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Simbabwe reguliert Kryptowährungen

Einkaufsstraße in Simbabwes Hauptstadt Harare. Bild von Gary Bembridge via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Kaum ein Land der Welt steht so sehr für Hyperinflation wie das Land im Süden Afrikas. Nachdem es im vergangenen Jahr den Devisenhandel verboten hat, reguliert Simbabwe nun Kryptowährungen – und zwar erstaunlich freundlich.

Die Zentralbank von Simbabwe (Reserve Bank of Zimbabwe, RBZ) arbeitet laut dem Zimbabwe Chronicle an einem Entwurf für ein Regulierungsrahmenwerk für FinTech und Kryptowährungen.

Zwar hat die Bank zuvor mehrfach die Bürger des Landes vor Kryptowährungen gewarnt, weil sie oft für Betrug genutzt werden. Doch sie muss nun anerkennen, dass es sich nicht nur um einen vorübergehenden Hype handelt, sondern um ein langfristiges Phänomen, das zu regulieren ist. Dies spiegelt sich auch im Wachstum der Krypto-Wirtschaft in Simbabwe wieder.

Dazu möchte die Zentralbank eine Kryptowährungs-Sandbox schaffen, also eine Art wirtschaftlicher Spielplatz, auf dem Startups und Unternehmen ohne zu harte Gängelung durch die Regulierung Geschäfsmodelle austesten können. Zugleich soll die Sandbox sicherstellen, dass die Unternehmen die regulatorischen Anforderungen erfüllen. Startups, die es in die Sandbox schaffen, sollen mit ihren Produkten oder Dienstleistungen entweder direkt an den Markt gehen können, oder in Absprachen mit den Regulierern erfahren, ob sie eine Bank oder andere Finanzinstitution als Partner benötigen.

Der Kryptomarkt sei ein Markt der jungen Generation, erklärt Josephat Mutepfa, stellvertretender Direktor für Finanzmärkte und Zahlungssysteme an der Zentralbank, und viele davon hätten das Problem, dass es ihnen an Kapital mangele. Es gebe viele Herausforderungen, etwa bei der Aufnahme von Darlehen oder der Anpassung der monetären Politik der Regierung. Dennoch könnte der neue Regulierungsvorschlag für die Krypto-Startups des Landes ein Befreiungsschlag sein.

Simbabwe ist eines der Länder, für die Kryptowährungen besonders geeignet erscheinen. Das Land litt Anfang der 2000er Jahre unter einer heftigen Hyperinflation, die schließlich im Verpuffen des Simbabwe-Dollars endete, der im Alltag durch den US-Dollar ersetzt worden war. Sämtliche Bemühungen der Regierung, die Autonomie der monetären Politik wiederherzustellen, ließen vor allem den Schwarzmarkt für Devisen aufblühen. Im vergangenen Jahr hat die Regierung schließlich den Simbabwe Dollar wieder eingestezt und dafür ausländische Währungen verboten.

Dieser Zug spornte das Interesse an Kryptowährungen an, da die Bevölkerung wenig Vertrauen in ein von der Regierung herausgegebenes Geld hat, und stattdessen versucht, durch digitale Währungen das Verbot zu umgehen. Dies machte Simbabwe zu einem der aktivsten Märkte für Kryptowährungen in Afrika. Da die Zentralbank allerdings Banken verboten hatte, in den Kryptohandel involviert zu sein, verschob sich der Handel zunehmend auf den Schwarzmarkt, wo Bitcoin zwischenzeitlich mit Kursen von mehr als 70.000 Dollar weit über dem üblichen Marktpreis gehandelt wurde.

Die harte Haltung der Regierung machte Unternehmen zu schaffen. Die größte und älteste Kryptobörse des Landes, Golix, sah sich schon 2018 mit Problemen konfrontiert, Banküberweisungen anzunehmen, veranstaltete aber eine ICO, um bis zu 32 Millionen Dollar einzunehmen. Danach wurde es relativ unübersichtlich, Gorlix bekam Probleme mit der Zentralbank, der CEO hat wohl einen Schlüssel für Bitcoins oder Token im Wert von 250.000 Dollar verloren, bei der ICO wurden angeblich nur einige Tausend oder Hunderttausend Dollar eingenommen, und es gab Gerüchte von einer Insolvenz und nicht prozessierten Auszahlungen, die der CEO aber dementierte.

Nachdem auch eine andere Börse, Styx24, wegen Ärger mit der Zentralbank ins Straucheln kam, bildete sich Ende Juli 2019 mit cryptogem.global eine Peer-to-Peer-Börse, auf der Bitcoins von Person zu Person gehandelt werden. Es scheint also ausreichend Bedarf nach Kryptowährungen zu geben, um den Handel auch dann aufrecht zu halten, wenn die Regierung es den Plattformen schwer macht. Wenn die Zentralbank nun eine Regulierung vorschlägt, holt sie auf das Niveau auf, auf dem sich die meisten westlichen Regierungen schon seit etwa 2013 befinden: Sie sieht es ein, dass man Kryptowährungen nicht einfach verbieten oder totregulieren kann, und dass der richtige Weg es stattdessen ist, eine Regulierung durchzusetzen, die attraktiv genug ist, dass Krypto-Startups sich ihr anschließen, anstatt in den Underground zu gehen.

Über Christoph Bergmann (2637 Artikel)
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