Deutsche Bank bringt Blockchain-Tests erfolgreich zu Ende
Die Deutsche Bank hat getestet, ob man Unternehmensanleihen über die Blockchain begeben kann. Das Ergebnis: Ja, man kann. Das erste Finanzprodukt, das die Deutsche Bank über die Blockchain auf den Markt bringen möchte, soll jedoch etwas anderes werden.
Die Deutsche Bank hat in ihrem Innovation Lab in London interne Blockchain-Tests mit Unternehmensanleihen abgeschlossen, einem „Smart Bond.“ Das Ergebnis ist laut einem Pressesprecher, dass die Technologie die Erwartungen der Bank erfüllt hat und die Blockchain den sogenannten „Proof-of-Value“ bestanden hat.
Der Proof-of-Value (PoV) ist eine Art Anwendungstest und bietet in diesem Fall den Nachweis, ob die Blockchain-Technologie grundsätzlich einen Wert im Sinne des Unternehmens entfalten kann. Nun stelle sich, so der Pressesprecher, die Frage, bei welchen Anwendungen genau die Blockchain für Banken sinnvoll eingesetzt werden könne. „Es gibt mehrere Bereiche, in denen die Blockchain im Markt aus unserer Sicht Mehrwert entfalten kann. Beispielsweise im Reporting oder in der höheren Transparenz in der Verwaltung von Wertpapieren. Wir sehen auch Potenzial bei internen Prozessen.“
Dennoch hat die Deutsche Bank momentan nicht die Absicht, Unternehmensanleihen auf Blockchain-Basis herauszugeben. „Wir haben die Unternehmensanleihe für den Test verwendet, weil es ein Produkt mit einem relativ komplexen Lebenszyklus ist, der verschiedene Prozesse abdeckt, und damit zeigt, was die Blockchain-Technologie leisten kann.“ Bei der Anleihe seien das beispielsweise die Emission, Kuponzahlungen oder Eigentumsübertragungen gewesen.
Die Deutsche Bank beschäftigt sich ungefähr seit Juli 2014 mit der Blockchain. „Damals haben wir begonnen, uns intensiver mit der Frage nach Kryptowährungen und Blockchains zu beschäftigen – wo sind die Risiken, wo die Gelegenheiten für uns? Wir kamen zu dem Schluss, dass die Technologie zwar grundsätzlich im Zahlungsverkehr zum Einsatz kommen könnte, da dieser Bereich aber heute schon sehr effizient und sicher ist, gibt es derzeit kaum einen Anreiz für den Markt, in diese Technologie zu investieren, um sie im Zahlungsverkehr zu verwenden.“ Anders sei es im weniger effizienten Wertpapierbereich mit seinen langen Abwicklungszyklen (zwei Tage) und der Schwierigkeit, sich eine globale Übersicht zu Wertpapieren zu verschaffen, die als Sicherheiten hinterlegt werden können („Collateral“).
Die Ergebnisse der Tests mit der Unternehmensanleihe zeigten, dass die Blockchain viel Potenzial habe. „Es gibt sicherlich noch offene Fragen zur Technologie selbst, etwa zur Skalierbarkeit und den Volumina, aber es gibt bereits viele Anbieter auf dem Markt, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigen, so dass wir davon ausgehen, dass sie sich im Laufe der Zeit klären, bis Banken wie wir de facto erste Produkte auf den Markt bringen,“ so der Pressesprecher.
Die Technologie sei nicht das Problem; vielmehr lägen die Hürden bei Fragen zu Recht und Regulierung: „Wenn Sie anfangen, Werte über die Blockchain abzubilden, stellt sich die Frage: Wie ist das rechtlich möglich? Sind zugrundeliegende Verträge durchsetzbar? Und wie sehen die Regulierer die Blockchain-Technologie?“
Gespräche mit Regulierer in vielen Ländern hätten gezeigt, dass sie durchaus mit der Technologie gut vertraut seien, meint der Pressesprecher. Was es nun brauche, so die Aussagen von Anwaltskanzleien, sei ein „real world example“, also ein Beispiel in der realen Welt unter realen Marktbedingungen, anhand dessen man rechtliche Fragen prüfen und klären könne.
In gewisser Weise sei das ein Henne-Ei-Problem. „Von der juristischen Seite gesehen brauchen wir ein echtes Beispiel, um die rechtliche Situation einzuordnen und zu bewerten, auf der anderen Seite wären rechtliche Rahmenbedingungen hilfreich, um eine entsprechende Blockchain-Transaktion zu bauen. Diese Frage beschäftigt uns derzeit – sie ist lösbar.“ Der Pressesprecher der Deutschen Bank sagt, die Deutsche Bank schätze, dass es in den nächsten 12-24 Monaten einige kommerzielle Beispiele für Blockchain-Anwendungen von Banken geben werde, „ob zuerst bei uns oder anderen, das wird sich zeigen.“
In welche Richtung die Deutsche Bank derzeit denkt, möchte er nicht verraten. Nur so viel: „Die Unternehmensanleihe wird nicht das erste Produkt sein, das die Deutsche Bank über die Blockchain auf den Markt bringt.“ Man habe zwar Ideen, in welche Bereiche es gehen soll, verrate aber noch nichts.
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