Mining, Sidechains und einige neue Akzeptanzstellen
Der Newsrückblick der Woche
Auch in dieser Woche berichten wir von den wichtigsten Nachrichten aus dem Reich der Kryptowährungen: Diesmal mit einer neuen Firma, durch die die Kernentwickler Sidechains installieren wollen, einer nicht eben ehrenhaften Kehrwende eines ohnehin nicht unbedingt ehrenhaften Herstellers von Asics und einigen neuen Akzeptanzstellen für deutschen Konsumenten. Und zuletzt haben wir die Gurke der Woche für den schlechtesten Medienbericht zum Bitcoin.
Der guten Tradition wegen beginnen wir aber mit dem Preis. Und wie es schon beinah Tradition ist, kann man zu diesem nur sagen, dass er einmal mehr nachgegeben hat. Die ersten Tage der Woche hat der Preis um die 300 Euro herum oszilliert – mal bei 298 Euro, mal bei 305 – doch in der Nacht auf Donnerstag ging es wieder ein Stückchen abwärts. Nach einer kurzen Erholung setzte sich der Abwärtstrend am Wochenende fort, und nach einem Tiefpunkt von etwa 270 Euro hat sich der Preis bei gut 280 Euro eingefangen.
Bevor wir zu den News kommen, haben wir noch eine zweite Kurve: die Hashrate. Diese beschreibt die Rechenleistung, die die Miner ins Bitcoin-Mining stecken. Nachdem sie seit gut einem Jahr nach oben schießt, als gäbe es kein Morgen, hat sich seit Mitte September das Wachstum deutlich verlangsamt. Gestern kam es zu einem kleinen Absturz, der die Hashrate von 291 Millionen Gigahash / Sekunde auf 232 Millionen GH/s gedrückt hat. Damit könnte die Schwierigkeit zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder sinken.
Selbst minen anstatt Hardware verkaufen
Der Asic-Hersteller KnC aus Schweden, bekannt für weniger optimale Geräte, lange Lieferzeiten und Mining in die eigene Tasche, will völlig vom Geschäft mit den Konsumenten weg, nachdem die Bestellungen aufgrund gefallener Preise und gestiegener Beschwerden ausgeblieben sind und mehr und mehr Kunden ihr Geld zurück gewollt haben. In einem Telefoninterview mit Bloomberg erklärte KnC-Gründer Sam Cole, dass man nun dazu übergehe, in eigenen Datencenter in Island und Schweden mit der selbst fabrizierten Hardware selbst zu minen. Dazu habe man bereits 14 Millionen Dollar Kapital gesammelt, hoffe aber, auf insgesamt 50 Millionen zu kommen. In den kommenden zwei Jahren seien noch rund 2 Milliarden Dollar an Bitcoins zu minen, von denen KnC mindestens 20 Prozent einfahren möchte. Derzeit mine man zu Kosten von deutlich unter 400 Dollar je Bitcoin.
Diese Entwicklung ist bemerkenswert. Sie zeigt zum einen, dass der Markt nach Asics einen Grad der Sättigung erreicht hat, der es den Herstellern nicht länger möglich macht, die Nummer mit dem schlechten Kundenservice, den verspäteten Lieferungen und den Geräten, die ihren Versprechungen nicht gerecht werden, durchzuziehen. Zum anderen zeigt sie, dass Mining auch bei den aktuellen Preisen noch lukrativ ist – zumindest für die Hersteller. Und schließlich demonstriert sie, wie sehr das Bitcoin-Mining am Scheideweg angekommen ist: Wenn der Markt für Privatminer mehr und mehr wegbricht, bleiben nur noch die großen Datencenter übrig. Damit droht eine weitere Zentralisierung des Minings, und das Resultat kann nur sein, dass sich, im besten Fall, mehrere große Spieler in einem Gleichgewicht des Schreckens gegenseitig neutralisieren. Ein gutes hat die Entwicklung immerhin: Wenn KnC keine Bestellungen mehr annimmt, werden keine Kunden mit Bitcoins bezahlen, die dann sofort gewechselt werden. KnC kann nur noch die selbst geschürften Bitcoins verkaufen. Somit könnte dies auch für den Preis die seit langem ersehnte Trendwende einleiten. Könnte.
Sidechains anstatt Altcoins
Nun zu einer neuen Innovation im Bitcoin: den Sidechains. Diese haben womöglich das Zeug, eine Menge Altcoins vom Markt zu fegen. Die Idee zirkuliert seit einigen Monaten und wurde in der vergangenen Woche ein Stück mehr Wirklichkeit, als unter anderem Adam Back und Gregory Maxwell ein Sidechains-Whitepaper veröffentlicht und die Firma Blockstream gegründet haben. Diese soll, ausgestattet mit Investitionskapital von 14 Millionen Dollar, die Sidechains zum Leben erwecken. Kurz gesagt geht es dabei darum, alternative Blockchains zu ermöglichen, in die Bitcoins quasi wechseln können. So könnte es etwa Sidechains mit wesentlich kürzeren Blockinterwallen geben, Sidechains ohne Transaktionsgebühren, Sidechains, deren Mining wie beim Gridcoin an wissenschaftliche Aufgaben gebunden sind, oder Sidechains, die verschiedene Arten von Verträgen in der Blockchain unterstützen. Die Bitcoins sollen dabei von der Hauptchain – der Blockchain – in die Sidechain überspringen können und zurück. Prinzipiell wäre dies im Bitcoin-System möglich, auch wenn noch nicht ganz geklärt ist, wie sicher das Verfahren ist und wie die Miner für die Arbeit an der Sidechain zu entlohnen sind.
plentymarkets aus Kassel bringt Bitcoins in deutsche Shops
Nachdem mehr und mehr Shops nachgefragt haben, hat plentymarkets, ein E-Commerce ERP-System aus Kassel, nun Bitcoins integriert. Partner der Firma ist dabei BitPay. Um Bitcoins in ihr Shopping-System zu integrieren, müssen sich die Kunden von plentymarkets bei BitPay registrieren. Die weitere Einrichtung ist dann sehr einfach gemacht. Wie Plentymarkets auf ihrem Blog schreibt, bietet die kostenlose Version eines BitPay-Accounts ein unlimitiertes Auftragsvolumen, den täglichen Bankabgleich und E-Mail-Support. Als Vorteile von Bitcoins nennt plentymarkets, dass Bitcoins anonym sind, man sie weltweit einsetzen kann, keine Transaktionsgebühren entstehen, es keine Probleme mit unterschiedlichen Währungen gibt und dass Bitcoins fälschungssicher sind. Und weiter: “Da persönliche Informationen im Vergleich zu anderen Zahlungsarten nicht angegeben werden, besteht für den Endkunden weder das Risiko eines Identitätsdiebstahl noch entstehen dem Händler Kosten im Zusammenhang mit der Einhaltung des PCI-DSS. Auch die Gebühren sind im Vergleich deutlich geringer als bei Kreditkarten.” plentymarkets wurde 2001 gegründet und bietet den mittlerweile 3.500 Kunden E-Commerce-Komplettsysteme. Unter anderem Stabilo und Edeko nutzen das Produkt von plentymarkets.
… und die Verbreitung schreitet voran. Einige neue Akzeptanzstellen
Sie wissen ja – eine Währung lebt nur, wenn sie benutzt wird. Daher stellen wir Ihnen auch in diesem Newsrückblick einige Akzeptanzstellen vor. Sollte etwas für Sie dabei sein, zögern Sie nicht, Ihre Bitcoins auch zu benutzen.
CozyGames
Die auf der Isle of Men beheimatete Firma ist einer der größten Anbieter von Software für Glücksspiele. Laut Eigenangabe ist Cozy Games nun der erste voll lizensierte Anbieter von iGaming, der Bitcoins akzeptiert. Das Unternehmen hat mehr als 90 Spiele im Angebot und kooperiert mit dem Zahlungsdienstleister GoCoin, um Bitcoins, Litecoins und Dogecoins zu akzeptieren. Es erhofft sich davon einen erheblichen Rückgang der Transaktionsgebühren.
Microdeal24
Der erst im Oktober online gegangene Marktplatz Microdeal24 wird ab dem 1. November auch Bitcoins annehmen. Auf dem Marktplatz kann man sogenannte Gigs verkaufen – also Dienstleistungen, die online zu erledigen sind. SEO-Optimierungen, Übersetzungen, Logos, Facebook-Likes und vieles mehr. Die Plattform befindet sich noch in ihren Anfängen und wirkt bislang etwas semiprofessionell. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Leemeta Übersetzungen
Mit Leemeta akzteptiert nun die führende europäische Übersetzungsagentur Bitcoins. Das Unternehmen aus Bremen übersetzt Texte in 83 Sprachen und bedient sich dafür ausschließlich Muttersprachler. Darüberhinaus liefert es beglaubigte Übersetzungen von etwa Verträgen oder Gutachten und liest auch Korrektur. Kunden von Leemeta sind unter anderem Coca-Cola, die Erste Bank, die Hypo-Bank sowie Merck & Co.
Frank Domains
Frank Domains ist ein global agierender Anbieter von Domains aller Art – von einer umfangreichen Liste von Länderdomains bis zu den zahlreichen neuen Domainendungen wie .berlin, .events, .sexy, .career undsoweiter. Bei dem Unternehmen kann man mit Bitcoin, Litecoin, Namecoin und Darkcoin bezahlen. Eine .de-Domain kostet hier nur 11,33 Euro je Jahr.

Gurke von Ting Chen via flickr.com. Lizenz: Creative Commons
Die Gurke der Woche …
für die irreführendste Information geht an den SPIEGEL. Wir sind es ja gewohnt, dass Journalisten oft erst publizieren und dann recherchieren, aber was einer der Wirtschaftsautoren des Nachrichtenmagazins fabriziert hat, grenzt an mutwillige Desinformation. Im Artikel “Byte ist Geld” bejubelt der Autor die Abschaffung des Bargelds sowie Apple Pay. Den Absatz, in dem auch Bitcoin vorkommt, zitieren wir in seinem Kontext:
[Bundesbank-Vorstand] Thiele glaubt dennoch nicht so recht an die monetäre Zeitenwende. Allen Befürwortern der modernen Bezahltechnik hält er entgegen: “Auch bei elektronischen Transaktionen gibt es viele Betrugsfälle, beispielsweise durch Phishing.”
Wie anfällig neue Systeme bargeldlosen Transfers sind, hat etwa die Internetwährung Bitcoin gezeigt, die sich in Millisekunden einfach von einem Handy aufs nächste senden lässt – und die erst vor wenigen Monaten Ziel einer Hacker-Attacke wurde. Kriminelle hatten eine Schwachstelle entdeckt und Transaktionen massenhaft einfach umgeschrieben.
Zudem hinterlässt jede elektronische Transaktion Datenspuren …
Ok. Das ist so falsch und in schiefe Kontexte gezerrt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. So trifft das Argument, dass es bei elektronischen Transaktionen Betrugsfälle gibt, gerade nicht den Bitcoin, wie hier durch die Satzreihenfolge suggeriert wird. Auch dass jede elektronische Transaktion Datenspuren hinterlässt ist nicht, wie der Zusammenhang hier nahelegt, ein Argument gegen sondern für Bitcoin, da bei dieser Währung die Transaktionen über pseudonymisierte Adressen laufen. Der dickste Hund ist allerdings die Hacker-Attacke: Wenn überhaupt, dann haben Kriminelle eine Börse gehackt. Dass Transaktionen “massenhaft einfach umgeschrieben” worden sind ist, im besten Fall, eine unvollständige Information. Transaktionen wurden mit der malleable Transaction lediglich mit einer falschen ID gezeichnet. Es kam beim Bitcoin noch niemals vor, dass, wie hier angedeutet wird, Transaktionen auf den falschen Empfänger umgeschrieben worden sind. Noch niemals.
Bitte, lieber Spiegel, werdet dem Ruf gerecht, den ihr euch in fast fünf Jahrzehnten erarbeitet habt: Recherchiert, bevor ihr schreibt, und informiert eure Leser über die Fakten.
Umgeschriebene Transaktionen und Apple Pay
Wo wir schon beim Thema sind: Vor kurzem hat ja Apple Pay gestartet. Schon in den ersten Wochen kam es zu einem Missgeschick, das der Bitcoin in seinen mehr als 5 Jahren noch nicht erlebt hat: Bei rund tausend Kunden des Zahlungsservices hatte die Bank of America Transaktionen doppelt abgebucht. Kann vorkommen? Ja. Ist aber bei einem Zahlungskonzept, bei dem Apple, Kreditkarten und hunderte von Banken mitmischen eher Prinzip als Ausnahme. Beim Bitcoin ist alles ein wenig einfacher: es gibt eine einzige Datenbank, die Blockchain, und die macht keinen Fehler. Weniger ist manchmal eben wirklich mehr.
Die Massenmedien wollen halt gezielt den BTC diskreditieren, beim Versuch wirds dann wohl auch bleiben 🙂
und nochwas zu Apple Pay einige Großmärkte in USA (wie ALDI bei uns zb) weigern sich Applepay zu akzeptieren.
Zitat: “Bitte, lieber Spiegel, werdet dem Ruf gerecht, …”
Ich würde sagen, genau das machen die doch 🙂
“… den ihr euch in fast fünf Jahrzehnten erarbeitet habt: Recherchiert, bevor ihr schreibt, und informiert eure Leser über die Fakten.”
Und das war einmal …
…war der Artikel im Magazin oder auf Spiegel Online?
Das ist ein großer Unterschied. Die Qualität von Spiegel Online ist mittlerweile insgesamt auf Bild-Niveau und schadet dem gesamten Image, Das Printmagazin soll wohl nicht so schlecht sein.
Yes
Man kann auch einen Leserbrief verfassen und das richtig stellen. Das sollte man auch tun. Allerdings sollte es jemand machen sich damit auskennt, also besser nicht ich 😉