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Fetch.ai und Singularity.net kooperieren für „ethische und akkurate KI“

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Die beiden aktivsten KI-Projekte der Krypto-Welt arbeiten zusammen, um die großen Herausforderungen der KI-Entwicklung zu meistern – und den Weg für eine dezentrale Allgemeine Künstliche Intelligenz zu ebnen. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Überblick, was sich im vergangenen Jahr bei Fetch.ai und SingularyNET getan hat.

Fetch.ai und Singularity.net sind die beiden Schaufensterprojekte für Krypto und KI. Nun gehen die beiden eine Partnerschaft ein, um zwei wichtige Herausforderungen der KI-Branche anzughehen: Die Halluzinationen der Sprachmodelle und ihre Probleme mit Argumentationen mit mehreren Schritten.

Ab 2024 wollen die beiden Startups bzw. Kryptowährungen – der Unterschied ist hier noch weniger klar als anderswo – mehrere Produkte starten, die diese Probleme lösen.

Was die konkreten Pläne angeht bleibt die Pressemitteilung etwas nebulös. Fetch.ai und SingularityNET werden „ihre dezentralen KI-Plattformen nutzen, um KI-Modelle mit einer überlegenen Zuverlässigkeit und Argumentationsfähigkeit zu bilden.“ Entwickler können diese Modelle durch traditionelle Programmiersprachen und einfache APIs ansprechen, wie sie Fetch.ai und SingularityNET schon heute anbieten.

Etwas konkreter erklärt die Pressemitteilung, dass der Kern der Kooperation darin bestehe, die „dezentrale Infrastruktur zu nutzen, um LLMs“ – also Sprachmodelle wie ChatGPT – „mit Knowledge-Graphen und logischen Argumentations-Engines zu verbinden.“ Durch die beiden Plattformen könne „eine Intelligenz entstehen, die größer ist als ihre Teile.“

Für Humayun Sheikh, dem Chef von Fetch.ai, markiert die Partnerschaft daher „einen entscheidenden Moment in der Evolution der künstlichen Intelligenz“. Für SingularityNET-Gründer Ben Goertzel ist es „ein wichtiger Schritt auf unserem Weg hin zu einer nutzbringenden dezentralen Künstlichen Allgemeinen Intelligenz (AGI).“ Man ist sich also einig, dass die Partnerschaft über die Krypto-Welt hinaus Bedeutung hat.

Bullshit-Bingo oder ein Gewinn für die KI-Entwicklung?

Für technische Laien ist es schwierig, zu sagen, wie plausibel diese Ankündigungen sind. Auf der einen Seite stecken hinter Fetch.ai Forscher der Universität Cambridge und mit Ben Goertzel hinter SingularityNET ein weithin anerkannter KI-Forscher. Sollte es ihnen gelingen, die weitere KI-Entwicklung auf dezentralere Wege zu führen, anstatt sie in den Silos großer Konzerne zu vereinnahmen, wäre dies ein Gewinn weit über die Krypto-Ökonomie hinaus.

Auf der anderen Seite könnte es sich bei der Pressemitteilung auch um ein Bullshit-Bingo handeln, das nur darüber hinwegtäuschen soll, dass die beiden Projekte im Lauf des letzten Jahres nicht allzu viel geliefert haben.

Oder?

Das Agentverse der KI

Fetch.ai nennt sich selbst „das erste offene Netzwerk für KI-Agenten“. KI-Modelle werden zu modularen Bausteinen, um aus ihnen je nach Bedarf Anwendungen zu bilden. Koordiniert wird das ganze über eine eigene Blockchain, die aber, soweit ich es sehe, noch nicht existiert; die Agenten selbst sind offchain im „Agentverse„. Dort aber sind bisher nur eine kleine Handvoll an Modellen zu finden, was jedoch auch daran liegen kann, dass der Zugang bisher noch als Early Access läuft.

Das Blog von Fetch.ai zeigt immerhin eine rege Aktivität: Eine im Frühjahr 2023 begonnene Partnerschaft mit Bosch trägt erste Früchte durch die Integration von Boschs Multifunktionssensor XDK in eine Schnittstelle zum Agentverse.

Daneben kann Fetch.ai in seinem Jahresrückblick für 2023 einige Errungenschaften nennen. Etwa die Kooperation mit Peaq, einer Multichain-Plattform für DePINs (mehr dazu hier), wodurch sich die KI-Agenten blockchainübergreifend koordinieren lassen. Mit DeltaV hat Fetch eine Plattform gestartet, die es dank einem Sprachmodell erlaubt, die Agenten mit Textbefehlen anzusprechen.

Dazu kommt noch ein 40-Millionen-Dollar-Investment, der Start eines Frameworks zur vereinfachten Veröffentlichung von KI-Agenten sowie mehrere Hackdays und Veranstaltungen. Faul war man bei Fetch.ai im vergangenen Jahr nicht.

Der Marktplatz für KI-Module

Auch bei SingularityNET ist 2023 einiges passiert. Das Projekt ist „der weltweit führende KI-Marktplatz auf einer Blockchain.“ Auf dem Marktplatz können KI-Entwickler die Dienstleistungen ihrer Modelle anbieten, und Käufer können sie modular anwenden. Der Marktplatz hat derzeit 85 KI-Dienstleistungen im Angebot, zum größten Teil im Bereich der Sprachmodelle.

Die Anzahl der Verkäufe wird nicht genannt, aber der Anzahl von Bewertungen zufolge ist auf dem Marktplatz nicht viel los. Vielleicht liegt das auch daran, dass man zum Kauf die AGIX-Token benötigt.

Daneben gibt es ein wachsendes Ökosystem um SingularityNET. Diese „Spin-offs“ decken eine breite Palette an Themen ab und sollen die Plattform selbst füllen. SingularityNET versteht sich als Inkubator für modulare KI-Entwicklungen.

Insgesamt gibt es 12 Spin-Offs, die KI-Modelle für Investment, Medizin, Gesundheit, Spiele, Cloud-Computing, Musik, Medien nutzen und auch anstreben, eine Künstliche Allgemeine Intelligenz zu schaffen.

Darüber hinaus hat SingularityNET im zurückliegenden Jahr neue Mitarbeiter gewonnen, Workshops und Hackdays zu KI gehalten, eine DAO gegründet, um das Funding von Spin-Offs zu koordinieren und mehr. Auch hier hat man sich offenbar nicht ausgeruht.

Ambitioniert, aber noch nicht sehr erfolgreich

Beides Projekte sind also durchaus aktiv und wären nicht darauf angewiesen, eine Partnerschaft des Bullshit-Bingo zu fabrizieren, um Aufmerksamkeit zu generieren. Beide arbeiten mit modularen Ansätzen, um Künstliche Intelligenzen zu dezentralisieren, und verbinden dies mit physischer Infrastruktur wie Sensoren oder Cloud-Computing. Beide Projekte schließlich engagieren sich in Hackdays und der KI-Forschung.

Das klingt soweit relativ positiv und zumindest seriös. Ob ihr Ansatz eine Chance hat, sich gegen OpenAI und Microsoft und andere zentrale, große Akteure durchzusetzen, ist aber eine andere Frage. Es wäre ohne Zweifel wünschenswert, doch die eigentlichen Produkte – SingularityNETs Marktplatz und Fetch.ais Agentverse – sind bisher noch nicht abgehoben.


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1 Kommentar zu Fetch.ai und Singularity.net kooperieren für „ethische und akkurate KI“

  1. Paul Janowitz // 22. Januar 2024 um 8:22 // Antworten

    Sorry, vielleicht urteile ich auch vorschnell, aber ich sehe da keinerlei Aktivität: https://github.com/fetchai/fetchd/graphs/contributors

    Klingt für mich eher nach Bullshit Bingo wie IOTA & Co.

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