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Bewegung in allen Bereichen

Der Newsrückblick vom 27. September: Ein Fond, Spiele, Tee und Inhalte

Auf eine gewisse Weise ist der Bitcoin wie Schrödingers Katze: Man weiß nicht, was in der Kiste ist, bevor man sie geöffnet hat. Digitales Gold? Die Währung fürs Internet? Oder ein Protokoll, das den internationalen Zahlungsverkehr beflügelt? Die Kiste ist derzeit noch geschlossen. Allerdings rappelt es in ihr, es geschieht etwas in allen Bereichen. Einige Beispiele aus den vergangenen zwei Wochen.

(c) Grace Winter / pixelio.de

(c) Grace Winter / pixelio.de


Von Produzent zu Konsument
Bevor Kaffee, Tee oder Kakao vom Bauern zum Konsumenten kommen, laufen sie über zahlreiche Zwischenhändler, die den Großteil des Profits absahnen. In der Folge erhalten Erzeuger oft zu wenig, während die Endabnehmer mehr bezahlen, als es nötig wäre. Tealot ebnet einen direkteren Weg: Die Plattform bringt Teebauern aus acht asiatischen Länden und amerikanische Teetrinker zusammen. Laut Eigenangabe sind die Qualitätstees, die über Tealet gehandelt werden, markant günstiger als diejenigen, die über den üblichen Handelsweg gehen. Zudem bekommen die Bauern den dreifachen Preis.
Für das hawaianische Unternehmen ist es nur konsequent, den Bitcoin als Währung zu akzeptieren: Unsere Mission ist es, Mittelsmänner im globalen Teehandel zu beseitigen, daher ist es keine Überraschung, dass wir daran interessiert sind, finanzielle Mittelsmänner zu beseitigen. Die Gebühren sind signifikant tiefer als mit anderen Zahlungsdiensten wie Paypal so, das hawaianische Unternehmen.

“Bitcoin beseitigt eine Menge Ärger.”
Freunden des gepflegten Gaming sollte die Firma BigPoint ein Begriff sein. Die Hamburger Spieleschmide ist die Urheberin zahlreicher Onlinespiele, etwa zur Serie Battlestar Galactica. Sie bietet die Spiele kostenlos an und verdient am Verkauf von Objekten, die im Game hilfreich sind. Und was sollte besser geeignet sein, um virtuelle Güter zu bezahlen, als eine virtuelle Währung? Vergangene Woche hat BigPoint den Bitcoin als Zahlungsmittel eingeführt. Die Gründe sind pragmatisch: Bei 330 Millionen Kunden aus 150 Ländern spart dies, so die Firma, “eine Menge Ärger” und ist günstiger. Um die Kunden zu ermutigen, die virtuelle Währung zu verwenden, gewährt sie jedem, der mit Bitcoins bezahlt, fünf Prozent Rabatt.

Durch die Blockchain um die Welt
Neuigkeiten gibt es auch von Buttercoin. Wie berichtet hat der Open-Source-Exchange vor, internationale Transaktionen drastisch billiger und schneller zu machen. Derzeit fallen bis zu 20 Prozent an, was insbesondere für Arbeitsmigranten schmerzhaft ist. Buttercoin sucht Partner in aller Welt, die mehr oder weniger Wechselstuben einrichten, um die Gelder als Bitcoin durch die Blockchain über Grenzen flutschen zu lassen. Das Projekt steht erst am Anfang, findet aber ein für Bitcoin-Start-Ups bemerkenswert reges Interesse unter Investoren: Nachdem bereits Google Ventures und andere die erste Million bereitgestellt hatten, legt nun Centralways aus London mit 250.000 Dollar nach. Buttercoin erklärt derweil, man habe bereits Partnerschaften in den USA, Brasilien und Hongkong angeleiert und richte derzeit die Aufmerksamkeit nach Mexiko und Indien. Interessenten gebe es viele, das Problem sei es, die richtigen zu finden.

Kleinstbeträge
Zurück zum Markt für digitale Güter wie Nachrichten oder Filme, kurz content genannt. Dieser Markt ist riesig, aber nur ansatzweise erschlossen. Für viele Verlage ist es eine ausgemachte Sache, dass sie die PayWall runterfahren und für Inhalte Geld verlangen werdeb. Die Frage ist nur wann und wie. Ideal wäre es für alle Beteiligten – also für Leser wie auch Urheber – wenn man je Artikel Cent-Beträge abdrücken könnte. Geldtechnologisch ist das jedoch schwierig und mit den derzeitigen Mitteln auch relativ teuer. Werden die Transaktionen zu klein, fressen die Gebühren den Gewinn. Daher bleibt oft nur die Option, ein Abo anzubieten. Aber wer will nur ein Magazin lesen, wo es im Netz so viele gibt?
Der Bitcoin ist, was Kleinstbeträge angeht, flexibler. Nach BitMonet bietet nun auch BitWall ein Modul an, dass es Verlagen einfach macht, Inhalte zu monetarisieren. Einfach zu installieren, sehr günstig, und via Coinbase auch mit Dollar kompatibel. Das Start-Up hat bereits mit zehn Verlagen Verträge abgeschlossen, zahlreiche weitere bekunden Interesse.

Der Bitcoin Investment Trust ist da
Kommen wir zu einem anderen Aspekt: Dem Investment. Wegen seiner auf maximal 21 Millionen begrenzten Anzahl gilt der Bitcoin als digitales Gold, als Anlage, die, sofern nichts schiefläuft, gegenüber den chronisch inflationären Nationalwährungen fast nur gewinnen kann. Allerdings übersteigt es den IT-Horizont der allermeisten Anleger, sich in das Bitcoin-System einzuarbeiten und obendrei auszutüfteln, wie Bitcoins von großem Wert sicher aufzubewahren sind. Darauf beruht bereits der Plan für einen Bitcoin-Fond der Winklevoss-Zwillinge im Juli. Nun scheint ihnen SecondMarket zuvorzukommen. Während der Winklevoss-Fond noch in den Mühlen der Bürokratie steckt, hat die New Yorker Handelsplattform, die vor allem für Unternehmensanleihen wie die Facebook-Aktie bekannt ist, den Bitcoin Investment Trust aufgelegt. Damit wäre der erste nur auf Bitcoin setzende Anlagefond da. Um die Anleger zu informieren, hat SecondMarket darüber hinaus ein Bitcoin Education Center eingerichtet.

Über Christoph Bergmann (2552 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

6 Kommentare zu Bewegung in allen Bereichen

  1. Danke für den Beitrag. Tolle Neuigkeiten.

  2. Holger Motopf // 1. Oktober 2013 um 12:23 // Antworten

    “Kleinstbeträge” -> leider gibt die Bitwall-Site nicht viel Informationen her, wie sie das eigentlich machen wollen.
    Denn ein Konzept für einfache Abrechnung von Kleinstbeträgen wäre sicherlich weiterhin eine Killeridee. Das aber direkt auf Bitcoin-Ebene aufzubauen ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll, da man zwar aktuell Millionstel-Cent abrechnen könnten (bei einer um ein vielfaches höheren TX-Fee) aber in Zukunft wegen des begrenzten Transaktions-Durchsatz Bitcoin für alles mögliche aber nicht für Kleinstbeträge geeignet ist, auch den Club-mate im Kreuzberger Club wird man zukünftig nicht mehr mit BTC bezahlen (plus 30 Cent TX-Fee) und damit die weltweite Blockchain fluten. (Wenn man die aktuelle Konfiguration (max. 1MB Block, 10 Min pro Block) heranzieht, sind weltweit nur ca. 7 (sieben!) Transaktionen pro Sekunde möglich, (prinzipell ist das bei Lightcoins das vierfache, was die Evangelisten dort für einen riesen Vorteil halten 😉
    Ich bin gespannt …

    • BitWall ist mit Coinbase verbunden, und Coinbase prozessiert offchain-transaktionen, sprich, die Kleinstbeträge laufen durch das Coinbase-System und gehen erst kumuliert in die Blockchain ein. So ähnlich wie flattr, nur deutlich günstiger.

  3. Erst mal Danke für die interessanten Beiträge. Es wäre ein grosser Schritt nach vorn wenn sich Bitcoins fürs bezahlen von Content bei den Usern durchsetzten würde. Ich wäre schon bereit für prof. recherchierte Artikel oder ähnl. auch zu bezahlen. Ne Tageszeitung bezahl ich auch mit Kleingeld;-)

    Grüsse Enrico

  4. “Derzeit fallen bis zu 20 Prozent an, was insbesondere für Arbeitsmigranten schmerzhaft ist. ”

    Wann genau fallen 20% an? Bereits bei der Transaktion von meinem Rechner aus oder erst beim Wechsel der Bitcoins (im Ausland) in die dort heimische Währung oder wo genau?
    Wie kommst du auf 20%?

    danke vorab

    • Hallo,

      die bis zu 20 Prozent fallen an, wenn man ohne Bitcoins überweist, also z. B. Euro nach Marokko etc. schickt. Steht zumindest auf den Preisschildern bei Kiosken, die via Western Union Auslandsüberweisungen vornehmen. Wer das mit Bitcoins macht, bezahlt natürlich deutlich weniger …

      hoffe, ich konnte helfen

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