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Eine gute Investition

In der Regel geht es bei Bitcoin darum, aus Geld mehr Geld zu machen. Das ist ein vollkommen legitimes Anliegen, aber manchmal tut es gut, sich daran zu erinnern, wie Geld echten Reichtum in die Welt bringen kann. Der Marzellus-Garten nahe Weisenhorn ist dafür eine gute Schule. Absolut offtopic, aber wichtig.

In einer Welt, in der selbst das Wasser ablassen an der Autobahn durchkapitalisiert wird, fällt es schwer zu glauben, dass es so etwas wie den Marzellus Garten überhaupt gibt. Irgendwo im Nirgendwo, zwischen zwei winzigen Weilern nahe Weisenhorn, am Rande eines Waldes, geht man durch ein Tor im asiatischen Stil und landet in einer anderen Welt. Ich bin eher zufällig an diesem zauberhaften Ort gelandet.

Der Marzellus Garten ist ein kunterbunter Garten, stilistisch irgendwo zwischen asiatisch, britisch und kommunenartig. Auf rund 15.000 Quadratmetern gibt es schön zurechtgeschnittene Nadelbäumen, mächtige Kiefern, gigantische Rododondron-Büsche, Baumhäuser, Skultpuren, Wege, Stühle, Tische, Teiche, Brückchen, Blumen, Pavillons … es gibt keinen Eintritt, sondern nur eine Spendenkasse; sobald man in dem Garten ist, fährt man herunter, wird ruhig, zufrieden und glücklich. Jeder, der hier ist, ist gut gelaunt, lacht und redet.

Aber damit hört es noch nicht auf. Kurz nach dem Eingang in den Garten erreicht man einen Essensstand, in dem ein (strahlender, irre freundlicher) Vietnamese Kokos-Curry Suppe und Gemüse-Hühnchen-Nudeln kocht. Auf einem Tisch stehen Thermoskannen mit Kaffee und Tassen, in einer Gefriertruhe liegen Bier-, Cola- und Wasserflaschen. Jeder darf sich nehmen, was und so viel er will, und am Ende spenden, wie viel er möchte. Das war keine einmalige Veranstaltung, sondern passiert hier jeden Sonntag.

Der Garten wurde von einem reichen Zahnarzt vor einigen Jahrzehnten gegründet und wird von dessen Sohn fortgeführt. Der ist mittlerweile auch schon im fortgeschrittenen Alter und schenkt den Gästen gut gelaunt Sekt aus. Ich weiß nicht, warum die Besitzer das machen, aber ich stelle es mir etwas so vor: Der Marzellus wollte, dass es in dieser Gegend einen schönen, asiatischen Garten gibt, und dass jeder, der will, diesen Garten genießen darf. Außerdem wollte er, dass die Leute in diesem Garten Kaffee, Bier und Sekt trinken und dass sie, wenn sie schon mal in einem asiatisch-artigen Garten sind, auch asiatisch essen. Weil er genügend Geld hat, um sich all das leisten zu können, und weil ihm Geld ansonsten nicht so wichtig ist, hat er all das einfach gemacht.

Die Welt wurde damit ein Stückchen schöner, und wenn man sich anschaut, wie der Besitzer an Sonntagen seinen Garten genießt, erinnert man sich wieder daran, wie eine gute Investitition von Geld aussehen kann.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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9 Kommentare zu Eine gute Investition

  1. Lieber Leser,

    wer versucht ‚aus Geld Geld zu machen‘, verbringt seine Zeit damit ‚aus nichts nichts zu machen‘.

    Geld (auch Cryptogeld) hat keinen Wert es sei denn man verwendet er dazu etwas von Wert zu erschaffen. Insofern kann man es mit einer Kerze vergleichen. Deren Zweck ist es Licht zu spenden. Und das geht nur indem sie sich aufzert.

    Ein solcher Garten ist ein schönes Beispiel dafür, was man mit Geld erreicht, wenn man es sinnvoll ‚hergibt‘.

    • Name required // 10. April 2017 um 13:58 // Antworten

      Wert ist immer relativ.
      Für den Einen ist die Kerze ein Wert, für den Anderen das Licht.
      Wer liberal durch’s Leben geht, kann sich an Beidem erfreuen. Und auch an Leuten, die sich an Geld erfreuen. Genauso an denen, die es erhalten, auch wenn sie vielleicht nur wenig bis nichts dafür an (Gegen-)wert erbringen.

      Ist eben alles relativ. Und so entspannt sollte man damit auch umgehen. Statt hier kommunistische Parolen zu verbreiten, welche doch nur Haß und Streit säen. Und DAS ist nun wirklich nciht erstrebenswert, oder?

  2. Toilettenfrauen sollten umsonst arbeiten. Kommunismus rules.

  3. Werner Müller // 10. April 2017 um 21:05 // Antworten

    Sehr schöner nachdenkenswerter Text. Es gibt sehr viele vermögende Menschen die Gutes tun, dies ist aber wirklich ein wunderbares Beispiel.

  4. Ich war heute wegen diesem Artikel dort. Es ist wirklich eine Oase der Ruhe. Netter Tipp.

  5. es ist dies der Grund, warum man einfach Deine Artikel lesen muss!
    Diesmal eben nicht bitcoin, Ethereum, Segwit oder 2MB, sondern „das Andere“. Bei den ganzen verrückten Liberalen, die alles versuchen „monetär“ auszupresssen bis zum letzten Tropfen, oder besser einzupressen in eine Logik von Ökonomie, die nur ihrem eigenen Egoismus dienen, vergessen sie oft, dass Althruismus doch ein Element unseres Daseins ist.
    Dieser Liberalismus in der Endphase des Kapitalismus zwingt doch den Menschen, den Anweisungen eines big brother
    Unternehmens (Staat?) zu folgen, ohne sich seiner Existenz überhaupt bewusst zu sein, ein Sklave, der willig den liberalen Anweisungen folgt, weil er meint, es seien seine eigenen (daher auch der übertriebene Egoismus). Dieser „freie Mensch“ lebt im potemkinschen globalen Dorf des Wachstums bei ihm, und der Sparprogramme bei „den anderen“, und natürlich der Kriege gegen den Terrorismus oder anderen Religionen. Willig ergibt er sich in vorauseilende Angst, und die doch soooo aufgeklärten Feministinnen finden schon die Burka bedrohlich.
    Diese „liberale“ Gruppe wird unterhalten von Tabubrüchen niederer Ordnung, von Peinlichkeiten, sex and crime, damit sie meint, sie lebe in der grösstmöglichen Freiheit. Und sie soll bloss nicht auf die Idee kommen, die wirklichen Tabus zu brechen: den Glauben an unsere demokratischen Institutionen (haha), an die Rechtmässigkeit des Elends und der Kriege und dass es zu all dem keine Alternative gibt. Und schon garnicht Kommunismus, den fürchten sie so sehr, als würde ihnen der Teufel höchstpersönlich in den Allerwertesten fahren.
    Das ist ja alles eigentlich ganz putzig, wenn man dabei nicht sehenden Auges den Planeten zerstören würde. Und Hoffnung keimt dann doch für diese Liberalsten auf, wenn sie die Möglichkeit einer solchen Oase, wie Du sie beschrieben hast, finden dürfen, und zur Besinnung kommen.

  6. Soso, lieber Christoph Bergmann, da erfahre ich also über Umwege, dass ich einen reichen Zahnarzt zum Vater hatte und dieser geerbte Garten von mir reichem Söhnchen …..Darf ich da etwas korrigieren? Ich hatte keinen reichen Zahnarzt Vater, sondern ich habe Zahnmedizin studiert, den Beruf allerdings nie ausgeübt, stattdessen diesen Garten selbst angelegt aus dem Nichts quasi – immer wieder ein Sumpfgrundstück dazu erworben und so in vielen vielen Jahren meist allein und mit wenig Geld diesen Garten geschaffen. Immer im Kampf mit den Bürokraten des Landratsamtes, mit vielen Bussgeldern belegt ( allein 2002 mit fast 8000 Euro) – und gerade deshalb diesen Garten geschaffen. Ich mag keine Oberbescheidwisser oder moralisierende bräsige Rechtsverdreher, ich mag freie kreative Geister mit dem Mut zum Widerspruch. Und ich mag mit meinem Beispiel die Welt ein bisschen besser machen. Das ist der Sinn dieses Gartens. mfG, Marzellus

    • Hallo! Da habe ich die Geschichte in meiner Erinnerung ein wenig schäpps zusammengestückelt 🙂

      Bitte um Verzeihung! Vielen Dank für die Anmerkungen und, vor allem, für den Garten!

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