Die Zahlen der Woche: Bitcoin dominiert die Charts
Zahlen sind etwas Tolles: Sie machen die Welt mess- und berechenbar. Daher präsentieren wir heute die spannendsten Zahlen und Charts zu den Kryptomärkten, die wir finden konnten.
Die erste Zahl, über die wir reden müssen, ist, natürlich, der Preis. Schließlich reden wir von Geld. Der universellste Indikator für den Preis ist die gesamte Marktkapitalisierung.

Die Marktkapitalisierung ist ein Begriff aus dem Aktienwesen. Sie meint, dass man die Anzahl der Aktien mit dem Kurs multipliziert, um zu errechnen, wie viel alle Aktien zusammen wert sind. Die gesamte Marktkapitalisierung von Krypto addiert die Marktkapitalisierung aller bekannten Kryptowährungen, um so als Indikator dafür zu dienen, was der gesamte Kryptomarkt wert ist.
Die Marktkapitalisierung hat nun einen bullenstarken Monat hinter sich, der sie mit beinah 400 Milliarden Dollar auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2018 geschossen hat. In den vergangenen sieben Tagen war eher Ernüchterung angesagt, und der Kurs ging seitwärts. Darüber zu meckern wäre aber Klagen auf hohem Niveau. Oder?
Bei genauerer Betrachtung enthüllt sich mehr hinter diesem Wert. Denn bei Bitcoin ging es ganz und gar nicht seitwärts: Der Kurs der weiterhin mit Abstand wichtigsten Kryptowährung schoss weiter nach oben und kratzt an der 14.000-Dollar-Schwelle.

Das ist insofern sensationell, weil er zum letzten Mal im Januar 2018 so hoch stand. Letzten Endes gab es nur eine kurze Episode zwischen Dezember 2017 und Mitte Januar 2018, in der der Bitcoin-Kurs höher war als heute. Nur wer in diesem Zeitfenster investiert hat, hat Verlust gemacht, wenn er bis heute gehalten hat.
Bitcoin ist, mehr oder weniger, still und leise auf einem neuen Allzeithoch angekommen.
Bitcoin hui, Altcoins pfui
Aber wenn Bitcoin nicht seitwärts, sondern aufwärts ging, während der gesamte Markt seitwärts lief, dann bedeutet das logischerweise — genau! Die Kursverläufe der Top-Kryptowährungen geben ein ziemlich eindeutiges Bild ab:

Bitcoin ist gestiegen, und alle anderen Kryptowährungen – wirklich alle außer Stablecoins – sind in den letzten sieben Tagen deutlich gefallen. Es ging für Altcoins also überhaupt nicht seitwärts, sondern abwärts.
Das schlägt sich natürlich auf den Dominanzindikator ein – sofern man diesen ernst nimmt. Der Dominanzindikator misst, wie viel Prozent die Marktkapitalisierung von Bitcoin an der gesamten Marktkapitalisierung einnimmt. In den letzten sieben Tagen ist dieser Wert von gut 62 Prozent auf knapp 65 Prozent gestiegen ist. Das sieht im Chart harmlos aus, ist für eine Woche aber eine geradezu tektonische Verschiebung der Märkte.

Sehen wir dieses Verhältnis auch in anderen Zahlen?
Transaktionen und Lightning
Wenn wir uns die Anzahl der täglichen Transaktionen anschauen, scheint Bitcoin wie eh und je hinter Ethereum, Ripple und auch Bitcoin SV zu liegen. Diese Zahlenverhältnisse blieben im Lauf der letzten Monate relativ konstant.

Bei Bitcoin wird die maximale Anzahl der Transaktionen bekanntlich durch das Blocksize-Limit von etwa 1,5 Megabyte begrenzt. Alles, was darüber hinausgeht, soll durch “Second Layer” gehen, etwa durch das Lightning-Netzwerk.
Nun haben wir jedoch wenig Hinweise, dass dieses Bitcoin bereits skaliert. Aber Immerhin sah das Lightning-Netzwerk in den letzten Wochen endlich wieder etwas Wachstum:

Die Zahl der Knoten stieg an, und mit ihr auch die Anzahl an Channels:

… und die Kapazität des Netzwerks, die sowohl in Bitcoin als auch und vor allem in Dollar neue Höchststände feiert.

Aber man hat nicht den Eindruck, dass das Lightning Netzwerk in nennenswertem Umfang genutzt wird. Zumindest nicht so weit, wie es nötig wäre. Da Lightning eine große Blackbox ist, kann man das natürlich kaum prüfen. Aber wir haben einen wertvollen Indikator, der zumindest nahelegt, dass Lightning bisher nicht die Last von der Blockchain genommen hat.
Lange Wartezeiten und hohe Gebühren
Der MemPool hat sich in den letzten zwei Wochen massiv aufgebläht. Mit dem MemPool meinen wir die unbestätigten Transaktionen, die die Knoten des Bitcoin-Netzwerks im Speicher behalten, bis sie es schließlich in einen Block schaffen.
Würde Lightning die Nachfrage nach Transaktionen bedienen können, würde es nicht zum Stau im MemPool kommen. Aber davon kann keine Rede sein. Teilweise haben mehr als 120.000 Transaktionen im MemPool gewartet, und selbst am Wochenende konnte sich die Lage nicht erholen, was relativ selten vorkommt.

Für die User bedeutet das einen spürbar steigenden Gebührendruck. Das erkennt man am besten an der Darstellung des MemPools in Megabyte: Nur etwa 1-1,5 Megabyte schaffen es in den nächsten Block, dementsprechend musste man zum Zeitpunkt des Screenshots etwa 35 Satoshi je Byte für eine einigermaßen prognostizierbar-schnelle Bestätigung bezahlen. Das sind rund 80 Cent – für eine extrem einfache Transaktion. Wer versehentlich mehrere Inputs verschmilzt, kann auch leicht bei deutlich mehr landen, und wer das Pech hatte, gestern Nachmittag unbedigt eine Transaktion ausführen zu müssen, sah sich schnell bei Gebühren von 10 Euro.

Der volle MemPool legt es nahe: Es gibt ein größeres Bedürfnis nach Transaktionen, als Bitcoin es befriedigen kann, und der Markt weicht dafür weder auf Altcoins noch auf das Lightning-Netzwerk aus, sondern nimmt hohe Gebühren und lange Wartezeiten in Kauf.
Das bestätigen weitere Zahlen.
Zahlungsvolumen und Google Trends
Eine Zahl, die vielleicht aussagekräftiger als die Anzahl der Transaktionen gsein könnte, ist der versendete Wert in Dollar. Man sollte hier aber vorsichtig sein, da es schwierig bis unmöglich ist, das Wechselgeld korrekt herauszurechnen.

Sollte der Chart korrekt sein, ist Bitcoin hier trotz der geringeren Anzahl an Transaktionen den Konkurrenten meilenweit voraus. Alle anderen zusammen sind eher eine Rundung der über Bitcoin versendeten Werte.
Ähnlich sieht es bei der Anzahl der einzigartigen verwendeten Adressen aus, die teilweise als Gradmesser für die Anzahl der User verwendet werden. Erneut muss man erwähnen, dass die Zahlen eher unzuverlässig sind. So benutzt man bei einem UTXO-System wie Bitcoin in der Regel eine neue Adresse für jede Transaktion, während etwa Ethereum mit Accounts arbeitet, die in der Regel wiederverwendet werden.

Trotz der Unklarheiten der Zahlen scheint die Dominanz von Bitcoin nicht nur im Preis, sondern auch in der Nutzung ungebrochen zu sein. Einen weiteren Hinweis darauf gibt uns Google mit den Trends der Suchanfragen:

Das erstaunlichste ist aber nicht, dass man überall nach Bitcoin sucht, und nirgendwo nach Ethereum, Tether oder XRP. Sondern vielmehr, dass der Trend weiterhin auf ziemlich tiefem Niveau ist: Der Preis ist schon fast wieder auf einem Allzeithoch – doch das öffentliche Interesse ist weiterhin extrem gering. Was wird erst geschehen, wenn das öffentliche Interesse erwacht?

Spitzenreiter sind dabei übrigens vor allem Entwicklungsländer, insbesondere in Afrika. Es scheint so, als interessiere sich derzeit viel mehr die dritte als die erste Welt für Bitcoin.

Trotz dieser starken Performance von Bitcoin werfen wir in einigen Charts noch ein Bild auf andere Coins.
Transaktionen bei Altcoins: Kaum relevant oder irrelevant
Der folgende Chart zeigt etwa die Anzahl der Transaktionen von Bitcoin Cash (BCH), Litecoin (LTC), Dash (DASH), Zcash (ZEC), Dogecoin (DOGE) und Monero (XMR).

Bis Ende September machte der Scherzcoin Dogecoin die meisten Transaktionen. Das sollte schon recht bezeichnend für die kümmerliche Bedeutung der anderen Coins sein, denen es trotz aller Mühen niemals gelungen ist, über Dogecoin hinauszuwachen. Ende September ist dann Litecoin abgehoben, was wohl an einem Onchain-Spiel liegt.
Die meisten anderen Coins stagnieren dagegen auf niedrigem bis extrem niedrigen Niveau. Allein Monero hat einen leichten Aufwind, bleibt aber dennoch schwach. Aber nicht so schwach wie Zcash, und erst recht nicht so schwach wie Bitcoin Gold, das offenbar überhaupt keine Nutzer außer Miner hat.
Die drei Modelle von DeFi
Weiter widmen wir uns noch dem DeFi-Phänomen mit einem Screenshot von DefiPulse, das die Top-10 der DeFis zeigt:

UniSwap, Maker und WBTC sind – verdient – auf den ersten drei Rängen. Dies zeigt, worauf es bei DeFi ankommt: Erstens den Wechsel von Coins (UniSwap), und zweitens die Abbildung von Dollar (Maker) und Bitcoins (WBTC) auf Ethereum.
Erst danach kommen Smart Contracts, die es erlauben, seine Dollar, Ether oder Bitcoins auf der Ethereum-Blockchain gewinnbringend zu investieren: Durch Darlehen bei Compound und Aave, durch das Poolen für Börsen mit Curve, Yearn oder Harvest. Synthetix und RenVM wiederum ermöglichen es, weitere Assets auf die Ethereum-Blockchain zu bringen.
Damit hat DeFi eine Gestalt von drei Mustern für Anwendungen gefunden. Man darf gespannt sein, ob sich dazu in der Zukunft noch weitere gesellen oder ob es zu einer Konsolidierung kommt, die Raum für Innovation in den Sparten eröffnet.
Miner stimmen für Bitcoin-Cash-Fork ab
Als letztes kommen wir noch zu Bitcoin Cash (BCH). Der folgende Chart zeigt die letzten 1000 Blöcke, durch die Miner für die kommende Fork abgestimmt haben:

Wie zu sehen ist hat Bitcoin ABC nicht nur die Liebe der Community verspielt, sondern auch das Vertrauen der Miner. Sollte das Voting miut den Blöcken nicht eine Farce sein – wie verzweifelte Anhänger von Bitcoin ABC kolportieren – dürfte es das für ABC gewesen sein.
Das ist ein üblicher FOMO Effekt wenn Bitcoin anfängt stärker zu steigen, dann wollen Trader die Welle mitreiten und tauschen ihre Altcoins in Bitcoin. Sobald Bitcoin sein Hoch erreicht und sie keine Steigerung erwarten, nehmen sie den Profit mit und schichten um. Meist gibt es dann aber einzelne Gewinner und einige bleiben unten, weil sie die Erwartungen nicht (mehr) erfüllen…
Das ist weiterhin Bitcoins größter Knackpunkt, denn eine nur leicht steigende Nachfrage über den ohnehin üblicherweise recht vollen Blöcken führt gleich zu einem riesigen Stau und macht Bitcoin für viele unbenutzbar, denn ohne Onchain kann man weder zu Lightning noch zu Altcoins swappen. Wenn dann eine Transaktion trotz eigentlich hoher Gebühr nicht sofort in einen Block kommt, weil die Gebühren schlagartig gestiegen sind, ist man auf RBF oder Child Pays for parent und die Gebühr ist am Ende noch höher und der Mempool vergrößert sich. Bei einem Bullrun steigen die Fees ins für den Großteil unbezahlbare und nur große Trader können handeln, es sei denn man hält seine Coins in einer fully custodial zentralisierten Börse was eigentlich die Ausnahme sein sollte.
Immerhin ist die Visualisierung des Mempools tatsächlich schön gelungen 😉
Die Nutzung von Monero ist tatsächlich im Vergleich zu Bitcoin nur etwa 5-8% täglich, aber das stetig und langsam steigend, mittlerweile auf dem Niveau von BCH. Selbst Litecoin war bis zum Release des LiteBringer Spiels auf einem nur leicht höheren Niveau, BSV ist für mich außer Konkurrenz, da wohl mehr als 99% aller “Transaktionen” automatisierte Datenablagen sind…
Zcash ist mittlerweile abgeschlagen und der Anteil privater Transaktionen komplett vernachlässigbar, jeder CoinJoin bei Bitcoin bietet wahrscheinlich bessere Privatsphäre (wenn man sie sich leisten kann). Bei BTG war doch klar, dass es eine Totgeburt ist und von vorne als Scam aufgesetzt wurde mit dem Zwischenmine zur Finanzierung der Entwicklung – wie erwartet gab es keinerlei davon.
Interessant wird zu beobachten, ob BCH gestärkt oder geschwächt aus der Situation hervorgeht, insbesondere wie die Märkte reagieren, immerhin aktuell #5 in Marktkapitalisierung.
Mir ist noch ein interessanter Chart aufgefallen:
https://twitter.com/lopp/status/1321061894111875074
Wenn am Ende der Regensaison in China innerhalb von drei Tagen die Hashrate um 45% fällt, ist das ein klarer Hinweis auf eine noch viel höhere Zentralisierung des Minings auf China, denn nicht alle Mining Farmen werden sich absprechen, wann sie ihre Miner umziehen.
Mit 35sat/Byte wird schon lange nichts mehr schnell bestätigt, leider.
Irgendwas stimmt an deiner Rechnung oder der Quelle nicht, wir sind momentan bei 350sat/Byte für “schnell”, oder 12EUR pro Trabsaktion m.279 Bytes.
Siehe: https://bitcoinfees.earn.com/
Derweil freuen sich die Maxis, dass gestern mehr als 4 Millionen USD an Fees in Bitcoin generiert wurden, der Fee Markt ist zumindest in einem Bull Run vorhanden…
https://twitter.com/janowitz/status/1324641984821239808
Man sollte sich vor Augen halten, was das für die Miner und die daraus resultierende Hashrate bedeutet, sobald die Base Block Rewards wegfallen sollen und von einem Tag auf den anderen die potenziellen Mining Rewards um den Faktor 10 schwanken können. Wie wir sehen, können die Miner ziemlich schnell runter- und rauffahren und die schlaueren werden erst anfangen, einen neuen Block zu schürfen, wenn die zu erwartete Fee statistisch überhaupt rentabel ist, was zu entsprechenden Unregelmäßigkeiten der Blöcke führen würde.
Aber erfreuen wir uns an der “Number go up”, schönes Wochenende allen Lesern! 😉