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Du hast den Funk? Ich habe eine Million FUNKS!

Wirtschaft im digitalen Zeitalter: Musik

Einige der Cypherfunks finden sich im Logo der bandeigenen Soundcloud-Gruppe

Die Musik der Cypherfunks aus Südafrrika macht Spaß. Irgendwo zwischen Funk und Rock und Dub. Wir schauen uns die südafrikanische Band aber an, weil sie eine eigene Währung herausgegeben hat: die FUNKS. Eine Band mit Altcoin also. Mit dem FUNK sollen sich Musiker und Fans in musikalischen Netzwerken bedanken. Das Ziel ist Musiker ohne Musikindustrie finanziell zu honorieren. Der Coinspondent Friedemann Brenneis hat sich das Projekt näher angeschaut. Wird der FUNK die Währung des Musik-Tippens?

 

Höre die Cypherfunks

Dubstep

Progressive Rock

Funk

„We are The Cypherfunks“ ist der erste Titel des gleichnamigen Bandprojekts, das der 24-jährige Simon de la Rouviere im Februar dieses Jahres in Südafrika ins Leben gerufen hat. Eine Art dezentrale Open-Source-Band im Netz, offen für Musiker auf der ganzen Welt, und eine digitale Plattform, um gemeinsam an musikalischen Projekten zu arbeiten, Samples, Remixe und Songfragmente auszutauschen und einen gemeinsamen kreativen Schaffensprozess anzuregen. Es geht darum, kreativ mitwirken zu können, gemeinsam Musik zu machen und zu experimentieren, sagt Simon de la Rouviere.

Was The Cypherfunks dabei von anderen globalen Bandprojekten wie bspw. WholeWorldBand unterscheidet, ist die Möglichkeit, sich gegenseitig für besonders gelungene Songs und Remixe zu belohnen. Und zwar nicht einfach nur mit Likes, sondern mit einer echten Währung: den FUNKS. „Die Idee ist, jemandem Danke zu sagen, wenn er einen Song hoch lädt und ihm ein kleines Trinkgeld dafür zukommen zu lassen. Sich einfach zu bedanken, dass er aktiver Teil von The Cypherfunks ist.“

40 Mitglieder hat die Cypherfunks-Gruppe bei Soundcloud mittlerweile, mehr als 60 Tracks wurden schon hochgeladen. Mal eigene Songs, mal Songfragmente, die von anderen Cypherfunks nach Belieben aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Die Stilrichtungen reichen von Dubstep und Elektro über Dub und Ambient bis hin zu Progressive Rock.

Die komplette Audio-Reportage von Felix Brenneis mit dem Interview mit den Cypherfunks können Sie hier für ungefähr 50 cent herunterladen. Der Erlös geht direkt an Felix.

Funk als namensgebendes Genre ist ebenfalls im Repertoire der Cypherfunks vertreten, aber die musikalische Richtung ist grundsätzlich offen. Der Bandname solle vielmehr Bezug nehmen auf die Cypherpunks, eine Bewegung, die Kryptographie nutzte, um die Privatheit des Individuums zu verteidigen, aus deren Umfeld einige der theoretischen Vorarbeiten für Bitcoin und womöglich auch Satoshi Nakamoto selbst stammen.

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Das wöchentliche Bandmeeting organisiert Simon de la Rouviere über Google-Hangout, aktuellere Ergebnisse werden im Blog vorgestellt und im Forum diskutiert. Michael Dugger alias soundposition versucht sich dabei so oft wie möglich einzubringen. Er lebt mehr als 12.000 Kilometer entfernt von de la Rouviere in den USA und ist auf das Cypherfunk-Projekt gestoßen, als er zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen recherchierte.

Die Idee einer dezentralen Band mit eigener Währung faszinierte ihn, da er als unabhängiger Musiker kein Label und keine große Marketingstrategie im Rücken hat. „Bei Soundcloud wurden meine Songs kein einziges Mal abgespielt. Nicht weil ich keine Fans hätte, die Songs wurden nur einfach nie angeklickt. Aber auf einmal – dank The Cypherfunks – werden sie abgespielt, sogar bezahlt abgespielt.“

Ein paar Millionen FUNKS besitzt Michael mittlerweile. Anfangs hat er sie noch selbst gemined, nun konzentriert er sich auf das Musikmachen und verdient damit FUNKS. Theoretisch könnte er sie in „echtes Geld“ umtauschen, aber noch sind seine Millionen nicht viel Wert – umgerechnet zwischen 15 und 25 Dollar. Erst wenn noch mehr Musiker dem Cypherfunk-Projekt beitreten und mehr FUNKS zwischen den Künstlern und ihrem Publikum hin und her geschickt werden, steige auch die Nachfrage und damit der Kurs des FUNKS. Trotzdem – schon jetzt sei es mehr als Michael bisher mit traditionellen Streaming-Services für seine Musik bekommen habe und möglicherweise gehe der Kurs ja in Zukunft hoch. Auch Bitcoin habe schließlich nahezu wertlos angefangen.

Dass er einen übermäßigen Vorteil davon habe schon so früh in das Cypherfunk-Projekt und den FUNK-Altcoin eingestiegen zu sein, findet er nicht. Grundsätzlich sollten schon diejenigen, die eine gute Idee ganz am Anfang mit unterstützen, am meisten davon profitieren, aber letztlich könne ja auch jetzt noch jeder einsteigen, der wolle. Ohnehin sei auch noch gar nicht sicher, dass der FUNK-Altcoin tatsächlich mal ein finanzieller Erfolg werde. “ Es könnte auch passieren, dass ich am Ende möglicherweise gar nicht profitiere, weil ich so früh mitgemacht habe. Wer weiß das schon?“

Im wiederum rund sechseinhalb Tausend Kilometer entfernten Deutschland sitzt Florian Uhlemann an seinem Rechner. Er war der allererste Musiker, der Teil der Cypherfunks wurde und dabei nicht aus Simon de la Rouviers direktem Umfeld stammte, sondern nur über das Internet von dem Projekt erfahren hatte. „Ich fand es damals wirklich schön – ich hatte das Lied hochgeladen, wusste natürlich nicht, ob es jemandem gefällt und siehe da: da kam ’ne Donation rein, da kam ’ne kleine Donation rein. Da fühlt man sich etwas bestätigt und auch Teil der Gruppe dadurch.“

Heute unterstützt Florian The Cypherfunks vor allem in technischer Hinsicht. Er mined FUNKS und hält damit das Netzwerk am Laufen. Das befindet sich ja noch in der Aufbau-Phase und bisher kann man FUNKS nur spenden. Noch gibt es keine Möglichkeiten mit ihnen tatsächlich etwas zu kaufen, aber Pläne und Ideen das zu ändern, haben Simon de la Rouviere und Micheal Dugger schon längst.

Eine davon ist ein Bandshop im Netz, in dem Merchandise und Sample-Pakete für FUNKS gekauft werden können sollen. Eine andere ein Hardware-Gerät, dass FUNKS mined, gleichzeitig Musik abspielt und die erzeugten FUNKS zwischen Musiker und Miner gerecht aufteilt. Vielleicht findet sich ja auch bald ein Musikladen, bei dem Instrumente und musikalisches Equipment für FUNKS gekauft werden kann.

Aber bis dahin gebe es noch einiges zu tun. Vor allem müsse das gesamte Cypherfunks-Projekt noch wachsen, sagt Simon de la Rouviere. Er sei schon ein bisschen enttäuscht, dass in den ersten drei Monaten nach Projektbeginn weniger Musiker als gehofft Teil des digitalen Kollektivs geworden seien. Vermutlich, weil das Konzept einer Open-Source-Band mit integrierter Kryptowährung allgemein noch sehr viele Fragen aufwerfe.

Dennoch – von der Idee Musik und Kryptowährung miteinander zu kombinieren ist Simon de la Rouviere nach wie vor überzeugt. Erst kürzlich hat er Cheers vorgestellt, einen Service mit Musiker auf der ganzen Welt bald mit Bitcoin für ihre Musik belohnt werden können sollen.

Und auch an den Cypherfunks arbeitet Simon de la Rouviere weiter. „Das ultimative Ziel ist es das Projekt so weit zu bringen, dass all die Leute, die Teil der Cypherfunks geworden sind mit den FUNKS tatsächlich ihren Lebensunterhalt verdienen können. Dass sie keinen Extra-Job annehmen müssen, sondern machen können worauf sie Lust haben. Ihre Passion verfolgen und Musik machen.“

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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1 Kommentar zu Du hast den Funk? Ich habe eine Million FUNKS!

  1. Das Problem bei diesem Projekt wird sein, dass die wenigsten wirklich guten Musiker/Bands die Kontrolle über ihre Songs via Creative Commons abgeben wollen und noch dazu nicht unter ihrem eigenen Namen publizieren können. Eigentlich ist die Einbindung sozialer Netzwerke oder solcher „Kollektiv“ meist der Tod der Eigenständigkeit oder generell hörenswerter Musik, weil Musiker nicht mehr so unabhängig Musik machen können. Ständig schielt man auf die Kommentare und das Feedback – der Tod für Kreativität und interessante neue Sachen. Alles verkommt zum Einheits-Wischi-Waschi. Musik ist nämlich nur dann WIRKLICH gut, wenn sie vor den Kopf stößt.
    Habe es mir selbst kurz überlegt, dann aber davon Abstand genommen. Beim Musikmachen sollte es weniger ums Geld (FUNKS), als vielmehr um die Qualität und Eigenständigkeit gehen. Musik mit Cryptocurrencies zu bezahlen an sich ist allerdings ein guter Ansatz, den man weiter verfolgen sollte.

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