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Viel Lärm um nichts

Auf Focus Online schreibt Andreas Beck, Bitcoin sei „nichts“. Dafür braucht er ziemlich viele Wörter, findet unser Gastautor Daniel Fallenstein. Ein Kommentar.

Und so schloß er messerscharf,
Dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Man könnte es bösartig Clickbait nennen; also die Kunst im Online-Journalismus, mit einer möglichst steilen These möglichst viele Leser anzuziehen, damit viele Klicks zu erzeugen und möglichst hohe Werbeeinnahmen zu erzielen. Die Umstände passen jedenfalls. Bei Focus Online erklärt “FOCUS-Online-Experte” Andreas Beck: “Der Bitcoin ist nichts.”

Ja, das ist doch die steile These, auf die dann eine gut definierbare Zielgruppe anspringt. Futter für die Anzeigenabteilung. Der Fall ist eigentlich klar. Aber unser Focus-Online-Experte mit seinem Argument ist doch einen näheren Blick wert.

Denn für Andreas Beck ist alles (alles!) abhängig von staatlichen Garantien. Das Eigentum sei “nur ein rechtliches Konstrukt […], welches genauso lange gilt, wie der Staat die Rechtssicherheit diesbezüglich aufrecht erhält”. Dass nur der Staat Vater aller Dinge und Hüter aller Rechte sein könne, bringt uns auf die Spur dessen, was schlechter informierte Bitcoin-Kritiker wie Herrn Beck irritiert. Der kleine Bitcoin kommt einfach daher und tut etwas unerhörtes. Er ist nicht nichts. Er ist etwas; ein von allen Marktteilnehmern anerkanntes, exklusives, transferierbares Etwas.

Dieses Etwas, das keinen Gesetzgeber braucht, keine Polizei und keine Armee, sagt allein durch seine Existenz jenen, für die alles nur vom Staat kommen kann: “Der Kaiser hat ja gar nichts an!” Denn es ist nicht der Staat mit seinen Gesetzen, Gewehren und Knüppeln, der das Geld garantiert. Es sind die anderen, die bereit sind, in diesem Geld zu handeln. Darauf mag der Staat mit Gesetzen, Gewehren und Knüppeln Einfluss haben. In der Hand haben es am Ende Du und ich.

Wer das menschliche Zusammenleben nur in der Logik staatlichen Zwanges denken kann, muss es natürlich “naiv” finden, wenn da plötzlich dieses gemeinsame freiwillige Etwas auftaucht, das auch Eigentum vom “rechtlichen Konstrukt” zur Tatsache macht. Wenn Bitcoin “ein Vertrag mit niemand über nichts” sein soll, ist es dem Autoren jedenfalls gelungen, 300 Worte über nichts zu schreiben. Perfekter Online-Journalismus.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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8 Kommentare zu Viel Lärm um nichts

  1. FOCUS-Online-Experte
    Andreas Beck
    http://www.focus.de/intern/impressum/autoren/andreas-beck_auid_7027.html
    Börse geht ohne Risiko.
    Kauft teure Aktien.

    Und der Text über Bitcoin, … naja wie soll ich es ausdrücken… schwachsinnige Logik.

  2. Werner Müller // 10. April 2014 um 22:09 // Antworten

    Ui, jetzt wird aber scharf geschossen von Euch. Getroffene Hunde bellen. Aktueller Kurs: 286,00 €. Bald ist der Bitcoin nichts. Schön auch, daß der Kurs immer nur seitwärts läuft. Von 1000 € zu 286 € seitwärts. Runter geht er nie… Weil nicht sein kann, was nicht sein darf…

    • Hat sich da etwa jemand verzockt? Aktien, Anleihen, Gold… ist auch nicht besser, wenn man nicht ein kleines bisschen Vorsicht walten läßt. Wir heißen doch nicht Hoeneß…

  3. Jetzt ist der Krieg um den Bitcoin und allen anderen Cryptowährungen voll entfacht. Schlechte Idee, sich ins eigene Knie zu schießen. EZB macht was es will. Die Bürger nicken nur brav. Es stellt sich dennoch die Frage, warum der Kurs so abstürzt. Panik der Leute oder doch staatliche Initiative – ein Schelm, wer dabei böses denkt. Schlechte Idee auch der Staaten, andere in die Illegalität zu drängen, denn dort hat man wenig bis garkeine Kontrolle mehr. Die Cryptocoin Kommune darf sich dadurch nicht verunsichern lassen! Es geht weiter!

  4. „Man könnte es bösartig Clickbait nennen; also die Kunst im Online-Journalismus, mit einer möglichst steilen These möglichst viele Leser anzuziehen, damit viele Klicks zu erzeugen und möglichst hohe Werbeeinnahmen zu erzielen. Die Umstände passen jedenfalls.“

    Das trifft auch auf diesen Blog zu!

  5. Andreas Becks Artikel könnte man auch „Spießbürgertum für dummies“ betiteln.
    1. Es wird da eine ganz naive spießige Einstellung gerpädigt.
    2. Welchem erwachsenem Menschen muss man erklären wie Bargeld funktioniert?

    Daniel Fallensteins Antword hingegen triffts nicht nur auf den Punkt (so dass ich mir den Kommentar eigendlich sparen könnte), sie ist auch noch ziemlich witzig! Daumen Hoch!

  6. fernerLiefen // 12. April 2014 um 9:33 // Antworten

    Der Beck hat recht. Gar nichts haben ‚am Ende Du und ich‘ in der Hand.

    1. Ohne die Garantie und den Schutz des Eigentums durch den Staat gilt das Recht des Stärkeren – und damit gibt es kein Eigentum mehr (das ist das Recht), sondern nur noch Besitz (das ist die Tatsache).
    2. Ohne den Staat gibt es langfristig auch keine funktionierende Infrastruktur, kein Netzwerk – und ohne Netztwerk ist der Bitcoin tatsächlich nichts brauchbares mehr.

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