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BitPays Zahlen für 2014 zeigen, dass Bitcoin kein Fiat 2.0 ist

BitPay hat ausführliche Zahlen für 2014 vorgelegt. Diese Zahlen dürften das bisher genaueste Bild abgeben, wie der Bitcoin als Zahlungsmittel eingesetzt wird. Man kann, wie es BitPay macht, sie so interpretieren, dass Bitcoin mehr und mehr zu einer Konsumwährung wird. Man kann aber ebenso gut sagen, dass er genau das nicht geworden ist und vielleicht niemals werden wird. Was nicht weiter ein Problem ist.

Die von BitPay veröffentlichte Infografik zeigt selbst, weshalb sie die Bitcoin-Wirtschaft repräsentiert: 100.000 Händler akzeptieren zu Beginn 2015 Bitcoin, und 53 Prozent davon nutzen den Service des Zahlungsdienstleisters aus Atlanta. BitPay hat also mehr als 50.000 Kunden und prozessiert die Hälfte aller Bitcoin-Einkaufs-Transaktionen.

Die wohl wichtigste Zahl, die die Infografik zeigt, ist das gesamte Transaktionsvolumen, das BitPay 2014 prozessiert hat: 158,8 Millionen Dollar. Das klingt viel, und ist im Vergleich zu 2013 eine Steigerung von rund 50 Prozent. Stärker ist die Anzahl von Transaktionen gestiegen, die über BitPays Server liefen: von 209.420 während des Jahres 2013 auf 563.568. Das damit einhergegangene Sinken des durchschnittlichen Wertes einer BitPay-Transaktion – von 513 auf 281 Dollar – nimmt die Firma als Indiz dafür, dass sich “Bitcoin vom Investment-Gut zur Zahlungsmethode entwickelt”.

Nun … 158,8 Millionen Dollar während ganz 2014. Das sind 430.000 Dollar je Tag und 3.160 je Händler. PayPal prozessiert am Tag rund 700 Millionen Dollar. Es mag sein, dass Bitcoin auf dem Weg ist, ein Konsumenten-Zahlungsmittel zu werden. Aber der Weg ist noch sehr weit.

Wenn man sich die Details der Infografik anschaut, wird man sehen, wie weit der Weg zum Konsum-Zahlungsmittel wirklich ist. BitPay listet die 5 Branchen mit dem höchsten Bitcoin-Volumen auf. Das sind Mining (76,8 Mio.), Edelmetalle (24,5 Mio.), E-Commerce (20,1 Mio), IT-Services (3,4 Mio) und Reiseabieter (1,1 Mio). Das Volumen des Konsums beträgt also tatsächlich nur noch 57,5 Mio. Dollar. Fast die Hälfte aller von BitPay prozessierten Transaktionen ging an Mining-Firmen und damit in die Sicherheit des Netzwerkes. Weitere 15 Prozent dienten der Umwandlung von Bitcoin in vermutlich Gold.

Anders stellt sich das Bild dar, wenn man die Branchen nach der Anzahl von Transaktionen aufschlüsselt. Hier sind Gutscheinkarten mit 88,288 an der Spitze, gefolgt von IT-Service (69,832), E-Commerce (41,121), Food (24,128) und Edelmetallen (3,243). Gutscheinkarten, die Bitcoins in einen Code verwandeln, mit dem man etwa bei amazon einkaufen kann, sind, finde ich, nicht wirklich ein echtes Bezahlen.

Interessant ist auch, dass BitPay zeigt, welche Beträge die Firma im Jahr 2014 in andere Währungen umgewandelt hat. So wurden Bitcoin in 87,7 Mio. US-Dollar, 37,3 Mio. Euro, 3,1 Mio. Canadische Dollar und 3,0 Mio. britische Pfund gewechselt. 28,600 Bitcoin wurden von den Händlern gehalten. Das bedeutet: BitPay hat 2014 Bitcoins im Wert von rund 130 Mio. Dollar verkauft (ca. 80 Prozent). Das ergibt einen täglichen Verkaufsdruck von gut 350.000 Dollar auf den Börsen. Das ist nicht die Welt, aber doch genug, um einen Teil dazu beizutragen, dass der Bitcoin-Preis bei ansonsten ausgeglichenen Angebots-und-Nachfrage-Verhältnissen gedrückt wird.

Man kann es drehen und wenden wie man will: die Zahlen zeigen, dass BitPays Geschäftsmodell nicht eben erfolgsversprechend ist. Der Bedarf, mit Bitcoin zu shoppen, scheint erheblich kleiner zu sein als der Bedarf, Bitcoin zu investieren (in Miner, in Gold), und er ist mit 57,5 Mio Dollar im Jahr verschwindend gering im Vergleich mit PayPal. Selbst wenn das Volumen von BitPay weiterhin mit 50% im Jahr wächst, braucht es noch rund 20 Jahre, um an PayPals Volumen in 2014 heranzukommen.

Zugleich hat selbst dieses winzige Konsum-Transaktionsvolumen negative Einflüsse auf das Bitcoin-Ökosystem in Form eines Drucks auf den Preis. Falls BitPay derzeit das Volumen von PayPal hätte, ergäbe dies einen Verkaufsdruck von mehr als 500 Millionen Dollar – am Tag! Man kann also nur zu dem Schluss kommen, dass BitPays Geschäftsmodell nicht allzu nachgefragt ist und zugleich den Bitcoin-Preis beschädigt. Es scheint derzeit nicht die Bestimmung des Bitcoins zu sein, eine Alltagswährung für den alltäglichen Konsum zu sein. Der Bitcoin ermöglicht Neues. Er ist nicht dafür gemacht, um einfach nur ein (aufwändiger und mühsamer) Ersatz für Fiat zu sein.

Die tatsächlichen Gebiete, in denen der Bitcoin brilliert, sind Massentransaktionen wie im Cloud-Mining, Anwendungen, in denen Privatsphäre wichtig ist (wie in der Online-Erotik), der internationale Geldverkehr, die sichere Überweisung großer Summen, das Mikropayment für digitale Güter und vieles mehr. Aber es ist nicht der Alltagskonsum. Dass ihn BitPay ermöglicht, ist dennoch äußerst nützlich.

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10 Kommentare zu BitPays Zahlen für 2014 zeigen, dass Bitcoin kein Fiat 2.0 ist

  1. “100.000 Händler akzeptieren zu Beginn 2015 Bitcoin, und 53 davon nutzen den Service…”
    LOL, Ich glaube das soll 53% heissen.

    Aber mal im ernst:
    Ich lese den Blog regelmässig weil ich ihn inhaltlich interessant finde.
    Doch ich habe immer öffters das Gefühl, dass die Artikel nicht einmal durchgelesen werden, befor sie veröffentlicht werden. Meistens sind es nur kleinere Tippfehler oder fehlende Wörter und ähnliches, die nicht weiter stören.
    Manchmal reichen diese kleinen Fehler aber aus, um den Inhalt völlig missverständlich zu machen.

    Also bitte in Zukunft noch einmal durchlesen vor dem Veröffentlichen!

  2. Michael Schmoock // 20. April 2015 um 14:15 // Antworten

    Die Zahlen könnten berauschender sein, man muss die Kirche aber auch ein Stück weit im Dorf lassen.

    Bitcoin is 5 Jahre alt, hat eine MarketCap von gerade mal 3Mrd$. Wachstumsraten von 50% (Umsatz) und 100% (Transaktionen) sind traumhaft (solange sie in anhalten). Wir können realistisch schätzen das von den 14Mio Bitcoins vllt noch ~11Mio im Umlauf sind. Ich schätze die weltweite Zahl der Bitcoin user bei 20-50Mio Individuen.

    Das bedeutet für mich, dass der Preis (MarketCap gegen Userzahl) alles andere als überhöht ist, und das Wachstumspotential noch lange nicht ausgeschöpft ist.

    Zu guter letzt sind genügend Idealisten involviert, denn der Bitcoin als Gesseschaftliches Phänomen ist vorallem: TOO IMPORTANT TO FAIL!

    • Zu guter letzt sind genügend Idealisten involviert, denn der Bitcoin als Gesseschaftliches Phänomen ist vorallem: TOO IMPORTANT TO FAIL!

      Stimme ich vollkommen zu. Auch dass das Wachstumspotenzial noch lange nicht ausgereift ist. Kann sein dass der Artikel zu negativ geraten ist.

      • freiheit // 20. April 2015 um 16:24 //

        Ja, den Artikel kann man schon als pessimistisch interpretieren.

        Ich sehe es so wie Michael. Wichtig ist nicht wie viel zur Zeit mit Bitcoin umgesetzt wird, sondern ob er sich weiter verbreitet oder gar stagniert. Und da finde ich die Zahlen eher optimistisch. 50% von wenig ist zwar nicht viel, aber ich sehe es wie beim Zinseszins. Nächstes Jahr sind die 50% schon viel mehr …

        Die Zeit für eine unabhängiges Währungssystem fängt erst langsam an. Und ein gesundes Wachstum ist oft besser als wenn der Ansturm nicht mehr bewältigt werden kann. So können die Strukturen mit wachsen. Schau die mal die Börsen von vor drei Jahren und heute an. Damals war Sicherheit nicht in den Köpfen der Betreiber. Und nun stell dir mal vor, damals wäre der Bitcoin schon Mainstream gewesen und dann die Einbrüche: der Bitcoin wäre dann möglicherweise schon gestorben. Nur wenn die Strukturen mit wachsen können hat der Bitcoin eine Chance. Und bis der Bitcoin Mainstream ist, sind die Clients auch für Otto-Normal benutzbar und bieten mehr Sicherheit als heute.

      • Guter Punkt! Die Infrastruktur wäre ja tatsächlich noch gar nicht soweit, viel mehr zu verkraften. Das muss langsam wachsen. Ich denke, der Pessimismus kommt daher: Der Durchschnittspreis für einen Bitcoin lag 2013 bei etwa 100 Dollar. 2014 lag er bei etwa 600 Dollar. So gesehen ist ein Wachstum von 50 Prozent eben eher mager.

  3. Nun ich sehe die Sache weitaus positiver, denn der Vergleich 2013 zu 2014 ist ein Vergleich mit Äpfel und Birnen. Man muss bedenken, dass in 2013 zwei Rallies stattfanden und der Bitcoin wie wahnsinnig hin- und hergeschoben wurde. 2014 hingegen war begleitet von stetig fallenden Kursen und einer depressiven Stimmung, die letztendlich bis in 2015 anhält. In diesem Zusammenhang finde ich eine Steigerung von 50% beim Volumen und über 100% bei der Zahl der Transaktionen eine Bestätigung dafür, dass Bitcoin eben nicht wie von vielen Pessimisten gedacht, eine Eintagsfliege sein wird.
    D.h. trotz depressiver Stimmung konnte man noch wachsen. Man braucht nicht viel Fantasie um zu wissen, dass sollte die depressive Stimmung ihr Ende finden und wie vielleicht in eine neue Phase der positiven Stimmung samt erneuten Hype erleben, dass wir dann vermutlich Wachstumsraten von weit mehr als 100% erwarten dürften.

    Ferner finde ich die Aussage einiger Leute, dass der Bitcoin als Zahlungsmittel nicht angenommen wird, etwas zu kurz gedacht.
    Ich selbst bestellte öfter im Internet und bei den Shops bei denen ich bestelle, akzeptiert vielleicht einer von 20 Shops Bitcoin. D.h. als Bitcoiner kann man bislang kaum mit Bitcoin einkaufen, weil schlichtweg das Angebot fehlt.
    Dass was man häufig mittels Bitcoin kaufen kann, sind eher Nischenprodukte von Nischenanbietern oder Produkte, welche qualitativ minderwertig sind.

    Solange sich die Akzeptanz auf ein paar wenige Händler beschränkt, kann sich Bitcoin auch nicht als Zahlungsmittel durchsetzen.
    Und warum sollte sich ein Kunde eine Bitcoinwallet installieren und Geld in Bitcoin tauschen, wenn er dort wo er einkauft, damit sowieso nicht bezahlen kann?
    Anders wäre es, wenn der Kunde fast überall mit Bitcoin bezahlen könnte.

    Letztendlich kann man sich mal die Historie von PayPal anschauen, da fing es anfangs auch klein an, da akzeptierten auch nur wenige Shops PayPal, so dass es für Hinz und Kunz eine uninteressante Lösung war und sich auf wenige Nerds und Onlinejunkies beschränkte.
    Seitdem aber nahezu jeder Shop PayPal akzeptiert, hat sich PayPal als Zahlungsmethode etabliert und stellt mittlerweile die meisten Transaktionen, vor allem bei kleineren Bestellungen.

    Also ich bleibe weiterhin äußest bullisch, Bitcoin wird PayPal & Co. Konkurrenz machen, daran habe ich nur wenig Zweifel.

  4. Das schlimmste ist es bis man einmal nur Bitcoins hat. Der Normalbürger ist für diesen Vorgang einfach zu kompliziert. Ganz gefährlich auch, daß es in Deutschland nur eine Plattform gibt, dei der ich Bitcoins eintauschen kann. Macht diese dicht, wird es ziemlich schwierig seine Coins noch zu verkaufen.

  5. Immer wieder lustig, wie die “Zahlen” des Bitcoin-Systems mit denen etablierter Zahlungssysteme verglichen werden. Wie alt ist Bitpay? 2 Jahre oder so? Interessanter wäre es doch zu wissen, wieviel Paypal ganze 2 Jahre nach seiner Gründung mit Internetzahlungen umsetzte? Das wird nicht viel gewesen sein. Ich mutmaße: weit weniger als Bitpay nach 2 Jahren. Und wieviel setzten Kreditkartenfirmen (Master/Visa) zwei Jahre nach ihrem “Internet-Start” um? Vermutlich ebefalls wenig. DAS wäre ein interessanter und aussagekräftigerer Vergleich.

  6. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/218465/umfrage/volumen-der-mobilen-zahlungen-via-paypal/

    Paypal wurde 1998 gegründet (http://de.wikipedia.org/wiki/PayPal). Die Statistik fängt 10 Jahre danach an.

    Paypal hatte mit ebay einen großen Pusher. Bitcoin hatte mit MtGox einen großen Pusher (http://www.zerohedge.com/node/488930) 🙂

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