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Das China-legalisiert-Bitcoin-Gerücht

Schon immer eine Quelle der Spekulation, was die Mächtigen planen: Die Forbidden City in Beijing. Foto von Nikolaj Potanin via flickr.com. Lizenz: Creative Commons 2.0

Ach, China. Immer gut für Mutmaßungen und Spekulationen. Auf der Seite der chinesischen Cyberspace-Verwaltung erschien just an dem Tag, an dem der Bitcoin-Preis zu steigen begann, ein rätselhafter Artikel, der sich interpretieren ließe, als würde China Bitcoin legalisieren. Ob da etwas dran ist?

China ist ein großes, rätselhaftes Land. Das beginnt beim Essen, das unglaublich köstlich, aber auch widerlich sein kann, geht über die Sprache, die kaum zu lernen ist, und hört längst nicht bei der Freiheit auf, die je nach Perspektive riesig oder eingeschränkt ist. Das Nachrichten aus China im Westen meistens schwer zu entziffern sind, liegt nicht nur daran, dass der google-translater seine liebe Mühe hat, die chinesischen Zeichen in ein sinnvolles Englisch zu übersetzen, sondern auch daran, dass in China kaum etwas zufällig geschieht und jede Publikation nur im Kontext zu entziffern ist.

Das aktuellste Beispiel ist eine Veröffentlichung auf der Seite der Cyberspace-Verwaltung von China. Am 13. Oktober, just an dem Tag, an dem von China aus die Preise zu steigen begannen und die chinesischen Börsen Rekordvolumen eingefahren haben, erschien dort ein Artikel, der beschreibt, wie die USA und Europa den Bitcoin regulieren und darüber spekulierte, ob der Bitcoin in die „Post-Bitcoin“-Ära übergehe, in der die wilden Preisschwankungen enden und in die Blockchain für weitere Zwecke verwendet wird.

Weil der Artikel zudem etwas von „revolutionären Änderungen“ durch den Bitcoin schreibt, wurde er gleich mal so aufgefasst, als würde China den Bitcoin erlauben. Der Cointelegraph und Cryptocoinnews, zwei der führenden englischsprachigen Krypto-Medien, legten etwas vorsichtiger nach und schreiben, China erkenne den Bitcoin (inoffiziell) an. Und das allein deswegen, weil auf einer Seite der Regierung ein Artikel erscheint, der relativ positiv vom Bitcoin berichtet. Denn nichts ist zufällig, was im Umfeld der chinesischen Administration passiert, oder?

Aus einem Bericht wird ein Hype, aus einer Warnung ein Verbot

Dies erinnert an den Herbst 2013, in dem ein Nachrichtenbeitrag in der chinesischen Tagesschau, der ebenfalls neutral über den Bitcoin berichtete, so lange hochgemauschelt wurde, bis daraus eine kleine Rally wurde. Im Dezember 2013 geschah dann das Gegenteil, als die People’s Bank of China Banken davor warnte, sich mit dem Bitcoin zu beschäftigten, was dann gleich als Verbot interpretiert wurde und einen Kurssturz auslöste. Im Frühjahr 2014 hat sich das Spiel wiederholt. China verbot den Bitcoin, einmal, zweimal, dreimal, jedesmal brachen die westlichen Trader in Panik aus, und auf den chinesischen Börsen blieb alles beim Alten: Es wird getraded wie verrückt, während die chinesischen Miner weiterhin mehr Bitcoins schürfen als der Rest der Welt zusammen.

Man sollte also nicht zuviel in die Meldung hineininterpretieren. Auch im Umfeld der chinesischen Regierung gibt es Dinge, die passieren, ohne dass sie ein stilles Zeichen für einen großen Hintergrund sind. Falls man überhaupt von einer Art von Anerkennung reden kann, dann, dass die Cyberspace-Verwaltung anerkennt, dass der Bitcoin keine Eintagsfliege ist und dass er sich künftig nicht mehr in einem Wild-West-Umfeld entwickeln wird, sondern in einem regulierten Umfeld. Dort werden „illegale Spekulation und Geldwäsche graduell verschwinden“ und „der Bitcoin wird sein ‚bad-boy-image‘ loswerden.“

Es geht mal wieder um die Blockchain

Der Artikel auf der Webseite der Cyberspace-Administration redet hierbei nicht von China, sondern von den USA und Europa. Er gibt an dieser Stelle keine Handlungsempfehlung für China ab, sondern zeichnet einen künftigen Kontext, auf den China eventuell reagieren muss. Er wurde wohl auch nicht von der Cyberspace-Administration verfasst, sondern erschien, wie ein chinesischer redditor anmerkt, ursprünglich in einem Kommentar von „The people’s daily“, einer Zeitung, die als Lautsprecher der Regierung gilt, aber mitunter auch freie, nicht immer streng abgestimmte Kommentare veröffentlicht.

Weiter schreibt der Artikel von den Entwicklungen rund um die Blockchain und deren möglichen Einfluss auf das Finanzwesen. Er empfiehlt etwas unter der Hand, dass man sich auch in China dieser Entwicklung annehme – was tatsächlich aber schon seit einiger Zeit geschieht. Zu nennen ist hier auf jeden Fall Wanxiang, der größte Automobilhersteller Chinas, der sich in Ethereum eingekauft hat und mit 50 Millionen Dollar Blockchain-Startups fördern will, sowie das „1st global Blockchain Summit„, das letzte Woche von der Harvard Business Review in Shanghai veranstaltet wurde.

Dies sind gute Nachrichten. Aber reichen sie, um eine Rally zu rechtfertigen?

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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2 Kommentare zu Das China-legalisiert-Bitcoin-Gerücht

  1. Chinesische Regierung deckt sich jetzt mit BTC ein und gibt dann bekannt das BTC zur 2. Währung in China wird.
    Dann wird die Regierung stink reich, wenn sie jetzt aktuell günstig 1.000.000 BTC einsammeln.

    *Achtung Ironie und zuviel Fantasie* 😀

1 Trackback / Pingback

  1. Chinesische Zentralbank denkt über Einführung von Kryptowährung nach – BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

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