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Die höchsten Höhen für 2022

Ein hoch über den Bergen fliegender Adler. Bild von Jan Fidler via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Jahreseröffnung 2022 ergründet die bullischen und bärischen Szenarien für dieses Jahr. Heute schlagen wir mit den Flügeln und erkunden die luftigsten Höhen, in welche uns das Jahr führen kann.

Der fünfte und letzte Teil unserer Jahreseröffnung verspricht, ein besonders angenehmer Teil zu werden.

WIr gehen davon aus, dass das Jahr ein Bullenmarkt wird und spekulieren über mögliche Ereignisse, die diesen Bullenmarkt befeuern und bestätigen – und Ereignisse, die der Bullenmarkt hervorbringt. Stoßen wir auf mögliche „Kippelemente“ – Ereignisse, die ein Produkt der steigenden Preise sind, aber selbst zur Ursache weiter steigender Preise werden? Sind solche positiven Feedback-Schleifen möglich?

Schauen wir uns an, was passieren könnte.

1.) Krypto kommt in allen Portfolien an

Wenn schon die Sparkassen und die Banca Generali Bitcoins und andere Coins anbieten, ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis Kryptowährungen bei jedem ankommen, der sich nicht aktiv dagegen entscheidet. 2022 könnte das Jahr werden, in welchem Krypto als Anlageinstrument vollends im Mainstream ankommt. PayPal wird Krypto womöglich nach Europa bringen, MasterCard plant, Bitcoin-Zahlungen zu ermöglichen, und dann sind da natürlich noch all die Banken und Vermögensberater …

Spielen wir ein wenig mit den Zahlen:

In Deutschland gibt es 1,5 Millionen Millionäre. Wenn jeder davon nur 10.000 Euro – maximal ein Prozent seines Vermögens – investiert, wären dies 15 Milliarden Dollar. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

2020 gab es laut Statista in Europa 5,4 Millionen Millionäre, in der asiatisch-pazifischen Region 6,9 Millionen und in Nordamerika 7 Millionen. Insgesamt 19,3 Millionen. Wenn diese maximal ein Prozent – erneut 10.000 Dollar – wechseln, wären das fast 200 Milliarden Dollar.

Und damit wären die Nicht-Millionäre noch gar nicht dabei. Auch außerhalb dieser Liga hat die Sparquote in Deutschland Rekordwerte erreicht. Allein 2020 haben die Deutschen mehr als 300 Milliarden Euro zurückgelegt.

Natürlich investieren schon viele Millionäre und andere Vermögende in Krypto. Aber allein diese Zahlenspiele zeigen, wie groß die Luft nach oben ist.

2.) Krypto kommt in Bilanzen von Unternehmen an

Microstrategy hat den Damm gebrochen, viele andere Unternehmen sind gefolgt, und Tesla hat die Entwicklung gekrönt: In den beiden letzten Jahren haben immer mehr Unternehmen begonnen, Teile der Cashreserven in Bitcoin zu wechseln.

Diese Unternehmen werden zu Bitcoin-Schatzkammern. Die bisherigen Schatzkammern sind nur ein winziger Tropen eines Ozeans an Unternehmen, und schon sie haben ausgereicht, um den Kurs zu bewegen.

Laut Microstrategys Michael Saylor sitzen die 35.000 öffentlich gehandelten Unternehmen der USA auf gut 5 Billionen Dollar an Cashreserven. Anfang 2021 hielten die fünf Tech-Giganten Alphabet (Google), Microsoft, Apple, Amazon und Facebook allein beinah 600 Milliarden Dollar an Cash.

Schon eine kleine Handvoll neuer, entschiedener Schatzkammern, die einstellige Milliardenbeträge investieren, haben einen Effekt. Und das ist nur ein winziger Bruchteil von den Reserven, die derzeit allein in den USA in den Firmenbilanzen stecken.

Wie bei den privaten Investoren kann dies zu Feedback-Schleifen führen: Eine weitere Firma steigt ein, was Microstrategys Strategie bestätigt, weshalb noch mehr Firmen einsteigen, und der Preis weiter steigt, und so weiter.

3.) Weitere Länder machen Bitcoin zur Leitwährung

El Salvador hat Bitcoin zur offiziellen Währung gemacht. Seit dies geschah, liegt die Frage in der Luft, welches Land nachfolgen wird. Ich vermute, die meisten Länder werden vorsichtig und zurückhaltend bleiben; die, für die Bitcoin relevant sein könnte, spitzen die Ohren und schauen genau hin, welche Erfahrungen El Salvador macht.

Es gibt mehrere Szenarien, in denen die aufmerksamen Länder motiviert werden, Bitcoin ebenfalls zur Leitwährung zu machen. Etwa wenn sich eine bullische Preisdynamik entfaltet, die El Salvador reich macht. Oder wenn El Salvador anderweitig profitiert, etwa durch Vulkan-Mining oder die Einwanderung von Bitcoinern. Möglich auch, dass Kapitalkontrollen anderer Länder, Probleme mit den Banken, eine Abneigung gegen das Dollar-Regime oder eine unkontrollierbare Inflation zu Faktoren werden, die andere Länder dazu bringen, El Salvador nachzueifern.

Kandidaten können südamerikanische Länder sein, etwa Argentinien, Kolumbien, Venezuela, Chile, Paraguay, Equador, Honduras. Vielleicht könnte dies sogar zu Ansteckungseffekten führen und Bitcoin zur inoffiziellen oder offiziellen Leitwährung der lateinamerikanischen Freihandelszone machen.

Denkbar wären aber auch Länder aus Zentralasien, rund um den ehemals sowjetischen Raum, vielleicht auch die kleineren, eher unabhängigen Staaten der Südsee, vielleicht auch osteuropäische Länder wie Bulgarien, Rumänien, Georgien oder Länder im Nahen Osten. Auch über afrikanische Staaten oder Bundesstaaten der USA kann man spekulieren.

4.) Es kommt zu einem Kollaps des Finanzsystems

Nicht, dass wir das wollten, aber leider fällt fast jede Art von globaler, politisch-ökonomischen Katastrophe in die bullischen Ereignisse.

Meine größte Sorge ist ein Kollaps des Libanon. Das Land leidet schon jetzt unter einer extremen Inflation, und es hat, verglichen mit der Einwohnerzahl, weltweit am meisten Flüchtlinge aufgenommen. Der Libanon könnte der Korken sein, der verhindert, dass sich das Feuer im Nahen Osten weiter verbreitet. Wenn der Korken platzt, könnte dies einen Flächenbrand verursachen, und wenn dieser dann die Türkei umwirft …

Andere Krisenherde könnten China sein, wo die Mischung aus Abschottung und Diktatur immer extremer wird, aber auch Russland und das gesamte Umfeld. Und wo auch immer es zu Katastrophen kommt, kommt es auch zu den üblichen Begleiterscheinungen: Flüchtlingsströmen, Hyperinflation, Kapitalkontrollen, Schwarzmärkten.

All das ist eine Krankheit – und Bitcoin wird für viele zur Medizin. Krisen waren bisher schon oft ein Katalysator für Bitcoin.

5.) Bitcoin als Zahlungsmittel im internationalen Rohstoffhandel

Es gab schon erste Andeutungen, von Venezuela über die Türkei bis nach Russland, auch wenn diese noch extrem vage bleiben.

Es ist unwahrscheinlich, aber es wäre möglich: Bitcoin wird verwendet, um Zahlungen im internationalen Ölhandel abzuwickeln. Vielleicht, weil beteiligte Parteien von Finanzsanktionen betroffen sind, vielleicht, weil manche Länder oder Konzerne sich von der Abhängigkeit von Dollar und US-Banken befreien wollen.

Eine Eskalation der Lage zwischen Russland und seinen Nachbarn, ob Ukraine oder Kasachstan, könnte hierfür ein Katalysator werden. Beispielsweise würde der Westen eine Invasion der Ukraine mit allen denk- und machbaren Sanktionen beantworten, die es Russland vielleicht unmöglich machen, Öl und Gas und andere Rohstoffe gegen Dollar-Devisen zu verkaufen.

Dies ist, wie gesagt, unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.

6.) Der Rainbow-Chart oder S2F kehrt zurück

Nachdem Stock-to-Flow mehr oder weniger gescheitert ist, bleibt als superbullisches Modell vor allem der Regenbogenchart übrig. Der bildet den Kursverlauf in Form eines halben Regenbogens ab. Die Farben darin – von blau bis rot – zeigen, ob Bitcoin unter- oder überbewertet ist.

Sollte der Regenbogenchart halten, ist dies extrem bullisch. Denn er prognostiziert selbst im schlechtesten Fall Kurse von mehr als 50.000 Dollar bis 2024, und in den besseren Fällen Preise zwischen 150.000 und 500.000 Dollar.

Ein mögliches Test-Szenario wäre, dass der Kurs in die blauen, tiefen Regionen des Modells stürzt, auf etwa 20.000 Dollar, dort auf einen Widerstand trifft, weil die Märkte kaufen wollen, und sich dann wieder auf eine Mittelspur im Lauf des Regenbogens erhebt. Das wäre ein perfektes Ereignis: Es schafft eine exzellente Gelegenheit, nachzukaufen, und es bestätigt die bisherigen Marktzyklen.

Wenn es sehr günstig läuft, könnte auch das S2F-Modell zurückkehren. Vielleicht trifft es Mitte oder Ende 2022 wieder zu? Falls das passiert, könnte es zu einer machtvollen selbsterfüllenden Prophezeiung werden.

7.) Gute Entwicklungen

Das Jahr 2022 verspricht zahlreiche Innovationen. Viel zu viele, um sie aufzuzählen, und wie bei Krypto so oft, ist der Markt so innovativ, dass man das, was am Ende zündet, kaum voraussieht, und schon gar nicht, wie sehr es zündet.

Daher eine ungeordnete, unvollständige und wirre Liste möglicher Entwicklungen. Es lohnt sich, diese zu beobachten:

  • Lightning wird durch MPP und Pickhart-Payments noch viel besser nutzbar und taugt wirklich als Micropayment-Standard für das ganze Internet.
  • Ethereum 2.0 startet und wird tatsächlich zum Bindungsglied des gesamten EVM-Ökosystems.
  • Bitcoin bekommt auch einen algorithmischen DAO-Stablecoin, der an den Wert von Bitcoin gebunden ist.
  • NFTs werden zum Fragment digitaler Identitäten, Urheberrechte, Privilegien, Rechte und bilden zunehmend nicht-fungible Werte ab, etwa Lebensversicherungen, Erbschaften, Oldtimer, Immobilien, Patente …
  • DAOs ersetzen zunehmend Firmen, wo dies möglich ist.
  • DeFis übernehmen immer mehr etablierte Finanzprodukte.
  • Google, Apple oder Microsoft integrieren Bitcoin oder andere Kryptowährungen / Blockchains in interessante Produkte.

Das sind nur einige Beispiele und Ideeen. Das Ökosystem hat sich in den vergangenen Jahren extrem flexibel gezeigt und uns immer wieder überrascht, meist auf eine monumentalistische Weise, also viel gigantischer, als man vermutet hatte.

Daher ist es gut möglich, dass das auch in diesem Jahr passieren wird – dass Bitcoin oder Krypto eine neue Killer-App findet, die einen weiteren Bedarf schürt. Es ist sogar wahrscheinlich, dass dies geschieht.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

1 Kommentar zu Die höchsten Höhen für 2022

  1. Tonga ist auch ein Kandidat für Bitcoin als Leitwährung, geplant ist das Ende 2022. Der Inselstaat im Pazifik ist im Moment aber in Schwierigkeiten wegen des Vulkanausbruchs in der Nähe. Auf Anregung der Bitcoin-Community wurde eine Spendenadresse eingerichtet, wo man zeigen kann, wie solidarisch die Bitcoin-Community ist.
    Die Story ist hier: https://cointelegraph.com/news/tonga-accepts-bitcoin-donations-amid-tsunami-onslaught
    und der Tweet mit der Adresse hier:
    https://twitter.com/onair_blair/status/1482681573333999617

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