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Circle: Wird der Bitcoin jetzt Mainstream?

Am Montag hat Circle Internet Financial die Beta-Phase verlassen. Damit betritt ein Unternehmen die Bitcoin-Wirtschaft, dass es sich auf die Fahne geschrieben hat, Bitcoins zum Mainstream zu machen. Circle beansprucht, mit sehr viel Investmentkapital Bitcoins einfacher zu machen als PayPal. Für die Oma werden Bitcoins deswegen zwar nicht attraktiv – aber für die Händler noch ein Stückchen mehr. Ein kurzes Review zu einer Plattform mit einem mysteriösen Einnahmemodell.

Warum wird so viel über Circle geredet und geschrieben?

Wie so oft geht es nicht darum, was jemand macht, sondern wer etwas macht. Und Jeremy Allaire, der Boss von Circle, ist beileibe kein Unbekannter. Allaire hat schon mehrere erfolgreiche Internet-Unternehmen gegründet und genießt offensichtlich das Vertrauen schwergewichtiger Investoren. So hat Circle im späten Sommer 2013, noch bevor Allaire überhaupt irgendeinen Plan vorgestellt hat, ein Investment im zweistelligen Millionenbereich bekommen, um, wie Allaire sagte, “den Bitcoin zum Mainstream” zu bringen.

Auch beim Launch eines Projektes ist es so, dass es oft nicht darauf ankommt, was genau gelauncht wird, sondern wie etwas gelauncht wird. Circle befand sich die letzten Monate im Beta-Modus. Auf reddit haben regelmäßig Leute gepostet, dass sie die Einladung zu Circle bekommen hätten und das Produkt supermegaklassegeil sei. Daher war die allgemeine Vorfreude schon irgendwie da, als Circle am Montag die Betaphase abgeschlossen hat. Sogar heise hat die Ankündigung von Circle unter dem Titel “Bitcoin für die Massen” vorgestellt.

Was ist Circle?

Aus dem mysteriösen Projekt wurde … eine Wechselstube mit Onlinewallet! Circle kauft auf Börsen Bitcoins und verkauft diese an die Kunden weiter. Zudem können die Kunden bequem Bitcoins bei Circle lagern und benutzen. Von Coinbase, das im Prinzip dasselbe macht, will sich Circle durch folgende Features abheben: Die Bitcoins sind versichert (bei Marsh, einem großen globalen Versicherer), man kann Bitcoins per Email versenden, und, vor allem, es gibt keine Gebühren. Lediglich für Kreditkarten gibt Circle Gebühren von 2-3 Prozent an die Kunden weiter.

Die Circle Internet Financial Trading Company Limited ist in Irland beheimatet. Auf der Homepage sind die Manager und Investoren genannt.

Keine Gebühren? Wie verdient Circle dann Geld?

Tja, das ist die große Frage. Circle hat nur Einnahmen, wenn User mit Kreditkarte kaufen. Die 2-3 Prozent könnten zwar minimal weniger sein, als Circle selbst dafür bezahlen muss, aber sie dürften kaum die Verluste durch Kreditkartenbetrug aufwiegen, die Circle anscheinend bewusst in Kauf nimmt. Wahrscheinlicher ist, dass Circle an den Preisen verdient. Die liegen laut meinen zwei bis drei Stichproben 2-4 Dollar über Marktpreisen (Vergleichswerte: Bitstamp, Bitcoin-Average).

Eine weitere Möglichkeit für Circle, Geld zu verdienen, kommt in der Redewendung zum Ausdruck, wenn du nicht der Kunde der Konzerne bist, bist du ihr Produkt. Circle behält sich vor, durch Cookies Daten zu sammeln und diese unter anderem für Werbezwecke zu verwenden. Die Firma wird keine Daten verkaufen, aber sie nutzen, um den User etwa über Angebote zu informieren, die für ihn interessant sein könnten.

Laut heise setzt Circle jedoch darauf, dass die zunehmende Nutzung Einnahmequellen eröffnen wird. Die Firma ist mittlerweile mit Venture Kapital von 26 Millionen Dollar ausgestattet und kann es sich leisten, die ersten paar Jahre Verlust zu machen. Man muss nur so groß werden wie Amazon oder PayPal, dann sprudeln die Einnahmen schon. Dass man dazu am Anfang überhaupt kein Einnahmemodell braucht, macht derzeit Alibaba vor.  Willkommen im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts!

Wird Circle den Bitcoin zum Mainstream bringen?

Erwarten Sie ernsthaft eine Antwort? Circles Homepage sieht schick aus, mit Bildern von Menschen, die herauszommen, wenn man scrollt, während sie gleichzeitig schnell lädt. Circle tut zunächst so, als ginge es gar nicht um Bitcoins: “Hallo, Geld. Mit uns ist die Verwendung von Geld einfach – sofort, sicher und kostenlos. So sollte Geld sein.” Circle sieht sich nicht als Konkurrent von Bitcoin-Handelsplätzen, sondern von PayPal. Die Oma, so das Argument für den Mainstream, würde bestimmt nicht auf eine Bitcoin-Börse oder -wechselstube gehen. Viel zu kompliziert. Aber sie würde sich bei Circle anmelden.

Andererseits: Falls die Oma das Bedürfnis danach gehabt hätte, kostenlos und sicher und sofort im Internet zu überweisen, dann hätte sie sich auch bei PayPal anmelden können. Damit könnte sie übrigens in mehr als einer Handvoll Shops bezahlen und würde wissen, wieviel ihr Geld morgen wert sein wird. Circle versichert zwar die Bitcoins, aber nicht deren Kurs. Für Kunden ist der Bitcoin derzeit schlicht kein attraktives Zahlungsmittel. Hat auch keiner gesagt.

Für Händler dagegen ist er das mittlerweile. Eigentlich ein Nobrainer. Wenn ein Kunde über Circle bezahlt, ist das sicher und kostenlos, auch aus dem Ausland ist, egal welches. Man kann Circle problemlos im Einzelhandel empfangen, in einem Café oder auf Facebook. Circle hat eben den Bitcoin-Vorteil. Das Unternehmen setzt vielleicht darauf, dass die Händler ihre Kunden einmal überzeugen werden, per Bitcoin zu bezahlen. Solange macht es es den Kunden etwas einfacher.

Ist Circle in Deutschland verfügbar?

Nicht wirklich. Klickt man auf Add/Withdraw Money, wird man darüber informiert, dass ein US-Bankaccount oder eine US-Kreditkarte notwendig seien. Man arbeite daran. Bis dahin könne man “Bitcoins senden, empfangen und speichern.” Angeblich kann man auch als Europäer Kreditkarten von amerikanischen Unternehmen benutzen, ich konnte es nicht.

 

 

Über Christoph Bergmann (2552 Artikel)
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5 Kommentare zu Circle: Wird der Bitcoin jetzt Mainstream?

  1. Hallo Herr Bergmann, ich habe mich mit einer Fidor Mastercard registriert und das hat bisher alle gut funktioniert! Mehr habe ich bisher leider noch nicht getestet.

  2. MasterCard von Neteller.com funktioniert. 2,9% CC Gebühren von circle, ansonsten keine Gebühren

  3. Mit Kreditkarte Bitcoins kaufen klappt wunderbar. Ich bin sehr angetan von dem Service und sehe den Service als ganz wichtigen Schritt nach vorne.

  4. Ging bei mir mit VISA ohne Probleme

  5. Bei mir hat eine VISA der KSK nicht funtioniert.

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