“Bitcoin ist Punk”

Lorena Ortiz ist die Gründerin und Direktorin der Bitcoin Embassy Bar in Mexico City. Aaron Koenig hat mit ihr darüber geredet, wie es zu all dem kam und was Bitcoin mit Punk zu tun hat.
Was ist die Bitcoin Embassy Bar?
Die Bitcoin Embassy Bar ist ein Ort in Roma Norte von Mexico City, der sich der Bitcoin Community widmet. Es ist ein Ort, wo sich Leute mit ähnlichen Interessen treffen, um über Peer-to-Peer-Geld zu reden und Wissen auszutauschen. Die Bitcoin Embassy Bar wurde für die Community gegründet – und mit ihrer Hilfe.
Wie helfen die Mitglieder der Community?
Sie nehmen an Meetups teil, geben Workshops, spenden Kunst oder statten uns einfach einen Besuch ab. Wir wollen allen zeigen, dass es so viele verschiedene Menschen bei Bitcoin gibt.
Wie kam es, dass du die Embassy gegründet hast?
Ich habe Sozialpsychologie studiert, daher verstand ich, wie wichtig es für soziale Bewegungen und Revolutionen ist, eine Community aufzubauen. Bitcoin ist nicht nur eine Revolution des Geldes, sondern auch eine soziale. Bitcoin ist gewachsen und wurde stark wegen der Leute, und die Leute sind der Grund, warum die Bitcoin Embassy Bar existiert.
Wie hast du Bitcoin entdeckt?
Ich habe eine Reise nach Japan geplant und suchte nach einer Investmentmöglichkeit, um dafür zu sparen. Ich hörte von einem Freund eines Freundes, der sich mit einer wirklich schrägen neuen Art von Geld beschäftigte, und weil ich schräge Sachen mag, dachte ich, es wäre eine gute Idee, ihn zu treffen. Also traf ich David Noriega, der später mein Mitgründer wurde. Er sprach zu mir über Bitcoin, aber nicht als Investment, sondern als Ideologie. Ich stand damals auf die Do-It-Yourself-Philosophie (DIY) der Punks, daher ergab die Idee von Souveränität und Freiheit sofort Sinn für mich.
Wo siehst du die Verbindung zwischen Punk und Bitcoin?
In der Essenz ist Bitcoin ein DIY-Fuck-the-System-Tool. Es ist das Geld des Volkes, das von uns abhängt, das mit uns wächst und sich mit uns entwickelt. All die Entwickler, die von Anfang an bei Bitcoin mitgearbeitet haben, machen das, weil sie ein besseres Geld und eine bessere Welt schaffen wollen. Und wir, das Volk, das sein Leben Bitcoin widmet, wollen dasselbe. Ich denke, das ist Punk.
Was fasziniert dich an Bitcoin genau?
Bitcoin ist eine faszinierende neue Art, Werte zu transferieren, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Es kann die Menschen von einem ökonomischen und sozialen System befreien, das schon immer gescheitert ist. Am meisten aber mag ich die vielen großartigen Leute, die ich auf meiner Bitcoin-Reise getroffen habe.
Bisher ist die Bitcoin-Community überwiegend männlich, im mittleren Alter und gut gebildet. Was muss passieren, um alle Teile der Gesellschaft für Bitcoin zu öffnen?
Im positiven Sinne brauchen wir bessere und einfachere Werkzeuge, mit denen die Leute Bitcoin benutzen können. Wir müssen unser Wissen teilen und so viele Menschen wie möglich aufklären, damit sie erkennen, dass es einen Ausweg aus dem morschen System des Fiatgeldes gibt, in dem wir leben. Im negativen Sinne müssen wir vermutlich durch eine große Wirtschaftskrise gehen, die alles durcheinanderrüttelt, damit die Menschen endlich ihre Augen öffnen.
Welche neuen Entwicklungen findest du besonders interessant?
Das Lightning Netzwerk hat sich zu einem sehr guten Werkzeug entwickelt, um Bitcoin-Zahlungen schnell und günstig zu machen. Nun kommt das Taro-Protokoll, das es für Entwickler einfacher macht, neue Dinge wie Stablecoins zu schaffen, die man durch das Lightning Netzwerk senden kann. Der DeFi-Boom 2020 war interessant, aber auch etwas besorgniserregend, weil er größtenteils auf Ethereum basierte. Zum Glück betrat nun Rootstock die Bühne, was ein Gamechanger für mich ist. Ich bin froh, zu sehen, wie DeFi auf Bitcoin gebildet wird. Und viele dieser neuen Tools werden einen positiven Einfluss auf Lateinamerika haben.
Wie kann Bitcoin den Menschen in Lateinamerika helfen?
Es gibt eine sehr hohe Quote an “Unbanked”, also Menschen ohne Zugang zum Finanzsystem. Bitcoin und vor allem DeFi auf Basis von Bitcoin ist die Lösung für dieses Problem.
Was ist deine Vision für Bitcoin?
Ich hoffe, dass Bitcoin weltweit genutzt wird und die Freiheit und Souveränität von allen beschützt.
—
Aaron Koenig ist Autor, Filmproduzent und Unternehmer. Er arbeitet seit 2011 für Bitcoin und betreibt den Blog Hyperbitcoinizer.
Kommentar verfassen