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Nasdaq wird Blockchain nutzen, um Wertpapiere zu verwalten

Die größte elektronische Börse in den USA plant, die Blockchain über das ganze Unternehmen hinweg einzusetzen. Sie nutzt dafür Open Assets, eine Fortentwicklung von Colored Coins. Ein erster Einsatz ist noch in diesem Jahr auf Nasdaqs Private Market geplant.

Vermutlich kennt jeder die NASDAQ durch den gleichnamigen Index, der einer der wichtigsten – wenn nicht der wichtigste – Börsenindikator der Welt ist. Die National Association of Securities Dealers Automated Quotations, mittlerweile eine private Firma, betreibt die größte elektronische Börse der USA und besitzt als NASDAQ OMX auch die schwedische Börse OMX. Dass ein solches Unternehmen nun sagt “Bitcoin” bzw. “Blockchain” ist eine kleine Situation. Aber was hat die NASDAQ mit dem Bitcoin vor?

In einer Pressemitteilung schreibt Nasdaq, man werde später in diesem Jahr eine Blockchain-basierte digitale Datenbank einrichten, die genutzt wird, um die Wertpapier-Verwaltung der Plattform “Nasdaq Private Market” auszuweiten und zu verbessern. Auf dem Private Market kommen private Unternehmen mit privaten Investoren zusammen und genießen zudem eine umfangreiche Software, welche den Börsengang erleichtert und die Wertpapierbestände verwaltet. “Nasdaqs Blockchain Technologie wird einen effizienten, vollelektronischen Service bieten, der die Herausgabe, den Transfer und das Management von Anleihen privater Unternehmen ermöglicht.”

“Eine natürliche digitale Evolution”

Die Blockchain nun liefert “umfassende Integrität, die Möglichkeit zu Audits, Steuerung und Transfer von Besitztum.” Bob Greifeld, der Geschäftsführer von Nasdaq, sagte: “Die Blockchain zu nutzen ist eine natürliche digitale Evolution, um physische Anleihen zu managen. Wenn man einmal die Schürzenbänder des Bedürfnisses nach etwas physischem durchschneidet, werden die Möglichkeiten, welche die Blockchain bietet, nicht nur unseren Kunden, sondern auch den globalen Kapitalmärkten in der Breite nützen.” Kurz gesagt: die Blockchain als unmanipulierbare Datenbank ist ein perfektes Instrument, um Anleihen, Aktien und andere Wertpapiere zu managen und wegen ihres öffentlichen Charakters bestens geeignet, um auch als transkorporale Datenbank eingesetzt zu werden.

Nasdaq wird die Blockchain zunächst einsetzen, um eine “vollelektronische, distributive, Datenbank-artige Lösung für akurate Buchhaltung einzuführen, welche ExactEquity, Nasdaqs Cloud-Lösung für das Wertpapier-Management, ergänzen wird. Dies wird es privaten Unternehmen ermöglichen, ihre Kapitalisierung und Aktiengänge effizienter zu managen.” Die initiale Anwendug von Nasdaqs Blockchain-Technologie werden, so Greifeld, “administrative Funktionen modernisieren, rationalisieren und sichern, und sie wird die überwältigende Herausforderungen, vor welche die manuelle Buchhaltung private Firmen stellt, gewaltig vereinfachen.”

Bitcoin, Blockchain oder beides?

In der Bitcoin-Szene wurde zunächst gerätselt, ob Nasdaq nur die Blockchain, aber nicht den Bitcoin einsetzt – wie es manche Presseberichte nahelegen – oder ob die Firma auf die Bitcoin-Blockchain setzt. Die Antwort ist leicht: Nasdaq benutzt das Open Assets Protokoll, das eine Fortentwicklung der Colored Coins ist und damit auf der Bitcoin-Blockchain beruht. Dabei werden Bitcoins “eingefärbt”, indem über die Funktion OP-Return eine kurze Information in eine Transaktion eingeschrieben wird. Mit dieser Information kann die Nasdaq nun bestimmen, dass dieses oder jenes Stückchen Bitcoin den Besitz dieser oder jener Aktie ausweist.

Durch diese Art von Bitcoin 2.0-Anwendung wird sich der Bitcoin als Blockchain und nicht als Währung im Finanzwesen festsetzen. Ähnliche Bemühungen gibt es etwa vom Versandhändler Overstock, der plant, mithilfe von Counterparty die Medici-Plattform für Kryptoaktien aufzubauen. Auf den Kurs dürften solche Anwendungen nur eine minimale Auswirkung haben: Um Bitcoins einzufärben, muss man eine oder mehrere winzige Überweisungen machen. Das heißt, es fallen Kosten von der Überweisungsgebühr + 1 Satoshi an. Dies ist nicht viel und dürfte nicht ausreichen, um eine signifikante Nachfrage nach Bitcoins zu erzeugen. Aber steter Tropfen höhlt bekanntlich jeden Stein.

Beim derzeitigen Stand der Dinge ist noch weithin unklar, wie viele Transaktionen die Nasdaq über die Blockchain laufen lassen will. Wenn es zuviele werden, wird die Firma die Blockchain unvermeidbar an ihr Limit bringen, solange die Größe von Blöcken nicht erhöht worden ist.

Über Rudi Seifert (35 Artikel)
Ist seit mehreren Jahren ein Bitcoin-Fan. Der Student hat das Mining mittlerweile zwar an den Nagel gehängt, aber seit einigen Monaten dafür die Feder in die Hand genommen. Für unser Magazin schreibt er meistens über aktuelle News.

2 Kommentare zu Nasdaq wird Blockchain nutzen, um Wertpapiere zu verwalten

  1. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass die NASDAQ die Bitcoin-Blockchain einsetzen will. Man kann das denke ich auch so lesen, dass man sich am Open Assets Protokoll bedienen/orientieren will, möglicherweise aber irgendwie selbst eine Blockchain aufbauen will (wie auch immer man das sinnvoll hinbekommt)

    • Theoretisch lassen sich zwar eigene Blockchains aufbauen, jedoch erhält eine Blockchain erst ihren Wert durch ihr hohes Maß an Dezentralität. Dezentralität innerhalb eines Unternehmens ist wenn man so will keine Dezentralität und die vielen Vorteile die eine Blockchain mit sich bringt, würden damit ausgehebelt.
      Daher kann man durchaus davon ausgehen, dass man dabei auf die Bitcoinblockchain zurückgreift und sei es auch nur indirekt.
      Langfristig könnte es auf eine Sidechain hinauslaufen, mittels derer Wertpapiere jeder Art verwaltet werden können. Jeder der Wertpapiere verwalten möchte, lädt sich dann diese Sidechain samt passenden Klienten, mit dem sich all dies sehr komfortabel und sicher verwalten lässt.

      Das Internet der nächsten Generation nimmt zunehmend Formen an 😉

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