichtlich des Bitcoins kein übereilter Aktivismus zu erwarten ist.
Von 0.85 auf 0.9
Weil die Wiederholung die Mutter aller Dinge ist, sagen wir es noch einmal: Der Bitcoin ist ein Experiment und noch in der Beta-Phase. Das Protokoll trägt derzeit die Versionsnummer 0.85. Allerdings ist das Update auf Version 0.9 bereits recht weit fortgeschritten. Gavin Andresen, leitender Entwickler, hat auf dem Blog der Bitcoin-Foundation angekündigt, dass das neue Protokoll derzeit getestet wird. Einige Beispiele für geplante Änderungen:
- Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, bis zu 80 bytes an Informationen mit einer Transaktion in die Blockchain zu schreiben. Allerdings sollen diese Daten eher nicht dafür verwendet werden, Botschaften mit Transaktionen zu versenden. Einen Plan, sie im Clienten anzuzeigen, gibt es auch noch nicht.
- In Arbeit sind zudem Vereinfachungen des Codes, so dass sich mehr Leute am Coding beteiligen können.
- Ebenfalls geplant ist ein neues Payment-Protokoll. Dies ist die wohl gravierendste Änderung, soll es doch möglich machen, auf sichere Wiese Transaktionen an eine IP-Adresse durchzuführen.
- Ein Thema, das immer wieder für Unmut sorgt, sind die Transaktionsgebühren. Im neuen Protokoll sollen diese nun flexibler zu handhaben sein, so dass sie sich zum Beispiel an den Kurs anpassen lassen.
Anmerkung: Die Details sind extrem kompliziert. Sollte sich ein Leser die Mühe machen, die verlinkten Originaldokumente zu lesen und einen Fehler in meiner Interpretation erkennen, bitte ich darum, dies mitzuteilen.
„Der Bitcoin hat das Problem gelöst, zu einem globalen Konsens zu gelangen, bei dem man niemandem mehr trauen muss.“
Zum Ende dieses Newsrückblicks haben wir noch etwas Futter für alle Bullen. Es haben sich nämlich zwei kluge Köpfe zu Wort gemeldet. Ihr Statement zum Bitcoin war, vorsichtig ausgedrückt, euphorisch.
Beginnen wir mit Michael Novogratz, Präsident der Fortess Investment Group, Milliardär und wichtig genug, um einen Wikipedia-Eintrag zu verdienen. Er sagte, seine Firma beschäftige sich mit der virtuellen Währung, habe aber noch nicht in sie investiert. Auf einer Konferenz in New York hat er vor einigen Tagen folgende Empfehlung ausgesprochen: „Steck’ ein wenig Geld in Bitcoins. Komm’ ein paar Jahre später zurück, und es wird sehr viel mehr wert sein.“ Er selbst hat bereits Bitcoins gekauft, wie viele, sagte er nicht. Allerdings genug, dass ihm der aktuelle Kursanstieg ein Lächeln ins Gesicht treibt.
Und dann wäre da noch Richard Brown, der bei IBM die Stelle des „Financial Markets Industry Architect“ trägt. Brown prophezeite vor kurzen in einem Fernseh-Interview, dass der Bitcoin breite Märkte erobern wird. „Es ist offensichtlich, dass kryptographische Währungen wie der Bitcoin in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle im Remittance [internationale Transaktionen, C.B.] einnehmen werden.“ Auf die Frage, ob er bullish sei, antwortete er: „Ja, die Technologie hat so viel Potenzial. Kryptowährungen wie der Bitcoin haben das Problem gelöst, zu einem globalen Konsens zu gelangen, bei dem man niemandem mehr trauen muss. Ich bin Computerwissenschaftler, ich dachte, das wäre unmöglich. Diese Jungs haben bewiesen, dass es gemacht werden kann.“ Brown sieht aber noch viel mehr Potenzial für den Bitcoin – einerseits, um etwa Aktien und andere Titel zu verbreiten, und andererseits für autonome Systeme, die nun Bitcoins prozessieren können. So könnte etwa der Kühlschrank registrieren, dass die Milch leer ist und Nachschub bestellen. Insgesamt ein sehenswertes und visionäres Interview.
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