Bitmain baut 500-Millionen-Dollar-Mining-Center in Texas

Bitmain aus China ist der weltweit führende Hersteller von Mining-Hardware. Nun hat die Firma begonnen, in einer texanischen Kleinstadt das vermutlich größe “Blockchain Data Center” der Welt aufzubauen.
Der aktuelle Bärenmarkt kann das Vertrauen von Bitmain in eine strahlende Zukunft der Kryptowährungen offenbar nicht erschüttern. Der Mining-Gigant aus China, der mit seiner Antminer-Serie immer wieder neue Standards setzt, investiert die stolze Summe von 500 Millionen Dollar in eine Mining-Anlage in Rockdale in Milam County, Texas.
Die Pressemitteilung von Bitmain nennt die neue Anlage ein “Blockchain Data Center und eine Kryptowährungs-Mining-Fabrik”, was vielleicht bedeutet, dass Bitmain dort nicht nur nach Kryptowährungen schürfen möchte, sondern auch Superknoten für Proof-of-Stake-Währungen wie Ethereum in Zukunft oder einen Block-Produzenten für EOS bilden möchte – Operationen, die eine leistungsstarke Hardware-Infrastruktur voraussetzen.
Bitmain wird im Lauf von sieben Jahren 500 Millionen Dollar in das “Milam County Blockchain Center” investieren. Das Center wird bereits gebaut und soll Anfang 2019 den Betrieb aufnehmen. Es soll ein Schlüsselelement von Bitmains Expansionsplänen nach Nordamerika werden. Die Firma plant, in Rockdale 400 neue Jobs zu schaffen und auch mit den örtlichen Schulen und Bildungsinstitutionen zusammen zu arbeiten, um durch technische Trainingsprogramme den Nachwuchs für eine Karriere im Blockchain Data Center vorzubereiten.
Rockdale ist ein kleines Städtchen mit knapp 6.000 Einwohnern in der Mitte von Texas. Bis 2008 war es Heimat einer großen Aluminium-Schmelze von Alcoa, die 2014 endgültig abgebaut wurde. Seit zudem Anfang 2018 das Sandow Kohlekraftwerk des Ortes geschlossen hat, leidet Rockdale unter einer vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit. Das auf einem Teil des ehemaligen Alcoa-Geländes aufgebaute Center von Bitmain soll dem Ort zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung verhelfen. Ein Sprecher des örtlichen Industrieverbandes schätzt, dass neben den angekündigten 400 Jobs im Blockchain Data Center noch 137 weitere externe Jobs geschaffen werden.
Weshalb Bitmain gerade Texas gewählt hat, ist schwierig zu sagen. Es dürfte eine Kombination aus mehreren Faktoren sein: Rockdale ist keine 100 Kilometer von Austin entfernt und hat damit Zugriff auf gut gebildete IT-Fachkräfte. Die Stromkosten in Texas liegen mit den üppigen Rabatten für die Industrie bei konkurrenzfähigen 5,5 Cent je Kilowattstunde im Vergleich mit anderen US-Bundesstaaten sehr tief. Das Gelände von Alcoa dürfte in dieser Größe ein Schnäppchen sein, und Texas bietet weitreichende Steuervorteile für neue Unternehmen an.
Für Bitmain sind 500 Millionen Dollar ein großes, aber kein erschütterndes Investment. Die Firma, die sowohl den Markt für Mining-Geräte als auch das Mining von Kryptowährungen mit ihren Mining-Pools dominiert, hat im Juli ein Investment von 400 Millionen Dollar eingeholt und wurde dabei auf einen Wert von 12 Milliarden Dollar geschätzt. In einer für September geplanten Aktienausgabe plant Bitmain, weitere 30 Milliarden Dollar einzuholen. Bei einem Quartalsgewinn von einer Milliarde Dollar im Jahr 2017 dürfte diese Einschätzung für Bitmain sogar noch vorsichtig sein.
Die riesige Mining-Anlage könnte für Bitmain ein Teil der Strategie sein, sich in Nordamerika festzusetzen und zu einem wirklich globalen Unternehmen zu werden. Es wäre auch denkbar, dass sich Bitmain mit der Gründung umfangreicher Industrieanlagen in den USA gegen mögliche künftige Restriktionen der chinesischen Regierung schützt. Es ist ein Trend, dass chinesische Millionäre Bitcoin und andere Kryptowährungen nutzen, um sich Grundbesitz in Amerika zu kaufen. Mit einer so mächtigen Anlage könnte Bitmain versuchen, sich von der Heimat China unabhängig zu machen.
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