Erstes chinesisches Unternehmen nimmt Bitcoin und Ether in Portfolio auf
Der App-Hersteller Meitu wird zum ersten chinesischen Unternehmen, das beginnt, Kryptowährungen in sein Fondsmanagement zu integrieren. Der Grund ist auch hier die Sorge vor der Abwertung von Fiatwährungen. Eine Liste der Bitcoin-Schatzkammern zeigt derweil, wie viele Bitcoins bereits in Firmenportfolios stecken.
Nun also China. Nachdem in den USA MicroStrategy und Tesla und in Deutschland SynBiotic Bitcoin in ihr Portfolio aufgenommen haben, rückt nun ein Unternehmen aus China nach: Der App-Hersteller Meitu, der vor allem für seine KI-gestützte Bild- und Videobearbeitung bekannt ist. Meitus Apps lassen, so der Slogan des Startups, “jeden auf einfache Weise schön werden”.
Nun hat das auf den Cayman Islands registrierte und in Hongkong tätige Unternehmen bekannt gegeben, sowohl Bitcoins als auch Ether in sein Portfolio aufgenommen zu haben: “Die Gruppe hat am 5. März 2021 15.000 Einheiten Ether und 379,1214267 Einheiten Bitcoin (“BTC”) gekauft. Die Gesamtsumme dieser beiden Kryptowährungen beträgt ca. 22,1 Mio. USD bzw. 17,9 Mio. USD.”
Der Kauf fand in Übereinstimmung mit dem vom Verwaltungsrat genehmigten “Kryptowährungs-Investitionsplan” und aus Mitteln der Barreserven statt. In der Pressemitteilung (auf chinesisch, aber durch Google anständig übersetzbar) legt Meitu erfreulich transparent seine Motive offen: Man sei grundsätzlich der Ansicht, “dass die Blockchain-Technologie das Potenzial hat, die bestehenden Finanz- und Technologiebranchen zu revolutionieren, ähnlich wie das mobile Internet das PC-Internet und viele andere Offline-Branchen umgewälzt hat”. Das frühe Stadium, in welchem sich die “Blockchain-Branche” derzeit befinde, lasse “genügend Raum für eine Aufwertung”.
Wie schon andere Unternehmen zuvor wird Meitu auch durch die Geldpolitik der Zentralbanken motiviert. Die “Zuordnung eines Teils der Barreserven zu Kryptowährungen” soll die Risiken diversifizieren, welche das “Bargeld im Fondsmanagement” aufgrund des “Abwertungsdruck durch einen erheblichen Anstieg der Geldmenge” injiziert.
Aber warum Bitcoin – und warum Ethereum? Auch darüber informiert das Unternehmen in aller Ausführlichkeit. Meitu möchte mit dem Zug auch und vor allem “demonstrieren, technologische Innovationen zu akzeptieren, und sich so auf den Eintritt in die Blockchain-Branche vorzubereiten.” Gerade Ethereum ist wegen der großen Anzahl an dApps für Meitu interessant, weshalb die Firmengruppe derzeit prüft, ob sie Ethereum-Anwendungen in “verschiedenen Geschäftsbereiche in Übersee” integriert. Der Kauf von Ether dient als Einstieg in diese Branche – und um schon mal genügend Gas für Tests und Anwendungen vorrätig zu haben.
Bitcoin hingegen kauft sich Meitu vor allem wegen der Knappheit des Assets und seiner hohen Akzeptanz im globalen Handel und Finanzwesen. Im Hintergrund steht der Abwertungsdruck auf Fiatwährungen durch die Erhöhung der Geldmenge. Mit Bitcoin schützt sich Meitu explizit gegen dieses Risiko.
Grundsätzlich kommt Meitu ein globaler Trend entgegen: Auch eher konservative Institutionen wie Versicherungen (etwa MassMutual in den USA) beginnen, in Kryptowährungen zu investieren, während börsennortierte Unternehmen Kryptowährung “als Teil ihres Fondsmanagements” kaufen und Vermögensverwalter in Bitcoin anlegen. Zugleich bieten immer mehr Banken Depot- und Handelsdienste rund um Kryptowährungen an, während die Aufsichtsbehörden Kryptowährungen immer weitläufiger zulassen.
Collin Wu, ein kundiger Beobachter der chinesischen Krypto-Szene, kommentiert den Zug teils euphorisch, teils verhalten. “Es ist möglich, dass weitere chinesische Unternehmen dadurch motiviert werden, ebenfalls Bitcoins zu kaufen, um ihre Aktienpreise zu erhöhen. Aber sie riskieren damit auch, durch die chinesische Regierung verboten zu werden.” Darüber hinaus erinnert Wu daran, dass Cai Wensheng, der Gründer von Meitu, in der Szene kein Unbekannter ist: Er ist ein Investor in die Börse OKEx und hat 2017 mehrere ICOs herausgegeben, etwa die Token MEC, deren Preis nach einem Hack auf Null gefallen ist.
Auch wenn die Umschichtung von Teilen der Barreserven in Kryptowährungen unter Unternehmen weiter um sich greift, wird sie nach wie vor vor allem durch Enthusiasten getragen – durch Unternehmen oder Unternehmer, die direkt aus der Krypto-Branche stammen oder engen Kontakt zu dieser haben. Nichts verdeutlicht dies besser als die Webseite Bitcoin Treasuries, was man als “Bitcoin-Schatzkammern” übersetzen kann.
Die Seite zählt alle Unternehmen auf, von denen bekannt ist, dass sie Bitcoin in ihr Portfolio aufgenommen haben. Dies sind derzeit 46 Unternehmen, die zusammen 1.365.481 verwahren, was 6,5 Prozent aller jemals verfügbaren Bitcoins oder gut 62 Milliarden Euro (zum heutigen Preis) darstellt.
Um was für Unternehmen handelt es sich? Von MicroStrategy, Tesla, Square und Meitu haben wir schon berichtet; SynBiotic ist nicht in der Liste, da der Umfang des Investments nicht bekannt ist. Ohne Zweifel dürfte es eine erhebliche Dunkelziffer geben. Die in der Liste enthaltenen Unternehmen entstammen ansonsten fast ausschließlich dem Krypto-Bereich. Sehr breit vertreten sind Investorengesellschaften oder Fonds, teilweise findet man auch Börsen, Foundations wie von Tezos oder Debitorengesellschaften wie um Mt. Gox.
Aus Deutschland findet man in der Liste übrigens nur die Bitcoin Group SE, die mit 2269 Bitcoins einen Gegenwert von heute mehr als 100 Millionen Euro auf ihren Wallets hält. Einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung zufolge hat der gesamte Bestand an Kryptowährungen im Besitz der Bitcoin Group bereits mehr als 170 Millionen Euro erreicht.
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